Coburg Zukunftsbahnhof für ganz Franken

Die Bahn, der Freistaat Bayern und die Stadt investieren in den ICE-Halt in Coburg. Er soll deutschlandweit zum Vorbild werden.

 
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Coburg - Der große gelbe Kreis am Ende von Gleis 2/3 am Bahnhof in Coburg sticht sofort ins Auge. "Vesteblick" steht in großen schwarzen Buchstaben auf dem Bahnsteig. Hier bietet sich Reisenden beste Aussicht auf Coburgs Wahrzeichen, die Veste, "und man kann sich schön mit einem Selfie vor der Burg fotografieren", sagt Andreas Rudolf, Leiter Regionalbereich Süd der Deutsche Bahn (DB) Station & Service AG. Gemeinsam mit Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig und Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtiger der DB AG für das Bundesland Bayern, probiert Rudolf das am Montagnachmittag auch gleich aus.

Anlass ist der offizielle Auftakt der Modernisierungsarbeiten am Bahnhof Coburg. Er ist einer von 16 in ganz Deutschland, den die Bahn für die Umgestaltung zum "Zukunftsbahnhof ausgewählt hat, neben Freising der einzige in Bayern, wie Klaus-Dieter Josel betont.

Es habe sich inzwischen herumgesprochen, dass attraktive Bahnhöfe bei der Verkehrswende hin zu nachhaltiger Mobilität auf der Schiene eine Schlüsselrolle spielen, erläutert Josel. Die für das Projekt "Zukunftsbahnhof" ausgewählten 16 Bahnhöfe seien unterschiedlich groß und über ganz Deutschland verteilt. Man habe sich im Vorfeld darüber informiert, was Fahrgäste der Bahn und Besucher des Bahnhofs wünschen. Ziel ist eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität.

In Coburg sind es mehr als 5000 Menschen, die diesen Ort täglich aufsuchen, und er werde für Reisende immer attraktiver, betont Josel. Seit Dezember 2017 hält hier der ICE auf der Linie zwischen München und Berlin mittlerweile vier Mal am Tag. Auf der Bahn-Neubaustrecke Coburg-Nürnberg lässt das Land Bayern den Regionalexpress fahren. Dieses Angebot wird im Spätherbst 2023 um die Verlängerung der Verbindung nach Erfurt erweitert. "Vier Mal ICE München-Berlin, fünf Mal Regionalexpress Erfurt-Nürnberg, das ist eine deutliche Verbesserung", sagt Bayerns Bahn-Chef.

Zu einem attraktiven Fahrplanangebot gehöre ein attraktiver Bahnhof, so Klaus Dieter Josel weiter. Das spüre man in Coburg besonders. Der Bahnhof entwickele sich seit der Eröffnung des ICE-Halts vor knapp drei Jahren zu einer Verkehrsdrehscheibe in der Mitte Deutschlands. Dies sei ausschlaggebend gewesen, Coburg für das Projekt "Zukunftsbahnhof" auszuwählen. Hier investieren die Bahn und der Freistaat Bayern rund 1,8 Millionen Euro. Die Stadt Coburg ergänzt die Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen, die zusammen mit dem Coburger Designforum Oberfranken (CDO) entwickelt worden sind, mit Investitionen von rund 500.000 Euro. Coburg bilde nach Abschluss der Arbeiten, was für November erwartet wird, ein Vorbild für rund 5500 Bahnhöfe in Deutschland.

DB-Regionalleiter Andreas Rudolf beschreibt, was sich in Coburg schon verändert hat - Stichwort "Selfie-Kreis" - und was noch kommen wird. Zum Beispiel mehr Sitzmöglichkeiten und eine Beleuchtung, die die historischen Elemente des Gebäudekomplexes besonders herausstellt. "Der Mix aus historischen Elementen und moderner Möblierung wird diesen Ort unverwechselbar machen", ist Klaus-Dieter Josel überzeugt.

Für Oberbürgermeister Dominik Sauerteig ist der Bahnhof eine wichtige Visitenkarte Coburgs. Mit dem ICE kämen immer mehr Menschen - Touristen, Geschäftsreisende - in die Stadt, die Coburg bislang nur vom Hörensagen gekannt hätten. Ihnen wolle man mit dem Bahnhof "einen richtig guten Eindruck unserer Stadt vermitteln".

Bahnhof Coburg

Rund 5.000 Reisende und Besucher nutzen den Bahnhof Coburg jeden Tag, ein Großteil davon sind Schülerinnen und Schüler sowie Studierende der nahe gelegenen Hochschule. Befragungen hatten ergeben, dass sich die Reisenden vor allem mehr Aufenthaltskomfort wünschen.

Coburg ist neben Freising einer der zwei ausgewählten Zukunftsbahnhöfe in Bayern. Insgesamt haben 16 Bahnhöfe bundesweit das Label Zukunftsbahnhof. Die Bahn testet dort verschiedene neue Ideen und Services. Alle Zukunftsbahnhöfe werden mit 100 Prozent Ökostrom betrieben.

Der Bahnhof Coburg wurde mit der Werrabahn, einer eingleisigen Hauptbahn von Eisenach über Meiningen nach Lichtenfels, in den Jahren 1857 bis 1858 erbaut. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs verlor er mit der Grenzziehung der DDR seine Funktion als Knotenbahnhof. Sie hat er seit Dezember 2017 wieder. Seitem hält der ICE auf der Strecke München-Berlin in Coburg.

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