Mainz - Über Jahrhunderte hinweg glaubten Gesellschaften an eine permanente Höherentwicklung durch Fortschritt. Trotz wachsender Wirtschaft und mehr Konsum werden die Menschen aber nicht glücklicher. Darüber sprechen Richard David Precht und die Schriftstellerin Juli Zeh in der ZDF-Sendung "Precht: Mehr Fortschritt, mehr Wohlstand, mehr Glück?" am Sonntag, 28. April 2019, 23.45 Uhr. Gibt es Grenzen des Glücklichseins? Genügen wir uns selbst nicht mehr? Dies fragt Richard David Precht die Bestsellerautorin und Juristin Juli Zeh.

Wenn Soziologen und Psychologen von "Entitlement" sprechen, geht es um den Anspruch einer Gesellschaft, immer größere Ansprüche haben zu dürfen. Richard David Precht fragt, ob dies im Menschen begründet liegt oder ob wir immer stärker vom Konsum- und Wachstumsdenken beherrscht werden.

In der Antike war das Glück noch fest an das gesellschaftliche Leben gekoppelt. Für Aristoteles zum Beispiel lag Glück nicht in der Erfüllung von Bedürfnissen, sondern im "tätigen Sein". Wir sollten uns wieder mehr für das Gemeinwohl aller mitverantwortlich fühlen, anstatt uns zwischen Selfie-Manie und Wutbürgertum gegenseitig aufzureiben, postuliert Precht. Und Juli Zeh ergänzt: "Beschäftige dich nicht so viel mit dir selbst!" Beide Gesprächspartner fordern mehr Angebote für den Gemeinsinn, mehr Pflicht und mehr Demut. Precht plädiert zum Beispiel für ein soziales Pflichtjahr, das nicht nur für Schulabgängerinnen und Schulabgänger gelten solle, sondern auch für ältere Menschen zu Beginn der Rente.