Sonneberg Der Südschweden-Südthüringen-Funk

Die Sonneberger Jazztage holen wieder einen Weltstar in die Provinz: den Posaunisten Nils Landgren. Einfach ist das nicht, und billig auch nicht, aber etwas Großes - für Herz, Seele und Verstand.

 
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Sonneberg - Ich habe. . ." - nein, das sagt er nie, der Peter Wicklein. Er redet stets vom "Wir", wenn er die Sonneberger Jazztage meint. Seine Jazztage. Und jetzt, da er diese Zeilen liest, wird er grummeln. Der Musiker und Feingeist. "Sir", nennt er zuweilen andere im Scherz und mit aufrichtiger Höflichkeit. Doch dieses "Sir" sollte ihm gelten. Sicher: Die Jazztage, das ist das Festival der Jazzfreunde, eines Vereins, den Ingrid Faber seit etlichen Jahren führt. Aber so überzeugend wie Peter Wicklein hängt niemand weit und breit Herz und Seele an diesen musikalischen Dauerbrenner. Es reicht nicht, einfach nur Musiker zu sein. Man muss sich auch der Musik verschrieben haben, ihrer Botschaft. Und dem Gedanken, dass hier, im kleinen Sonneberg, ab und an Großes möglich ist.

Programmhöhepunkte

"Texte & Sounds"

Zur 9. Ausgabe der kleinen thematischen Reihe "Texte & Sounds" singt Pascal von Wroblewsky Lieder u. a. von Kurt Weill und rezitiert Texte von Bert Brecht.

2. November, 20 Uhr, G-Haus

Jazz-Connection

Die Nummer 1 der holländischen Jump' n' Jive - Szene wird beeinflusst von Giganten wie Louis Prima, King Curtis oder Teddy Brannon und spielt einen swingenden Mix aus Hot Jazz, Blues und Jive & Boogie.

3. November, 20 Uhr, Lindenhof Neustadt-Ketschenbach

Jazz in Concert

Stargast der 31. Sonneberger Jazztage ist der schwedische Posaunist und Sänger Nils Landgren. Mit seiner "Funk Unit", mit der er seit 25 Jahren unterwegs ist, macht er während der "Unbreakable"-Tour Station in Sonneberg und spielt die Songs seines neuesten Albums.

4. November, 20 Uhr, im G-Haus

Blues & Soul Garage

Die "Jazzkantine" aus Braunschweig ist in sehr vielen musikalischen Spielarten und mit verschiedenen Künstlern unterwegs. In Sonneberg spielt die Band einen Mix aus Jazz und Hip Hop.

3. November, 21 Uhr, im Auto-Center Sonneberg

Karten-Verlosung

Wir verlosen jeweils zwei Freikarten für "Texte & Sounds" mit Pascal Wroblewski, die "Blues & Soul-Garage" mit Jazzkantine sowie "Gospel Experience" am 7. November in der St. Aegidien-Kirche Oberlind. Rufen Sie am Freitag unsere Gewinnhotline 01379/887313*

an und nennen Sie ihren Namen, Rufnummer und den Titel des gewünschten Konzerts.

*0,50 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk ggf. abweichend

So kommt Nils Landgren in die Stadt. Der weltberühmte Posaunist, der zwischen Ystad und Kristianstad wohnt. Von Südschweden nach Südthüringen "funkt" er sozusagen. Keine Einladung, die man mal am Telefon macht. "Solche Leute muss man begeistern, ihnen den Weg bahnen", sagt Wicklein. Und wenn das Interesse geweckt ist, dann kommt der Moment, indem sich beide in die Augen schauen, der Veranstalter und der Künstler, und den Preis finden, mit dem beide leben können. Das ist - vielleicht - die schwierigste Aufgabe in jedem Jahr: Künstler finden, denen ein Weltruf vorauseilt, und die sich Sonneberg vorstellen können und die Möglichkeiten des kleinen, aber engagierten Vereins. Es ist - nicht nur, aber doch auch - Wickleins Überzeugungskraft, der sich die Großen der Jazz-Szene immer wieder geschlagen geben. Sie spüren, dass er dieses Festival lebt. Und so lebt das Festival seit 31 Jahren.

Nun also Nils Landgren. Nun also eine Verbeugung vor dem skandinavischen Jazz. Die noblen Nordländer sind ganz nach dem Geschmack Peter Wickleins. Er beobachtet die Szene dort schon seit ein paar Jahren. "Ganz bemerkenswert" sei das, was er da zu hören bekomme, sagt Wicklein. "Der Stil, die Folklore-Einflüsse", sagt der Sonneberger Jazz-Optimist, hätten es ihm angetan. Man höre mitunter die Landschaft heraus, die rauen Gebirge Skandinaviens, die nach und nach in die Standards einwandern würden. Nils Landgren gilt als ziemlich kreativer Musiker, dem eine rote Posaune den Spitznamen "Mr. Red Horn" eingebracht hat. Seit dem Mitte der Neunzigerjahre erschienenen Album "Live in Stockholm" ist er mit den Musikern der "Funk Unit" unterwegs. In Sonneberg wird er Titel seines neuesten Albums "Unbreakable" präsentieren.

Einen anderen Gast der Jazztage kennt Wicklein schon ein wenig länger: Die heute in Berlin lebende Sängerin Pascal von Wroblewsky startete ihre Jazz-Karriere 1982 bei eben jenen Sonneberger Jazz-Optimisten, denen auch Peter Wicklein angehörte. "Pascal hat sich schon als junges Mädchen bei uns auf der Bühne erfolgreich bewegt", erinnert er sich. Heute ist sie Frontsängerin der Band "Bajazzo", und hat mit zahlreichen Künstlern und Musikern gearbeitet.

Ein Brecht/Weill-Programm schlug ihm die Berlinerin vor. Lieder des berühmten "Dreigroschenoper"-Komponisten, Texte des berühmten "Mutter Courage"-Schreibers, dazu noch Gershwin, Deval, Andersen - wie gemacht für die vor acht Jahren begonnene Reihe "Texte & Sounds".

Ein bisschen stolz ist Peter Wicklein, weil dem Festival trotz mancher notwendiger Veränderung das Gospelkonzert und die beiden Schulkonzerte auch zur 31. Auflage wieder gelungen ist. Denn: So vielfältig wie der Jazz in allen seinen Varianten wollen auch die Jazztage sein.

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www.son-jazz.de

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