Coburg - "Das Stück habe ich unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise und deren Folgen geschrieben. Wir haben ja in den vergangenen Jahren eine regelrechte Ausweitung der Kampfzone erlebt. (...) Das Stück 'Kow Loon' stellt unter anderem die Frage: Was geschieht mit diesen Menschen, die diese Macht und diesen Einfluss haben? 'Kowloon' ist der Finanzdistrikt in Hongkong, aber in meinem Stück ist er auch das Symbol für die Abgehobenheit dieser Leute. Da hocken im soundsovielten Stock eines Wolkenkratzers einige, die aus Konkurrenz und Raffgier mit den Existenzen von Tausenden spielen", so Autor Jan Geiger.

Am 22. Mai erlebt "Kow Loon" um 20 Uhr im Theater in der Reithalle seine Uraufführung, und Regisseurin Alice Asper betont im Gespräch mit der Neuen Presse : "Es macht großen Spaß, mit diesem Text zu arbeiten." Um was geht es? Krisentreffen im Konzern: Von Christina, die dort als Putzfrau arbeitet und vieles hört und sieht, hat Geschäftsführer Edwin erfahren, dass ein wichtiger Investor pleite ist. Die Firma steht damit kurz vor dem Aus. Edwin wittert die Chance, sich mit einer Summe in Millionenhöhe davonzumachen. Was er nicht weiß: Der skrupellose Emporkömmling Johannes hat gezielt falsche Informationen gestreut. Und auch wenn Edwin am Ende als der vorläufige Sieger dasteht, ist eines klar geworden: Käuflich ist in dieser Welt jeder.

Für Alice Asper ist wichtig, dass Jan Geiger in seinem Text auf den Menschen schaut, nicht auf die "bösen Banken". Es gehe vielmehr um die Frage, wo das Menschliche in diesem System bleibe. Das Stück ist eine Art Versuchsanordnung: Was tun drei Männer angesichts einer (schwachen?) Frau? Ihr Umfeld hat sie gelehrt, dass alle und alles käuflich sind, dass Menschen zur Trophäe werden, die schamlos gejagt wird.

Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet Karlheinz Beer verantwortlich. Man wolle versuchen, das Widersprüchliche der Lebenssituation der Banker zu zeigen: einerseits haben sie den besten Ausblick auf die Skyline von Hongkong, andererseits sitzen sie in einem Hamsterrad, sind in einem "Gedankengefängnis" eingesperrt.

Dramaturg Dirk Olaf Hanke berichtet, dass man seit einem Jahr in intensivem Austausch mit dem Autor stehe, der für die Coburger Inszenierung sein Stück überarbeitete und selbstverständlich auch bei der Premiere anwesend sein wird. Für Hanke und Asper ist es wichtig, dass sich Theater mit unserer aktuellen Lebenswelt beschäftigt. Banken, Börsen, Aktien sind allgegenwärtig, ebenso wie Selbstoptimierung und Effizienzsteigerung. Und dass wir alle in unserer Gesellschaft uns mit dem Menschenbild, das hinter diesem System steht, auseinandersetzen müssen - davon sind Alice Asper und Dirk Olaf Hanke überzeugt.

Es macht Spaß, mit diesem Text zu arbeiten

Regisseurin Alice Asper


Die Produktion

"Kow Loon",Schauspiel von Jan Geiger

Premiere (Uraufführung): Freitag 22. Mai, 20 Uhr, Reithalle

Inszenierung: Alice Asper

Bühnenbild und Kostüme: Karlheinz Beer

Dramaturgie: Dirk Olaf Hanke

Christine, Putzfrau: Anne Rieckhof

Johannes, Investment-Manager: Thorsten Köhler

Edwin, CEO: Niklaus Scheibli

Henry, Buchhalter: Benjamin Hübner

Weitere Vorstellungen: 23., 27. Mai, 2., 3., 4., 26., 28. und 30. Juni, jeweils 20 Uhr

Karten an der Theaterkasse und bei der Neuen Presse


Die Regisseurin

Alice Asper wurde 1972 in Münster geboren und studierte Englische Sprache, Literatur und Kultur sowie Germanistik. Sie erlernte ihr Regiehandwerk unter anderem bei Robert Wilson, Jürgen Flimm und Philip Stölzl. Als Regisseurin arbeitet sie unter anderem in Halle, Schwerin, Bamberg, Celle, Ingolstadt, Paderborn und Gießen.


Der Autor

Jan Geiger wurde 1987 in Tübingen geboren. 2012:Abschluss Bachelor of Arts "Literarisches Schreiben" am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL) der Universität Leipzig. Veröffentlichungen in mehreren Anthologien des DLL unter dem Pseudonym Johnny Eck. Hospitanzen am Volkstheater München und den Kammerspielen München.Regieassistenz am Maxim Gorki Theater Berlin bei der Produktion "Radikal".