Während die Umgestaltung von Straßen, Gassen und Plätzen voranschritt, ließen private Investitionen weiter auf sich warten. Deshalb ergriff Dressel, 1984 zum Bürgermeister gewählt, mit dem Stadtrat die Initiative. Das der Stadt gehörende "Buhlsche Haus" wurde nach Grundsätzen der Denkmalpflege saniert. "1000 Leute waren im November 1986 beim Tag der offenen Tür in dem kleinen Haus und haben gesehen, was man aus alter Bausubstanz alles machen kann", spricht Dressel von einem "Schlüsselprojekt" für private Hausbesitzer und dem "besten Handwerker-Förderprogramm".
Das beflügelte peu á peu die innerstädtische Konjunktur und schaffte Arbeitsplätze sowie neue Dienstleistunszweige. Die Gastronomie lebte ebenso auf wie der Tourismus. Attraktiver Wohnraum im Verbund mit hoher Lebensqualität und moderner Infrastruktur - 1985 war die Kleinstadt eine der ersten Orte bundesweit, die komplett mit Breitband verkabelt war - machten Seßlach nicht nur für Auswärtige wieder interessant. Dressel: "Die Kinder derer, die Seßlach mangels Perspektiven verlassen hatten, kamen vielfach zurück."
Das Bundes-Bauministerium sieht heute in Seßlach "ein sehr erfolgreiches Beispiel für die Sanierung einer historischen Kleinstadt im ländlichen Raum". Bereits 1988 waren die Bemühungen von Verwaltung und Bürger als "bundesweites Musterbeispiel" gewürdigt worden, als Seßlach als Landessieger und eine von zwölf Kommunen den Preis "Bürger, es geht um Deine Gemeinde" verliehen bekam. Wie viel Geld inzwischen über weitere Förderprogramme geflossen sind, lässt sich laut Hendrik Dressel nicht beziffern. "Klar ist, dass es sich gelohnt hat und lohnt. Vieles ist schon erreicht, aber auch noch Einiges zu tun", sagt der Altbürgermeister und schiebt nach: "Wir brauchen keine Bewahrungskultur, sondern müssen uns weiterentwickeln."
Seit 1. Mai 2014 ist Martin Mittag Bürgermeister. Die Einschätzung seines Vorgängers teilt er zu 100 Prozent. "Inzwischen gibt es neue Herausforderungen, denen wir Rechnung tragen müssen", sieht er die Notwendigkeit, einerseits Erreichtes kontinuierlich zu optimieren und andererseits zukunftsorientierte Prozesse anzustoßen. "Unser großes Aufgabenfeld ist das neue Innenstadtkonzept", sagt Mittag. Das beinhalte Themen wie Barrierefreiheit, Seniorenarbeit und ärztliche Versorgung ebenso wie neue Tourismus-Strategien, Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und Handlungsoptionen für Wirtschaft und Gewerbe. "Wir sind intensiv dabei, unsere Hausaufgaben zu machen, um die Attraktivität Seßlachs auf hohem Niveau zu halten", hofft der Bürgermeister auf weitere Unterstützung durch die Städtebauförderung.
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