Kronach - Es ist einfach zauberhaft, den lichten Raum des Kronacher Kunstvereins im Kreiskulturraum zu betreten. Egal, wie man drauf ist: Mit den ersten Blicken zu den Bildern der bayerischen Künstlerin Gudrun Wirsieg stellt sich eine lebensfrohe bis ausgelassene - ja, zum Blödeln anregende - Stimmung ein. Und das ganz rezeptfrei.

Die in Oberbayern (München/Schrobenhausen) aufgewachsene Künstlerin hatte schon als Kind Kontakt zu jeder Art von Kunst. Ihre mit den Anschauungen ihrer Eltern und des sozialen Umfelds nicht immer harmonierende Kreativität brachte sie auch zu der Literatur und dem norddeutschen, fast englischen Humor des Dichters Joachim Ringelnatz (der eigentlich als Hans Bötticher a1883 in Wurzen geboren wurde, und 1934 starb). Der kleine Hans setzte sich als junger sächsischer Dichterling gegen Elternhaus, Schule und Militärdienst durch, erfüllte sich seinen Traum als Seefahrer (Schiffsjungen-Tagebuch, 1910/11) und kam nach Kaufmannsausbildung, persönlicher finanzieller Katastrophe und Gelegenheitsarbeiten nach München, wo er zum Hausdichter des "Simplizissimus" wurde, der in den 1930er Jahren von Karl Arnold aus Neustadt bei Coburg geführt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg, in den er als Freiwilliger zog, erlebte er Hunger und Elend, galt als Sonderling und etablierte sich letztlich doch mit viel Courage als Maler und Dichter unter dem Namen "Ringelnatz" - der Seemannsname für altgediente Seepferdchen. Er reiste als Kabarettist durch Europa und begeisterte ein großes dankbares Publikum.

Gudrun Wirsieg kam auf Ringelnatz' Spuren durch das Studium der Gestaltung und des Grafik-Design über Augsburg und Münchberg nach Bayreuth, wo sie sich ihrer Familie widmete und als Grafik-Designerin etablierte. Sie lebt heute in Bamberg, arbeitet mit Otmar Alt zusammen und ist eine "boarische Frohnatur", der Lachen ebensoviel Freude verbreitet wie ihre Malerei.

Die Bilder/Illustrationen zu Joachim Ringelnatz' Gedichten erzählen die Geschichten des Dichters neu und gehen mit eigenen Phantasien über den alltägliche normalen Wahnsinn über die reine "Nachdichtung" hinaus. Sie erfassen neue Bezüge und Zusammenhänge der verböserten Gesellschaft seit seiner Zeit. Getreu ihrem Motto: "Die Kunst ist ein Weg, sich mit allen Sinnen, mit Fantasie und offenem Herzen der bunten Vielfalt des Lebens zu stellen und darin kreativ schöpferisch tätig zu sein" öffnen die Bilder das Herz und reinigen den Verstand.

Eine unkonventionelle und nicht marktkonforme idealistische Kunstauffassung, die sie in dem wunderbaren kleinen Büchlein "Sinniges und UNSinniges - nach Gedichten von Joachim Ringelnatz" mit 27 Ringelnatz-Illustrationen biografisch dokumentiert hat, das zum kleinen Hausschatz werden kann. Auch die Freude der Gute-Laune-Bilder als Original kann man, weil in Kleinformat (22 mal 22 Zentimeter), zur täglichen Therapie mitnehmen.

Großartig passend zu den leichten und luftigen Bildern erklangen bei der Eröffnung am Sonntag zwischen den kurzen Vorträgen zur Ausstellung von Karol Hurec, dem Vorsitzenden des Kronacher Kulturvereins, von Otmar Alt, dem Freund und Mentor der Künstlerin, mediterrane lichte Werke für Gitarre solo von Niccolo Paganini, Pierre Leriche, Bach, Antonio Lauro und Pujol, mitreißend vorgetragen von Luca Bauer und Robert Kotschenreuther von der Sing- und Musikschule Kronach.

Gudrun Wirsieg, "Überall ist Wunderland". Kronacher Kunstverein, Siechenangerstr. 13. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen im Kreiskulturraum.