Weimar (dpa/th) - Johann Wolfgang von Goethes Begeisterung für die Naturwissenschaften ist der Klassik Stiftung Weimar eine besondere Ausstellung wert - pünktlich zum 270. Geburtstag des vor allem als Dichterfürsten bekannten «Faust»-Autors. 400 Objekte aus Goethes (1749-1832) eigener naturwissenschaftlicher Sammlung von 23 000 Tier- und Pflanzenpräparaten, Mineralien, historischer Experimentiervorrichtungen und mehr zeigt die Stiftung in der Schau «Abenteuer der Vernunft. Goethe und die Naturwissenschaften um 1800».

Erstmals ein solcher Überblick der Sammlung Goethes gezeigt. Auch Leihgaben sind zu sehen sowie Stücke, die noch nie öffentlich gezeigt wurden. Vom 27. August bis zum 5. Januar zeichnet die Ausstellung im Schiller-Museum Weimar die damalige Situation der Forschung nach, die sich etwa mit den Fragen nach dem Ursprung der Welt und des Lebens beschäftigte. «Goethe sah sich mittendrin und ließ es sich nicht nehmen, wirklich lebhaft mit zu diskutieren», sagte eine der Kuratorinnen, Kirstin Knebel.

Er stand im Austausch mit bekannten Namen der Zeit, darunter auch Alexander von Humboldt, dessen Geburtstag sich im September zum 250. Mal jährt. Mit manchen Forschern traf er sich auch zum Experimentieren. In der Schau sind «Elektrisiermaschinen» und andere mechanische Vorrichtungen zu sehen, bei denen bisweilen die Grenze zwischen Spielzeug und Forschungsprojekt verschwimmen.

Goethes großes Interesse an den damals erst aufkeimenden Naturwissenschaften, wie wir sie heute kennen, regte ein herzoglicher Auftrag von 1776 an: Goethe sollte den Ilmenauer Bergbau wiederbeleben. Vor allem die Geologie ließ ihn daraufhin zeitlebens nicht los. «Bis vor eine Woche vor seinem Tod hat er sich noch den Kopf über Gesteine zerbrochen», erklärte Kurator Thomas Schmuck.

So sind vor allem auch Mineralien und besondere Steine in der Schau zu sehen. Die Antwort auf die Frage nach deren Herkunft wurde seinerzeit in einem erbitterten Grabenkampf zwischen sogenannten Neptunisten und Vulkanisten ausgetragen. «Man sollte nicht glauben, dass man sich um Basalte so streiten konnte», sagte Schmuck. Zimperlich gingen die Forscher damals nicht miteinander um.

Dass Goethe neben mancher Rechthaberei in seiner Begeisterung für die Naturwissenschaft auch Platz für Humor hatte, zeigt sich etwa bei einer detaillierten Zeichnung, in der er andere Forscher wie Humboldt nur als Strichmännchen festgehalten hat.

Tier- und Menschenschädel haben es ebenfalls in Goethes Sammlung geschafft - Goethe gilt bist heute als Entdecker des Zwischenkieferknochens beim Menschen. Mit seinem ebenfalls in der Schau aufgegriffenes Großwerk zur Farbenlehre fiel er aber durch. «Laien und Wissenschaftler verschwimmen als Gruppen», sagte Kuratorin Knebel mit Blick auf die Zeit Goethes und auch auf den Status des Staatsmanns selbst.

An interaktiven Stationen, die etwa Gedrucktes mit Digitalem verbinden, können sich die Besucher durch ein «Who is who»- der großen Wissenschaftler der damaligen Zeit arbeiten. Auch an anderen Stationen ist Anfassen ausdrücklich erlaubt. Welche Bedeutung manche der Exponate für die Wissenschaft heute noch haben, erklärt der aus dem Fernsehen bekannte Physiker Harald Lesch («Leschs Kosmos»): Aufnahmen von ihm werden an eine Wand projiziert.

Eröffnet wird die Ausstellung bereits am 27. August - um bei freiem Eintritt in Goethes 270. Geburtstag am darauffolgenden Tag hinein zu feiern.