Coburg - Rund um den Welttag des Buches erwarten Lesefreunde in Coburg anregende Begegnungen mit renommierten Autoren und viel versprechenden Newcomern. Eine Autorengala mit Ingo Schulze, ein Sachbuchabend mit Thea Dorn sowie eine "Lesung für die ganze Familie" mit Paul Maar gehören zu den Höhepunkten der 9. Coburger Literaturtage vom 21. bis zum 28. April. Den Auftakt zu Coburg liest!" bildet der Roman-Marathon mit Olga Grjasnowa, Mathias Gatza und Michael Kumpfmüller am Samstag, 21. April, ab 19 Uhr in der Reithalle.

Marathon in der Reithalle

Olga Grjasnowa erzählt in ihrem Erstlingswerk "Der Russe ist einer, der Birken liebt" von ihrem Leben zwischen den Welten erzählt. Ihre Protagonistin Mascha stammt wie sie aus Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, und lebt mittlerweile in Deutschland. Zahlreiche Grenzübergänge haben sie zur Außenseiterin gemacht, überall auf andere Weise. Olga Grjasnowa absolvierte das Deutsche Literaturinstitut Leipzig und erhielt 2011 das Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung. Derzeit studiert sie Tanzwissenschaften an der FU-Berlin.

Anstelle der erkrankten Daniela Krien kommt der Berliner Autor und Verleger Mathias Gatza nach Coburg. 1990 gründete er den Mathias Gatza Verlag für Literatur, später publizierte er im Eichborn-Verlag und arbeitete als Lektor beim Berlin Verlag und beim Suhrkamp Verlag. 2003 beendete Gatza seine Arbeit in der Verlagsbranche und beschrieb diesen Bruch im Berufsleben in seinem Debütroman "Der Schatten der Tiere". Von der Literaturkritik wurde er im Herbst 2008 zu den wichtigsten Neuerscheinungen gerechnet. In seinem 2012 erschienenen Künstlerroman "Der Augentäuscher" pendelt Gatza zwischen spätem 17. Jahrhundert und Gegenwart. Er enthält Elemente von Satire, Krimi-Geschichte, Liebeshändel und Epochengemälde.

Michael Kumpfmüller wird beim Marathon seinen Roman "Die Herrlichkeit des Lebens" vorstellen. Kumpfmüller, in München geboren, seit 1986 in Berlin lebend und seit 2000 freier Schriftsteller, erfindet darin eine Liebesgeschichte, die er mit biographischen Fakten aus dem letzten Lebensjahr Kafkas verbindet. Er stellt einen unbekannten, nicht mehr innerlich zerrissenen, sondern glücklich verliebten Kafka vor, der trotz seiner Lungenkrankheit und trotz großer Geldnot das Wunder einer großen Liebe zu der 15 Jahre jüngeren Dora Diamant erfährt. Die Kritik lobt das Werk als einen "stillen und sehr feinfühligen Roman über zwei außergewöhnliche Menschen in einer ausweglosen Situation".

Paul Maar auf der Veste

Neu im Programm ist die "Lesung für die ganze Familie" am Montag, 23. April, ab 19 Uhr in der Großen Hofstube der Veste Coburg. In diesem stimmungsvollen Rahmen wird der bekannte Kinder-und Jugendbuchautor Paul Maar mit den Schauspielern Vassiliky Toussa und Wolfgang Krebs sowie der "Capella Antiqua Bambergensis" einen literarisch-musikalischen Abend gestalten. Dabei steht das Buch "Das fliegende Kamel" im Mittelpunkt, in dem Paul Maar Geschichten von Nasreddin Hodscha neu erzählt und um eigene Schelmengeschichten aus dem Hier und Heute ergänzt. Hodscha ist ein Eulenspiegel aus dem Orient, dessen Narrengeschichten seit dem 14. Jahrhundert überliefert sind. Hodscha lügt, dass sich die Balken biegen, und ist gleichzeitig Hochstapler und Philosoph, wunderlich und immer voll hintergründiger Weisheit.

Die Autorengala am Dienstag, 24. April, ab 20 Uhr im Haus Contakt ist Ingo Schulze gewidmet. Der Dresdner des Jahrgangs 1962 studierte in Jena Klassische Philologie und Germanistik, arbeitete als Schauspieldramaturg und Journalist und lebt seit Mitte der 90er Jahre als freier Schriftsteller in Berlin. Er gilt als einer der großen deutschen Autoren nicht nur der sogenannten "Wendezeit". Vor allem der Roman "Neue Leben" reflektiert die Auswirkungen des politischen Umbruchs von 1989 auf das Leben des Einzelnen. Damit und zuletzt mit "Adam und Evelyn" wurde er einer der Finalisten beim Deutschen Buchpreis. Darüber hinaus war Kurzprosa von Anfang an ein wichtiges Metier für Ingo Schulze - angefangen von "33 Augenblicke des Glücks" über "Simple Storys" und "Handy. Dreizehn Geschichten in alter Manier" bis hin zu "Orangen und Engel. Italienische Skizzen".

Dorn und die Deutschen

"Die deutsche Seele" untersucht Thea Dorn am Donnerstag, 26. April, ab 20 Uhr in den Großen Saal von St. Augustin. In dem 2011 veröffentlichten Werk erkundet sie mit ihrem Co-Autor Richard Wagner, was die deutsche Seele ausmacht. Sie spüren sie auf in Begriffen wie "Abendbrot" und "Wanderlust", "Männerchor" und "Fahrvergnügen" und schaffen so eine facettenreiche Kulturgeschichte des Deutschen. Thea Dorn ist akademisch geprüfte Philosophin, sie arbeitet als Dramaturgin ebenso wie als Fernsehmoderatorin oder als Schriftstellerin. Sie hat Krimis geschrieben und für "Die Hirnkönigin" den Deutschen Krimipreis erhalten, darüber hinaus Theaterstücke, Drehbücher und Sachbücher. Im Fernsehen ist sie zu sehen in den Sendungen "Büchertalk", "Literatur im Foyer" (SWR) oder "Paris - Berlin" (Arte).

Nachlese

Am Freitag, 27. April, erklingt ab 20 Uhr zum fünften Mal "Literatur in den Häusern unserer Stadt". Coburger Bürger öffnen wieder ihre Wohnungen für Schauspieler aus dem Ensemble des Landestheaters, die nicht nur aus ihren Lieblingsbüchern lesen. Nach den Lesungen treffen sich Zuschauer, Gastgeber und Mitwirkende im Münchner Hofbräu zu einem gemeinsamen Austausch über den Abend.

Den Abschluss der Coburger Literaturtage erstmals eine "Coburg liest!"-Nachlese am Samstag, 28. April, um 16 Uhr im Pavillon von "Hyazinth" in Thierach 45 in Rödental. Im Ambiente des Thieracher Gartens können sich Literaturfreunde über die Erlebnisse der Woche austauschen. Geleitet wird das Gespräch von Dr. Reinhard Heinritz, einem der Mitveranstalter von "Coburg liest".

Vorverkauf

In der Buchhandlung Riemann sind Kombikarten für 35 Euro erhältlich, die für alle Lesungen mit Ausnahme der "Literatur in den Häusern unserer Stadt" sowie der Nachlese gelten. Einzelkarten kosten im Vorkauf 10,- (Autoren-Gala und Sachbuch-Abend), 15,- (Roman-Marathon) bzw. 20,- (Paul-Maar-Lesung). An der Abendkasse liegt der Preis bei 13,-, 20,- bzw. 25,- Euro.

Karten zu "Literatur in den Häusern unserer Stadt" gibt es für 5,- / Schüler 2,50 nur an der Kasse des Landestheaters. Für die "Coburg liest!"-Nachlese ist eine Anmeldung bei der Volkshochschule Coburg erforderlich, der Preis beträgt 5 Euro.

K www.coburgliest.de.