Coburg - Eine ganze Woche Literatur können Bücherfans in der Reihe "Coburg liest" erleben. Von Samstag, 17. April, bis Freitag 23. April präsentieren Autorinnen und Autoren bei den Coburger Literaturtagen Romane, Sachbuch und Lyrik. Zum Abschluss am Welttag des Buches werden Schauspielerinnen und Schauspieler des Coburger Landestheaters ausgewählte Bücher unter dem Motto "Literatur in den Häusern unserer Stadt" präsentieren. Kurz vor dem Start von "Coburg liest" hatte die Neue Presse Gelegenheit zu einem Gespräch mit Buchhändlerin Irmgard Clausen, die gemeinsam mit dem Literaturkeis Coburg, der Volkshochschule und dem Landestheater die Reihe organisiert.

Mit dem Roman-Marathon beginnt am Samstagabend die Literaturreihe "Coburg liest". Wie werden die Veranstaltungen vom Publikum nachgefragt?

Sehr gemischt: Der Roman-Marathon oder die Lesung von Roger Schmelzer sind gut gefragt, während ich dem Büchner-Preisträger Martin Mosebach mehr Publikum wünsche. Auch Barbara Beuys verträgt noch Zuhörer für die außerordentlich bemerkenswerte Sophie-Scholl-Biografie.

Welches ist Ihr persönliches Lieblings-Buch, das bei dem Literaturfestival vorgestellt wird?

Mir gefällt Kathrin Gerlofs "Alle Zeit" - ein ungewöhnlicher Familienroman. In ihrer frischen, direkten Sprache beleuchtet die Autorin zwei wichtige Zeitthemen, nämlich alt, hinfällig und "überflüssig" zu sein in einer Welt der Weggucker. Oder jung, allein und bindungslos, mit viel zu großer Verantwortung für ein kleines Kind. Das ist eine sehr bewegende Geschichte.

Mit Martin Mosebach kommt einer der ganz großen deutschen Literaten nach Coburg. War es schwierig, den Büchner-Preisträger für die Lesung zu gewinnen?

Schwierig nicht, aber langwierig. Wir fragen schon seit Jahren an, ob er einen Termin frei hat für "Coburg liest". Und nun hat's endlich geklappt.

Ein regelmäßiger Programmpunkt bei "Coburg liest" ist die "Junge Lesung". Welche Bedeutung hat so eine Veranstaltung für die Leseförderung?

Das Besondere dieser Lesung ist ja, dass die jungen Leute alle Vorbereitungen zur Lesung und dann die Gestaltung des Abends selbst organisieren. Sie haben also Kontakt zum Autor,

sprechen mit Verlagen, lesen, diskutieren, präsentieren. . . Das alles stärkt das Selbstbewusstsein und macht Spaß, baut Hemmschwellen ab. Und macht bestimmt neugierig auf noch mehr Buch.

Neben Roman und Sachbuch steht auch wieder ein "Lyrischer Salon" auf dem Programm. Wieso hat es Lyrik so schwer auf dem Buchmarkt?

Oje, da fragen Sie die Richtige! Ich glaube nämlich, dass es einfach daran liegt, dass dauernd behauptet wird, Lyrik sei schwer. So entstehen Hürden, die eigentlich gar nicht da sind.

Mit dem "Lyrische Salon" öffnen sich also Türen zu ungehindertem Sprachgenuss - und jeder Zuhörer darf dem eigenen Empfinden nachsinnen - ganz ohne Besserwisserei.

Die Autorin Barbara Beuys stellt ihre neue Sophie-Scholl-Biografie vor. Was ist das Bemerkenswerte an dieser Forschungsarbeit?

Zum einen ist die Sophie-Biografie ausführlich um die Familie-Scholl-Geschichte erweitert. Es ist sehr spannend zu lesen, welch tiefe Wurzeln Mut und Zivilcourage es in dieser Familie gab. Zum anderen hat Barbara Beuys Zugang zu bisher unbekannten Dokumenten. Und das ist erst recht interessant und wichtig.

Die Fragen stellte Heidi Höhn

Karten für "Coburg liest" gibt es in der Buchhandlung Riemann.