Feuilleton "Die Nachfrage ist da"

Katharina Wagner leitet als Geschäftsführerin die Bayreuther Festspiele künstlerisch. Sie führt die Bezeichnung Festspielleiterin. Quelle: Unbekannt

Festspielleiterin Katharina Wagner setzt auf künstlerische Leistung und Qualität. Und mit dem Trend zu mehr Aufführungen hat sie keinerlei Probleme.

 
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Frau Wagner, der "Lohengrin" könnte das Zeug zur neuen Kultproduktion haben ...

Die Inszenierung kam beim Publikum sehr gut an und wir sind auch sehr zufrieden.

Warum war der "Lohengrin" dann für heuer schon nach zwei Wochen abgespielt?

Das hängt zum einen damit zusammen, dass Christian Thielemann "Lohengrin" und "Tristan" dirigiert, und da müssen Sie allein aus rein physischen Gründen zwei Tage Abstand dazwischen haben. Zum anderen lag es an den Terminen der Sänger. Aufgrund von Sänger-An- und Abwesenheiten hatten wir zunächst den "Lohengrin" und erst dann folgte sozusagen die "Tristan"-Serie.

Das gab's vor zehn, zwanzig Jahren auch noch nicht. Wenn ein Sänger andere Termine woanders hatte, dann hat er in Bayreuth nicht gesungen. Merken Sie die Konkurrenz anderer Festivals?

Wissen Sie, mir ist wichtig, dass wir hier optimale Besetzungen haben, insofern nehmen wir auch Rücksicht auf anderweitige Verpflichtungen von Sängern. Es wird tatsächlich überall viel Wagner gespielt, und da muss man sehen, dass man sich allgemein und im Speziellen terminlich arrangiert. Die Terminfindung muss immer zugunsten einer bestmöglichen Besetzung sein. Dass das dann im Spielplan nicht immer bequem und gefällig liegt - keine Frage. Aber die Qualität ist für mich das Entscheidende.

Wir hatten dieses Jahr Plácido Domingo als Dirigenten erlebt, wir werden nächstes Jahr Anna Netrebko als Elsa erleben, einen Weltstar.

Da muss ich gleich mal einhaken. Sowohl Frau Netrebko als auch Frau Harteros sind Weltstars und vor allem großartige Sängerinnen.

Was entgegnen Sie Kritikern, die derlei als Eventisierung der Festspiele bezeichnen?

Würden wir nur oberflächlich einen bekannten Namen an den anderen reihen, wäre die Frage berechtigt. Aber die bestmögliche Besetzung für eine Aufführung zu gewinnen, hat mit Eventisierung nichts zu tun. Wir hatten in diesem Jahr beispielsweise den König Marke mit René Pape und mit Georg Zeppenfeld besetzt, beide sind hervorragende Sänger. Und es freut mich natürlich, dass beide hier singen. Genauso verhält es sich mit Anja Harteros und Anna Netrebko. Für mich zählen bei der Besetzung ausschließlich die künstlerische Leistung und Qualität.

Es gibt einen Trend zu mehr Aufführungsterminen pro Saison. Wie sehen Sie das?

Wenn die Termine so gelegt sind, dass die Qualität nicht darunter leidet, finde ich das gut, denn - die Nachfrage ist da.

2026 feiert die Opernwelt 150 Jahre Bayreuther Festspiele. Wie optimistisch sind Sie, dass bis dahin das Festspielhaus fertig renoviert ist?

Das ist natürlich das Ziel, und ich wünsche mir, dass das gelingt. Aber es bleibt natürlich bei allem Optimismus eine schwierige und komplizierte Angelegenheit, weil wir nur zwischen den Spielzeiten sanieren können. Eine detailliertere Einschätzung können Sie von Holger von Berg bekommen (geschäftsführender Direktor, Anm. der Red.), weil er die Bauangelegenheit betreut. Von meiner Seite aus kann ich nur hoffen, dass es 2026 so sein wird.

Und die Planungen können ja auch schnell über den Haufen geworfen werden, wie wir bei der Bayreuther Stadthalle sehen.

Ich hatte bei den bisher ausgeführten Bauabschnitten immer den Eindruck, dass sie sehr seriös durchgeführt wurden. Das war alles gründlich und genau geplant, wir waren stets im Zeitplan.

Das Gespräch führte Michael Weiser

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