Von Dieter Ungelenk

Coburg - Regional-Krimis liest er nicht. Er schreibt sie bloß. Und das mit durchschlagendem Erfolg: 13 000 Mal hat sich Helmut Vorndrans Debüt-Roman "Alabastergrab" schon verkauft - damit ist er, ein Jahr nach seinem Erscheinen, der erfolgreichste Frankenkrimi aller Zeiten. Das könnte sich bald ändern, denn Konkurrenz steht ins Haus: Am kommenden Montag erscheint "Blutfeuer", das zweite Buch des Kabarettisten, Schriftstellers und Bootsverleihers aus Rattelsdorf. Startauflage: 10 000 Exemplare.

Dass eine Fortsetzung fällig würde, war schnell klar: "Im Sommer hat der Verlag schon nachgefragt", erinnert sich Helmut Vorndran. Kein Wunder: Sein Erstling schlug mit unerwarteter Wucht ein, was nicht nur an der regionalen Popularität des TBC-Kabarettisten gelegen haben dürfte. Der Mix aus Spannung, satirischem Sound und brisantem Stoff begeisterte Publikum und Rezensenten: "Was als saloppe Krimi-Klamotte voller kurioser Typen beginnt, steigert sich virtuos zum packenden Thriller. . . Ohne den Sprachwitz zu verlieren, lockt Vorndran den Leser in die tiefsten Abgründe menschlicher Verkommenheit und in die schwindelndsten Höhen bayerischer Machtklüngel" schrieb die Neue Presse.


Eine Buchrezension zu "Blutfeuer" finden Sie unter MEHR ZUM THEMA

Vorndran wagte sich an ein Thema, dessen ganze Tragweite gerade publik wird: sexueller Missbrauch in kirchlichen Internaten. Und er machte keinen Hehl daraus, dass die fiktive Geschichte auf wirklichen Übergriffen im Bistum Bamberg gründet. Vielen Verlagen war dieses Eisen zu heiß, doch Vorndran ließ sich von diversen höflichen Absagen nicht beirren: "Ich bin der Typ, der Dinge zu Ende bringt", erklärt der 48-Jährige. Fast pünktlich hat er nun auch sein zweites Buch fertiggestellt: Sechs Tage nach der "Silvester-Deadline" ging das Skript ab ins Lektorat des Kölner Emons-Verlags.

Und das trotz gewisser Startprobleme: "Das erste Buch ist aus der Feder geflossen, aber diesmal habe ich mich durch die ersten 30 Seiten gequält", verrät der Autor. Zu viele Erwartungen und Ratschläge bremsten die Inspiration. Vorndran warf sie über Bord und die ersten 30 Seiten gleich mit, begann von vorne - und schrieb sich in solchen Schwung, dass aus der Vorgabe "200 Seiten plus X" das Ergebnis "200 Seiten mal 2" wurde. Zwar geht es auch diesmal "heiß" her - die Klimakatastrophe erschüttert den Globus -, aber dem Autor fiel es nach eigenem Bekunden "leichter, gemeiner zu werden".

Premiere im Schwarzen Bären

Sein Fundus an Gemeinheiten ist noch lange nicht erschöpft: In den kommenden Monaten wird er mit seinen Partnern vom Totalen Bamberger Cabaret ein neues Kabarett-Programm ausbrüten, in das vielleicht auch seine kriminologischen Erfahrungen einfließen. Premiere soll traditionell im Januar im "Schwarzen Bären" in Coburg-Beiersdorf gefeiert werden - erstmals wohl an drei Abenden in Folge. Ob es 2011 auch ein neues Buch - eventuell mit Kurz-Krimis - geben wird, lässt Vorndran offen.

25 Jahre Bühnenerfahrung kommen dem Multi-Talent auch in seiner neuen Rolle als viel gefragter Autor zugute: Seine satirisch garnierten Lesungen - 20 im vergangenen Jahr, 2010 dürfte es deutlich mehr werden - erlebt er im Vergleich zum Kabarett als "total unanstrengend". "Sehr angenehm" findet er obendrein die Zusammensetzung des Publikums: "75 Prozent sind Leserinnen. Und der Anteil steigt!"