Coburg Werte wie vor 90 Jahren

Christoph Scheppe
Ende Mai wurden 15 Beton- und Stahlproben den tragenden Teilen der Mohrenbrücke entnommen. Den Laboruntersuchungen zufolge gibt es keine Beanstandungen an der Beschaffenheit des Materials. Foto: Christoph Scheppe

Beton-und Stahlproben der Mohrenbrücke sind analysiert. Das Ergebnis stimmt optimistisch. Der eigentliche "Stresstest" steht noch aus.

 
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Coburg - Abriss und Neubau oder doch Sanierung? Nach der Sommerpause liegt das Schicksal der schadhaften Mohrenbrücke erneut in den Händen des Bau- und Umweltsenats. Zwar hatte das Gremium bereits 2012 für den Abriss des 1927/28 errichteten Brückenbauwerks gestimmt, seinen Beschluss aber im Januar vergangenen Jahres vorläufig wieder ausgesetzt. Grund dafür war die Einschätzung von Gregor Stolarski (TÜV Rheinland), dass die Mohrenbrücke trotz "dramatischer Schäden ein alles in allem robustes Bauwerk mit bestechender Qualität ist". Wenn man mit der - bedingt durch die Schäden - heruntergeschraubten Beschränkung auf 16 Tonnen leben könne, komme eine Sanierung (800 000 Euro) unterm Strich sogar günstiger als ein Neubau (1,1 Millionen Euro).

Erste Stahlbetonbrücke

1927/28 errichtete Baumeister Paul Schaarschmidt im Auftrag der Stadt die Mohrenbrücke. Die Pläne dazu stammen vom Münchner Ingenieurbüro Streck & Zenß in Zusammenarbeit und dem Münchner Architekten Professor Jäger.

Sie ist die erste Coburger Stahlbetonbrücke (Tragkraft 41 Tonnen) und überspannt die Itz mit einer Stützweite von 21 Metern und einer Gesamtbreite von 15 Metern, von denen zehn Meter auf die Fahrbahn entfallen. Die beidseitigen Gehwege werden durch massive Brüstungen begrenzt.

Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte der Bau- und Umweltsenat weitere Untersuchungen angeordnet. Dazu gehören neben statischen Berechnungen auch Beton- und Stahlproben. Letztere wurden Ende Mai den tragenden Teilen des Brückenbauwerks entnommen und inzwischen in einem Nürnberger Labor analysiert. "Die bei den 15 Proben ermittelten Werte entsprechen den Erwartungen", erklärte Greogor Stolarski auf Anfrage der Neuen Presse . Den Daten zufolge seien keine signifikanten Ausreißer nach oben oder unten zu verzeichnen. Und weil keiner der Werte unterhalb der kritischen Linie liege, sehe es alles in allem "nicht schlecht aus", so der TÜV-Experte.

Im Gegenteil: Ein Vergleich der heutigen mit denen der vor 90 Jahren von der Coburger Baufirma Schaarschmidt in Förmchen gegossen und zur Kontrolle eingereichten Proben bestätigen die damaligen Laborberichte. "Die Werte sind nahezu ähnlich", sagte Greogor Stolarski. "Die Männer haben damals den Beton von Hand angerührt und wirklich gute Arbeit geleistet."

Bei der Frage, ob eine Sanierung der Mohrenbrücke wirtschaftlich Sinn macht, ist die Untersuchung der Beschaffenheit von Beton und Stahl ein wichtiger Bestandteil. Allerdings nur einer von vielen. Für ein endgültiges Urteil ist ein simulierter "Stresstest" unabdingbar, dem die Mohrenbrücke aktuell unterzogen wird. Dazu füttert das Nürnberger Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner (LAP) Computer mit den Analyse-Daten und statischen Berechnungen und simuliert verschiedene Szenarien. Dieser aufwendige Prozess sei noch nicht gänzlich abgeschlossen, teilte LAP auf Anfrage mit. Ein Ergebnis werde aber voraussichtlich Ende Juli vorliegen.

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