Stöppach Wut, Trauer und ein Wunsch

Yannick Seiler
Eine Stunde kämpfte Kater Cooper um sein Leben. Letztlich verlor er den Kampf gegen zwei Schüsse durch seine Lunge. Ein Tierquäler hat den Stöppacher Vierbeiner auf dem Gewissen. Foto: privat

In Stöppach erschießt ein Unbekannter ein erst elf Wochen altes Kätzchen. Der Tod belastet die Besitzerin noch heute.

 
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Stöppach - Seit einer Stunde hält Angie Sporniak die Leiche ihres Kätzchens Cooper im Arm. Die Rückenhaare des bis zu diesem Tag glänzenden beige-melierten Fells des Tieres stehen zerzaust vom leblosen Körper ab. Die Leichenstarre hält die letzten Momente im Leben von Cooper fest. Der Mund des Katers ist weit geöffnet. Seine Augen sind fast geschlossenen. Noch Sekunden vor seinem Tod schrie Cooper vor unerträglichen Schmerzen. Zwei Stunden kämpfte der Vierbeiner um sein Leben. "Cooper wollte nicht sterben", meint Sporniak. Das hätte ihr die Tierärztin gesagt. Sie nimmt sich Zeit, um sich von ihrem toten weißbauchigen Begleiter zu verabschieden. In ihre Gedanken des Abschieds mischt sich Wut gegen denjenigen, der die Lunge Coopers mit zwei Schüssen in Hals und Rücken so schwer verletzt hat, dass der zehn Woche alte Kater an seinem eignen Blut erstickte. "Ich verstehe nicht, warum jemand so grausam ist."

Tier-Notdienst

Das Tierheim Coburg in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes Brandensteinsebene bietet einen ehrenamtlichen Notdienst an. Dieser stellt sicher, dass täglich auch außerhalb der Öffnungszeiten Fundtiere abgegeben werden können. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Notruf-Teams sind in dringenden Fällen von 17 bis 22 Uhr unter der Handy-Nummer 0151 58519460 zu erreichen. SMS werden unter dieser Nummer nicht entgegen genommen, da es sich um eine Nummer für Rufweiterleitung handelt. Während der Öffnungszeiten ist das Tierheim täglich von 8 bis 17 Uhr unter 09561-30330 erreichbar. Wer den Coburger Tier-Notdienst unterstützen möchte, der darf Spenden auf folgendes Konto überweisen:

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Tier- und Naturschutzverein für Coburger und Umgebung e.V.

IBAN: DE08 7835 0000 0092 0052 97 BIC: BYLADEM1COB

Kreditinstitut: Sparkasse Coburg-Lichtenfels

Als Cooper noch am Leben war, spielt er gerne mit Sporniaks beiden Kindern im Garten der Familie in Stöppach. Am liebsten ist er aber mit Kater Honk unterwegs. Der Vierbeiner ist sein bester Freund und wie Cooper ein festes Mitglied der Familie. Beide streifen gerne durch die Nachbarschaft. Nach einem Ausflug am Morgen des 18. Mai aber hat Cooper nur noch wenige Stunden zu leben. "Er hat fürchterlich geschrien", erinnert sich Sporniak an den Moment, als sich das blutende Kätzchen zurück in ihr Haus schleppt. Cooper röchelt schmerzvoll. Sporniak fährt ihren Kater sofort zu einer Tierarztpraxis nach Untersiemau. Doch die Verletzungen sind zu schwer. Cooper stirbt auf dem OP-Tisch.

"Bei einem Durchschuss und einem Steckschuss hatte der Kater keine Chance", erklärt der Coburger Tierarzt Joachim Lessing. Er behandelt öfter durch Schüsse verletzte Tiere. Inzwischen habe er ein ganzes Sammelsurium an Schrittkugeln und Projektilen in seiner Praxis, fügt er an. Diese stammten meist von Luftgewehren oder kleineren Schrotgewehren. Dass Cooper mit einem Kleinkalibergewehr erschossen wurde, verwundert den erfahrenen Tierarzt: "Mit solchen Waffen schießen nur Sportschützen oder Jäger." Menschen könnten deren Geschosse ebenfalls lebensgefährlich verletzen, fährt er fort. Einige Hinweise deuten für den Tierarzt darauf hin, dass der Täter den Kater töten wollte und ihn nicht nur versehentlich verletzt hat. "Der Schuss in den Rücken zeigt, dass die Katze fliehen wollte." Zum anderen habe Cooper das Haus mit einem Halsband verlassen und sei ohne wieder zurückgekommen. Lessing vermutet, dass der Täter ihn daran festgehalten habe, der Kater sich aber habe befreien können.

Bis heute weiß Sporniak, die in ihrer Freizeit für den Notdienst des Coburger Tierheims ( siehe Infokasten ) arbeitet, nicht, wer ihren Cooper umgebracht hat. "Nachbarn haben vier bis fünf Schüsse im Ort gehört", meint sie. Sie erfährt von Anwohnern, dass bereits mehrere Tiere in der Nachbarschaft erschossen worden seien. Dies bei der Polizei anzuzeigen hat sich bisher niemand getraut. Sporniak hingegen wollte den Tod ihres Coopers nicht einfach so hinnehmen. Sie setzte eine Belohnung von 500 Euro aus und erstattete Anzeige bei der Polizei.

"Wir ermitteln derzeit gegen unbekannt", erklärt Stefan Probst, der Pressesprecher der Polizeiinspektion Coburg. Da die Ermittlungen noch liefen, dürfe er sich nicht zu diesen äußern. Hinweise hätten seine Kollegen noch nicht erhalten, und auch Zeugen hätten sich bisher nicht gemeldet. Trotz der brutalen Tat erwarte den Täter aber lediglich eine geringe Strafe: "Rechtlich wird das Verletzen und Töten von Tieren als Sachbeschädigung gehandhabt." Zwar habe der mutmaßliche Täter zudem gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, dennoch müsse er wohl nur mit einer Geldstrafe rechnen, fügt er an.

Sporniak versteht das nicht: "Für den Mord an einem Tier ist eine solche Strafe zu mild." Man könne eine Katze nicht wie einen Gegenstand behandeln, meint sie. Außerdem gibt Sporniak zu bedenken: "Es hätte auch ein Kind verletzt oder getötet werden können. Dann wäre der Aufschrei größer gewesen."

Von Cooper ist Angie Sporniak nur die Erinnerung geblieben. Diese holt sie immer dann ein, wenn sie ihren Garten betritt. Unter der grünen Wiese neben ihrem Haus ruht Cooper. Das Grab tröstet die trauernde Katzenbesitzerin aber kaum. Doch kurz nach Coopers Tod belebt ein anderer Vierbeiner das Anwesen. Seit Kurzem tobt das elf Wochen alte Kätzchen Groot im Garten herum. "Wir haben ihn wie Cooper aus dem Tierheim geholt", erklärt Sporniak. Honk sei seit dem Tod seines besten Freundes in eine Depression verfallen, habe meist geschlafen, kaum noch gefressen oder gespielt. Seitdem sie Groot in die Familie geholt habe, sagt seine Besitzerin, sei Honk wieder viel fröhlicher

Sporniak hat wenig Hoffnung, dass der Täter jemals gefasst wird. Einen Wunsch hat sie aber: "Ich möchte nicht, dass jemand anderem jemals etwas so Schlimmes passiert."

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