Schwarzenbach an der Saale/Plauen - Erich Ohser, der sich e. o. plauen nannte, hat sich vor 75 Jahren in der Nacht zum 6. April 1944, in einer Gefängniszelle das Leben genommen. Was passierte in der letzten Stunde des gerade 41 Jahre alt gewordenen Künstlers, der als Kind und Jugendlicher in Plauen lebte? Aktenvermerke von damals geben nüchtern zu Protokoll, dass der Pressezeichner, geboren am 18. März 1903 in Untergettengrün, im April 1944 in Untersuchungshaft kam. Der Grund: Wehrkraftzersetzung. Kurz darauf wurde er laut Aktennotiz erhängt am Fenstergitter gefunden. So entzog sich Erich Ohser der Verhandlung, die am 6. April 1944 stattfand. Sein Freund Erich Knauf wurde dabei zum Tode verurteilt. Was bedeutet der Vorwurf der Zersetzung der Wehrkraft? Das zeigte sich im Urteil gegen Knauf, dem etwa vorgeworfen wurde, "schwerste zersetzende Reden" geführt zu haben, den "Führer aufs gemeinste beschimpft" sowie erklärt zu haben, man müsse die Waffen niederlegen und kapitulieren.

Ausstellung

Am heutigen Donnerstag, 19 Uhr,

eröffnet im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale eine Sonderausstellung über Erich Ohser, den Schöpfer der beliebten Bildergeschichten "Vater und Sohn". Der Karikaturist zeichnete diese Serie von 1934 bis 1937 unter dem Pseudonym e.o.plauen - zusammengesetzt aus seinen Initialen und dem Namen seiner Heimatstadt Plauen. Die Ausstellung zeichnet Leben und Werk des Zeichners nach. Hinzu kommen Faksimiles seiner Figuren Vater und Sohn. Die Beliebtheit der Serie zeigte sich schon in den 30er Jahren durch zahlreiche Werbeartikel mit ihrem Abbild - ein Aspekt, den Ohser selbst mit gemischten Gefühlen betrachtete. Die Wanderausstellung wird gezeigt mit freundlicher Genehmigung der Erich-Ohser-Stiftung.


Hermann Henselmann, ein bekannter Architekt in der DDR, hat seine Erinnerungen an Ohser notiert. Ohser habe seinem Freund Henselmann zu Beginn des Jahres 1944 anvertraut, er sei bei der Gestapo verraten worden mit all den Äußerungen gegen den Führer und über die Aussichtslosigkeit des Krieges. Ohser sei ratlos gewesen und habe um Hilfe gebeten. Henselmanns Rat: sofortige Flucht. Aber Ohser fürchtete um die Folgen für seine Frau und seinen Sohn. "Als wir uns trennten, weinte er", berichtete Henselmann: "Wenig später war Ohser tot."

Erinnerungen an Erich Ohser finden sich auch bei Hans Fallada im "Trinkermanuskript". Der Schriftsteller hatte den Zeichner kennengelernt, als dieser eine Porträtkarikatur von ihm anfertigte und im Mai 1943 vier Tage bei ihm wohnte.

Als Fallada im September 1944 in die Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz eingewiesen wurde, entstand das Trinkermanuskript, in dem er seine schlimmsten Erfahrungen der Nazizeit aufschrieb. Er charakterisierte e.o. plauen als ewig lachendes Kind, als "Elefant, der Seiltanzen konnte", wusste aber auch, dass um Ohser etwas "Leises, Umschattetes" sei, eine "Trauer aus einem tiefsten Grunde".