Hightech ist allgegenwärtig, aber gut verborgen: Der Betrachter ahnt nicht, wieviel modernste Technik - für Brandschutz, Klimatisierung, Schadstofffilterung - sich in der "aufgeräumten" Präsentation verbirgt, die die fragilen Schätze dezent ins rechte LED-Licht taucht. "Es gibt weltweit keine eleganteren und filigraneren Vitrinen" bemerkt Starkl mit Blick auf die maßgefertigten Schaukästen, in denen die Objekte unter optimalen Bedingungen anschaulich gezeigt werden.
Den veränderten Sehgewohnheiten des Publikums tragen die Ausstellungsmacher dabei Rechnung: "Zuviel überfordert die Besucher", weiß Hauschke, der deshalb auf Klasse statt Masse setzt, und lieber das eine oder andere sehenswerte Stück im Depot lässt, um andere umso wirkungsvoller in Szene setzen zu können. So demonstrieren zwei Schaubüfetts, wie repräsentative Gläser einst bei Hofe drapiert wurden.
Erstmals laden Einzelvitrinen dazu ein, sich mit den Highlights der Schau intensiver zu befassen. Die mittelalterliche Moscheelampe (deren Pendant im British Museum in London steht) erzählt bei näherer Betrachtung von der Kunstfertigkeit der Restaurateure, die sie aus 40 Scherben wiederherstellten. Und von der Sorgfalt koptischer Mönche, die sie einst von den aufgetragenen Suren "befreiten".
Eine "Solo-Bühne" ist auch der in ihrer Größe einzigartigen Millefiori-Kugel vorbehalten, auf der die Bronzefigur, eine "Mohren", thront. Sie gehört zum "Kernschatz" der Coburger Sammlung, dem Venezianischen Glas. Neben frühen, emaillierten Schalen und Tellern sowie Achatgläsern zählt dazu auch der geschickt illuminierte Kronleuchter, der als "Hingucker" die Besucher in die Schatzkammer lockt.
Unweigerlich fällt ihr Blick dabei auf den Star der Schau, dem ein Ehrenplatz ganz am anderen Ende gebührt. Es lohnt, ihn aus der Nähe zu betrachten, denn dieser Herr ist aus Glas: Das Porträt von Prinz Albert wurde 1865 aus mosaizierten Glassteinen in der Werkstatt von Antonio Salviati, der dem venezianischen Glas im 19. Jahrhundert zu einer Renaissance verhalf, gefertigt. Das nach einer Fotografie gestaltete Mosaik fand wohl keinen Käufer, wurde 2005 schließlich versteigert und kam über einen britischen Kunsthändler nach Coburg, wo es an historisch idealer Stelle nun erstmals und dauerhaft öffentlich gezeigt wird.
Der Weg durch die Ausstellung führt von der Antike bis in die Moderne und vom Orient bis nach Thüringen. Hier entstanden beispielsweise die geschnittenen und gravierten Barockgläser und Pokale vom Hofe Herzogs Friedrich II. von Sachsen-Coburg und Altenburg (1676 - 1732). Bildergeschichten aus dem Fichtelgebirge erzählen die "Ochsenkopfhumpen", die neben Reichsadler- und Kurfürstenhumpen den Bestand barocker Emailgläser vertreten. Über den Biedermeier-Becher und die Pâte de Verre-Vase aus dem Jugenstil spannt sich der Bogen bis zur Studioglasbewegung des 20. Jahrhunderts. Aber das ist eine andere Geschichte - und die wird bekanntlich in einer anderen Schatzkammer ebenso faszinierend erzählt: Im Europäischen Museum für Modernes Glas in Rödental.