Kronach - Minimalistisch, pointiert, konzentriert. Markenzeichen: schwarze Hemden und silbergraue Löwenmähne. Das ist die Kurzbeschreibung von Ingo Cesaro, einem der bekanntesten Haiku-Publizisten im deutschsprachigen Raum. Der in Kronach geborene und lebende Schriftsteller, Kulturevent-Organisator und Kunstvermittler wird am morgigen Freitag, 4. November, 70 Jahre alt.

Was jedoch kein Grund für öffentliche Feiern ist. In der Frankenwaldstadt wird es keinen Empfang, keine Gratulationscour, keine Lobesreden geben. Von offizieller Seite ist zum Geburtstag nichts geplant, bedauert Cesaros Verlag. Cesaro selbst, der Träger des Großen Kulturpreises des Landkreises Kronach, weilt an diesem Tag nicht an dem Ort, an dem er seit mehr als 30 Jahren das kulturelle Leben prägt und gestaltet wie kein anderer vor ihm. Der unbequeme, international anerkannte Künstler, der in seiner Heimatstadt als kritischer, mitunter eigensinniger aber auch visionärer Kopf gilt, begeht den Tag mit seiner Familie - feiert die Hochzeit seiner jüngsten Tochter.

Nahezu 250 Einzelveröffentlichungen sind seit 1989 von Ingo Cesaro erschienen, bei mehr als 120 Werken zeichnet er als Herausgeber oder Mitherausgeber verantwortlich. Zwischen 1986 und 2005 veröffentlichte Cesaro zudem 15 Plakatgedichte, ebenso viele Grafik-Text-Mappen und -Kassetten und unzählige Grafik-Text-Kalender. Entstanden sind zahlreiche dieser zum Teil bibliophilen Editionen in kreativem Zusammenwirken mit Malern und Grafikern ebenso wie mit Komponisten und Musikern. Eng mit seinem Namen verbunden sind Projekte wie "Jazz & Texte" oder "Vertanzte Gedichte". Als Schriftsteller hat sich Cesaro neben Theaterstücken wie "Gell Tante" (Theater Gera und Altenburg) oder "Luther in Coburg", aufgeführt bei den Calderon Festspielen in Bamberg (2007), insbesondere als Lyriker einen Namen gemacht.

Spezialität: Haiku

Cesaro ist Träger verschiedener Literaturpreise und gilt als bedeutendster Vertreter des Genres der traditionellen Haiku im deutschsprachigen Raum. Bei Sammlern besonders gefragt sind die, oft von bildenden Künstlern mitgestalteten bibliophilen Ausgaben seiner Literatur.

Schwerpunktmäßig in Kronach, aber auch darüber hinaus im gesamten Bundesgebiet und im benachbarten Ausland, ist Ingo Cesaro seit Jahren Organisator viel beachteter Ausstellungsprojekte. So hat er inzwischen unzählige Ausstellungen mit grafischen Arbeiten des Nobelpreisträgers Günter Grass organisiert, außerdem Lesungen mit Grass, Martin Walser, Christoph Meckel, Rainer Kunze, Sarah Kirsch und anderen mehr.

Cesaros besonderes Augenmerk gilt bereits seit vielen Jahren der Jugendarbeit. Er führt vor allem mit Schülern, Jugendlichen und behinderten Menschen Literatur-Werkstätten, insbesondere in Schulen und Bildungseinrichtungen, durch. Dabei kommt auch seine mobile Handpresse zum Einsatz, die er - wie es zu Gutenbergs Zeiten üblich war - vor Ort einsetzt. Mit dem Namen Ingo Cesaro ist der Internationale Lucas-Cranach-Preis ebenso verbunden wie die "HolzArt" und zahlreiche andere renommierte Kunst-Projekte. Der nun 70-Jährige ist eben, wie es Günter Grass einmal sagte, "einer der wenigen kreativen Verrückten, auf die wir angewiesen sind zwischen so vielen Normalbürgern".