Coburg Zu Besuch bei Familie OPA

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Zwei ausverkaufte Konzerte innerhalb von 20 Minuten und Tickets, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. Wie lautet das Erfolgskonzept der ehemaligen Albertiner?

 
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Rödental - Wenn das Robbie Williams wüsste. Das Arrangement seines Songs „Angels“, also jene Noten, die auf dem Papier stehen, wollen nicht zum Songtext passen, den Tim Döhler gerade ins Mikrofon singt. Während die OPA-Musiker noch konzentriert auf ihre Notenblätter schauen, ist er bereits mit dem Lied fertig. Da hilft kein Wiederholen und auch kein Neueinstieg. Robbie, Tim und der Rest der Kapelle sind sich am Sonntagvormittag erst einmal überhaupt nicht einig.
Es ist die erste und einzige große Probe der OPAs, bevor es am 26. September in Rödental und eine Woche später, am 3. Oktober in Coburg auf die Bühne geht. Die Karten für die Konzerte waren innerhalb von 20 Minuten ausverkauft. Restlos.
Noch am gleichen Tag wurden Tickets für das Vierfache ihres Verkaufspreises gehandelt – dabei spielen die Akteure allesamt unentgeltlich. Das als Schulband angedachte Projekt hat sich innerhalb von vier Jahren zum Selbstläufer entwickelt. Dimensionen, die den Musikern manchmal selbst unheimlich sind.
„So war das eigentlich nie geplant“, sagt Christian Limpert, der zusammen mit Max Eller die Original Prinz Albert Blasmusik (OPA) 2011 aus der Taufe gehoben hat. Doch die einstigen Schüler des musischen Gymnasiums Albertinum haben sich mit ihren Auftritten einen riesigen Fankreis erspielt. „Was wir machen, findet man bei keiner anderen Kapelle. Deshalb stehen wir auch mit niemanden in Konkurrenz“, betont Alisa Krämer, die in der Gruppe das Tenorhorn bläst. Und auch sonst müsste niemand Sorge haben, dass OPA den Nachwuchs abgreife. „Jeder von uns ist auch noch in einer klassischen Kapelle aktiv.“

In der Domäne in Rödental, dort, wo eigentlich das Jugendorchester der Stadt übt, sind sie am Sonntagmorgen zusammengekommen, um neue Stücke für die beiden großen Auftritte einzustudieren. Knapp fünf Stunden sind eingeplant. Für jene, die nicht dabei sein können, werden die Songs auf Band aufgenommen.
Die Nacht vorher war kurz. Noch am Samstagabend galt es, das eigens von Christoph Goer-Denninger für die Veranstaltungen gebraute Festbier („schmeckt mega“) zu verkosten. Trotzdem: Sonntagmorgen, Punkt 10 Uhr, sitzen alle an den Instrumenten. Die meisten haben hunderte Kilometer Anfahrt hinter sich. Düsseldorf, Passau, Frankfurt, Jena, München, Bamberg, Würzburg oder Berlin. Wer die OPAs fragt, wo es sie nach dem Abitur hin verschlagen hat, der kann die Deutschlandkarte vor sich ausbreiten. Friederike Möbus aus Bad Rodach zum Beispiel studiert Kulturmanagement in Künzelsau, ihr Bruder Gabriel Getränketechnologie in Geisenheim. Philipp Vetter ist aus Passau angereist, wo er als Lehrer Mathe und Sport unterrichtet und auch Patrick Eller, der in München als Kommunikationsberater tätig ist, hat sich ins Auto Richtung Heimat gesetzt. Sein Sohn Gustav, zwei Monate alt, ist der erste Nachwuchs in den OPA-Reihen.

Und da ist auch noch Sebastian Fischer, einer von zwei Berufsmusikern in der Kapelle. Er absolviert ein Studium beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Düsseldorf. Dort wird er zum Orchestermusiker ausgebildet. Weil die Zeit drängt und der Rückweg ansteht, kann er nicht bis zum Probenende bleiben.
Dafür bekommen die Trompeter kurz vor Schluss noch Unterstützung von Marie Schwarz. Sie ist Krankenschwester am Coburger Klinikum. Ihr Dienst am Sonntag dauerte bis 14.12 Uhr. („Solche Zeiten entstehen, wenn man 7,7 Stunden arbeitet“). Von dort ging es direkt nach Rödental. Warum sie von Anfang an bei den OPAs dabei ist? „Weil es so unglaublich viel Spaß macht und uns niemand reinreden kann.“
Spaß ist auch das Stichwort für Lukas Döhler. Der studiert in Würzburg Informatik, bildet an den Percussions aber zusammen mit Tobias Büttner hinter den Drums ein schlagkräftiges Team, das dafür sorgt, dass die Stimmung bei den Auftritten passt. Und vor und nach den Konzerten übrigens auch.

„Wir sind OPA und das ist unsere Musik“ eröffnet Tobias traditionsgemäß jeden Auftritt und meint damit 26 Musiker aus mehr als zehn Abiturjahrgängen, die teilweise nicht mal zur selben Zeit auf der Schule waren und aus denen trotzdem so etwas wie eine kleine Familie geworden ist. „Die Truppe passt in dieser Besetzung einfach“, sagt Christian Limpert. Und zwar so gut, dass derzeit niemand neues aufgenommen werde.
Ob Dieter-Bohlen-Song „We have a dream“ (mit neuem OPA-Text), Venga Boys oder „Pour un flirt“ von Michel Delpech, die Kapelle spielt, was von der Mehrheit als gut befunden wird. Auf diese Weise löst sich im Laufe des Nachmittags auch das Robbie-Williams-Problem. Nach unzähligen Vorschlägen und noch mehr Meinungen wird kurzerhand einfach das Arrangement des Welthits geändert. Tim singt, die Instrumente passen und jeder einzelne gibt sein Okay. So was nennt man dann wohl Erfolgsrezept.

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