Feuilleton Applaus, Applaus

Die Sportfreunde Stiller rocken Schloss Eyrichshof. Es wird eine Zeitreise in 21 Jahre Bandgeschichte. Und Buh-Rufe gibt's nur wegen des FC Bayern München.

 
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Ebern - "Raus, raus in den Rausch" - besser kann der Einstieg in einen gut zweistündigen Konzertabend eigentlich nicht gewählt werden. Vor allem dann nicht, wenn just bei den ersten Takten dicke Regentropfen vom Himmel fallen. Auf Schloss Eyrichshof störte das am Donnerstagabend jedoch die wenigsten. Standen doch die Sportfreunde Stiller auf der Bühne. Und für die trotzen Fans seit zwei Jahrzehnten jeglichen Wetterkapriolen - zur Belohnung gab es gleich zum Auftakt die "Hymne auf dich".

"Wir wussten es schon immer. Die Franken sind die härtesten Bayern", empfing Sänger Peter Brugger das Publikum. Dieses war mit Regenponchos und Gummistiefeln bestens ausgestattet und bereit für einen "Sturm und Stille"-Abend, wie man ihn sonst nur von Festivals kennt.

Von "New York, Rio, Rosenheim" ging es "Zwischen den Welten" auf Erinnerungsreise durch all die "Wunderbaren Jahre". 21 sind es im Falle der Münchner Jungs bereits. Mitte der 90er Jahre traten sie erstmals unter dem Namen "Stiller" (damals noch in anderer Besetzung) auf. Aus rechtlichen Gründen folgte später die Umbenennung in "Sportfreunde Stiller".

Die Sportis und der Fußball, das ist nicht erst seit dem WM-Song "54, 74, 90, 2006" eine Symbiose. Das erste Album der Band trug den Titel "So wie einst Real Madrid". 2006 gab es mit "You have to win Zweikampf" sogar eine reine Fußballplatte. Und dass Ex-Bayern-Profi Mehmet Scholl ein enger Freund der Musiker ist, dürfte spätestens seit dessen Ankündigung, irgendwann mit Flo, Rüde und Peter auf Tour zu gehen, kein Geheimnis mehr sein. Eben jener Scholl war es auch, der mit seiner Vorliebe für Indie-Musik und chartsferne Kompositionen ein Stück weit Anteil daran hatte, dass die Sportfreunde Anfang des neuen Jahrtausends auch ohne Youtube oder Musikstreaming-Dienste ihren Weg gehen konnten.

Heute ist das Trio längst Formatradio-kompatibel. Dazu haben gerade Songs wie "Applaus, Applaus" oder das aktuelle "Geschenk" beigetragen. Nicht jeder Fan ist glücklich darüber. Und so gab es auch in Eyrichshof Zwischenrufe à la "Spielt ein paar alte Songs". Und das ließ sich die Band nicht zwei Mal sagen.

Bei "Siehst du denn das genauso" vom Burli-Album 2004 sollten die Fans den Schlosshof mit ihren Smartphones beleuchten. Der Versuch gelang. Das Lichtermeer beeindruckte. Und dass gerade beim Kult-Song "Kompliment" wieder Regen über dem mittlerweile aufgeweichten Gelände einsetzte, war der Stimmung sogar zuträglich. Ebern zeigte sich bei dieser Liebeserklärung textsicher - ein Highlight des Abends.

Buh-Rufe gab es aber auch. Allerdings nicht für musikalische Leistungen. Vielmehr Peters bekannte Vorliebe für den FC Bayern stieß in Unterfranken auf wenig Gegenliebe. Den Club-Fans widmeten die Musiker den Song "Wunder fragen nicht".

Wieder versöhnt und im Herzen vereint, steuerte der Abend auf den Höhepunkt zu. Und der war vor allem laut. "Ich Roque" - eine Hommage an Roque Santa Cruz, der von 1999 bis 2007 bei Bayern München unter Vertrag war, brachte Schloss Eyrichshof zum Beben. Rollenwechsel dann bei "Es muss was wunderbares sein", als Bassist Flo das Mikro übernahm. Und im Anschluss ein erneuter Blick gen Himmel, dieses Mal allerdings nicht wegen des Wetters. "Einen Gruß an Udo Jürgens, wo auch immer du jetzt in deinem Bademantel sitzt", schickte Peter hinaus in die Nacht und stimmte "Ich war noch niemals in New York" an.

Zugaben gab es dann gleich mehrfach. Und auch ein Lob. Zum einen an die Fans ("Ihr wart toll, trotz des bescheidenen Wetters") und zum anderen an den Hausherrn. "Applaus, dass er solche Gemäuer zur Verfügung stellt."

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