Meeder - "Ich bin ja eigentlich kein Fan von Schlachter-Szenen", bekennt Friederike Schmöe. Ihre Fans wissen das und schätzen es, dass in den Krimis der Bamberger Autorin nicht das Gemetzel im Vordergrund steht. Aber diesmal bleiben ihnen blutige Details nicht erspart - und das ausgerechnet hier: Im Friedensmuseum Meeder stellt die gebürtige Coburgerin ihr druckfrisches neues Buch vor, in dem die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy ihren zwölften großen Fall löst.

Und der hat's in sich: Übel zugerichtet ist der Körper einer jungen Frau, der im Wald tot gefunden wird. Offenbar handelt es sich um eine Passagierin einer Main-Donau-Kreuzfahrt: Vom Sightseeing in der Bischofsstadt war die Australierin Fanny Chatwin nicht auf den Luxus Cruiser zurückgekehrt.

Natürlich erfährt das gespannte Publikum an diesem Mittwochabend nicht, wer der Mörder war und was ihn umtrieb. Im Dunkel bleibt auch, was die Bluttat mit Bertolt Brecht zu tun hat. Im Jahr seines 120. Geburtstages bandelt die habilitierte Germanistin und Privatdozentin Dr. Schmöe nämlich mit dem großen Dichter an, der selbst ein leidenschaftlicher Krimifan war und die spannende Lektüre ebenso brauchte wie den blauen Dunst: Zigarren und Kriminalromane nannte BB seine "wichtigsten Produktionsmittel", verrät uns Schmöe.

Was ihr "Kreidekreis" mit seinem "Kaukasischen Kreidekreis" verbindet, muss sich die Leserin (Damen dominieren im Publikum) schon selbst erschließen - und vieles deutet darauf hin, das Fannys Mutter Ruth dabei eine Schlüsselrolle zukommt. Schließlich basiert Brechts Stück auf einem Gleichnis zweier Mütter, die sich um ein Kind streiten.

Nicht spannungsfrei war das Verhältnis zwischen Fanny und Ruth, das die Autorin ihrem Publikum ebenso plastisch schildert wie die Eigenheiten weiterer Passagiere, die Gemütslage vom Kreuzfahrt-Boom genervter Bamberger oder den Alltag eines zwielichtigen Leichenentsorgers. Mittendrin in der spannend-unterhaltsamen und wie stets höchst anschaulich erzählten und mit einem Schuss Süffisanz gewürzten Gemengelage: die sympathische Detektivin Katinka Palfy, die als "Miss Marple Frankens" längst Prominenz in- und außerhalb der Buchdeckel genießt, und doch nach wie vor in ihrer mickrigen Altstadt-Bude vom schicken Loft nur träumen kann.

Seit 2005 löst sie nun schon alljährlich einen Fall und kommt dabei viel herum in Franken. Etliche Spuren - wie zuletzt im Luther-Krimi "Dohlenhatz" - führten sie nach Coburg, wo ihre Erfinderin vor 50 Jahren zu Welt gekommen ist. Seit sie mit Katinka Palfy ins Krimifach einstieg, entwickelte die Linguistin, die sich zum Thema "Die deutschen Adverbien als Wortklasse" habilitierte, eine bemerkenswerte literarische Produktivität: 2009 setzte sie mit Kea Laverde eine zweite Heldin in die Krimiwelt, wo sie seither acht Fälle löste. Damit nicht genug: Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Fantasygeschichten und Reiseführer verfasst die Vielschreiberin, die ihr Know How auch als Dozentin für kreatives Schreiben weitergibt.

Mit erheblicher krimineller Fantasie überwindet Schmöe die Genregrenzen, verbindet Sightseeing mit Suspense ("Wer mordet schon in Franken? 11 Krimis und 125 Freizeittipps") oder Crime mit Kulinarik ("Von Zimtsternen und Zimtzicken"). Dass selbst in Wellness-Oasen das Böse lauert, offenbart sie mit anderen Autoren in der jüngst erschienenen Anthologie " Mörderische Prachtbäder. 11 Krimis rund um Soletherme und Moorbad", die auch Bad Staffelstein zum Tatort macht. Mit ihrem Beitrag zu dem Band, dem Kurzkrimi "Tod einer Ringelnatter", demonstriert Schmöe ihrem amüsierten Publikum ihr Faible fürs Skurrile. Und mit funkelnd morbider Ironie befreit sie einen sensiblen Konzertbesucher in der Pause von störender Nachbarschaft - mittels diskret gesetzter Giftspritze. Dass ihr die letalen Ideen jemals ausgehen könnten, fürchtet Friederike Schmöe nicht. Die Realität bietet ihr Anregungen genug, bemerkt sie mit Blick auf den gerade aktuellen Agentenmord in London: "Die Wirklichkeit ist schlimmer als jeder Krimi".