Coburg - Im vergangenen Jahr wagte das Landestheater Coburg einen beherzten Schritt: In Zusammenarbeit mit dem Lions Club Coburg wurde mit dem "1. Coburger Forum junger Autoren" ein Förderpreis für neue Stücke ausgeschrieben, die sich mit der aktuellen Lebenswirklichkeit von jungen Menschen auseinandersetzen. Zahlreiche Texte trafen ein, und die Jury, bestehend aus Vertretern des Landestheaters, des Lions Clubs sowie externer Berater, hatte die Qual der Wahl, aus den Einsendungen die ihrer Ansicht nach interessantesten und besten Texte auszuwählen.

Unter anderem ging es darum, Stücke zu finden, die die Kraft haben, auch im Abendspielplan ein breites Publikum zu erreichen. Im klassischen Repertoire finden sich hier normalerweise Texte wie Wedekinds "Frühlings Erwachen" oder Bruckners "Krankheit der Jugend", beides literarisch hochwertige Stücke, die jedoch mit dem Leben im 21. Jahrhundert nur wenige Berührungspunkte aufzeigen.

Mit Ruth Johanna Benraths "Klassenkämpfe" (1. Preis), Georgia Dolls "Das blaue Gold" (2. Preis), Anne Clausens "Hettie doch" und Alexandra Helmigs "Leila Surana" (beide 3. Preis) kann das Landestheater Coburg Mitte Juni nun gleich vier neue, zeitgenössische Theaterstücke präsentieren.

Die zweit- und drittplatzierten Preisträgerstücke werden im Rahmen eines Autorenabends in szenischer Lesung am Donnerstag, 11. Juni, um 19 Uhr in der Reithalle präsentiert. Dabei stellen sich die vier prämierten Autorinnen in Gesprächen dem Publikum vor. Ruth Johanna Benraths "Klassenkämpfe", mit dem ersten Preis des Autorenforums ausgezeichnet, feiert am Freitag, 12. Juni, 20 Uhr, Uraufführung in der Reithalle. Das Stück steht dann bis Anfang Juli auf dem Spielplan des Landestheaters.

"Klassenkämpfe"

Ruth Johanna Benraths Stück, das mit dem ersten Preis des 1. Coburger Forums für junge Autoren ausgezeichnet wurde, stellt die Frage nach Toleranz, Demokratie und Macht am Beispiel Schule. Mit knappen, scharfen Dialogen und verblüffender Leichtigkeit beschreibt Benrath eine Begegnung zweier Generationen, zwischen denen klare Grenzen verlaufen.

Ruth Johanna Benrath , geboren 1966, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Heidelberg. Sie schreibt Lyrik und veröffentlichte 2011 ihren mit dem "Frau Ava Literaturpreis" ausgezeichneten Roman "Wimpern wie Gras". Bereits 2009 erschien ihr erster Roman "Rosa Gott, wir loben dich". Mit dem Cellisten Thomas Böhm-Christl inszeniert sie interdisziplinäre Kunstprojekte und tritt als Duo gezinkte sterne auf. Für ihr Stück "Der Junge bei den Fischen" erhielt sie den Deutschen Kindertheaterpreis 2014 und für "Klassenkämpfe" den Ersten Preis des Coburger Autorenforums für junge Autoren.

"Das blaue Gold"

In einer spannenden Mischung aus Realität und Fiktion thematisiert Georgia Doll in "Das blaue Gold" das Verhältnis verschiedener Kulturen. Georgia Doll kontrastiert in schlagfertigen Dialogen und mit sprachlicher Leichtigkeit die Welt des jungen westeuropäischen Paares Sam/Joe mit derjenigen Osamas, der in einer Oase in der arabischen Wüste lebt.

Georgia Doll wurde 1980 in Wien geboren. Sie studierte Literatur und Theater in Hamburg und Toulouse und Theaterregie in Paris, wo auch ihr erstes Stück "Le Pays Sombre" 2006 am Théatre Ouvert präsentiert wurde. Anschließend studierte sie Szenisches Schreiben in Berlin. Georgia Doll arbeitet auch als Regisseurin, meist in Marseille mit ihrer Compagnie Les Passagers du Mardi.

"Leila Surana"

Alexandra Helmig fokussiert in ihrem feinfühligen und genauen Psychogramm die Auswirkungen von Beziehungsschlachten auf die neue Generation und erzählt, wie die 13-jährige hochbegabte Leila an diesen familiären Konflikten zugrunde oder einfach verloren geht.

Alexandra Helmig wurde 1975 in Düsseldorf geboren. Sie absolvierte ihre Schauspielausbildung am Hamburger Schauspielstudio. 2002 nahm sie am renommierten "Manuskriptum" Kurs (kreatives Schreiben) an der Universität München teil. 2008 wurde das Projekt "Die deutsche Mutter", für das Helmig mehrere "hundsgemeine, witzige Monologe über die weibliche Infantilisierung auf dem Spielplatz" (Süddeutsche Zeitung) schrieb und in dem sie selbst mitspielte, in München erfolgreich aufgeführt.

Alexandra Helmig schreibt Theaterstücke, Drehbücher und Kinderbücher und arbeitet weiterhin als Schauspielerin.

"Hettie doch"

Anne Clausen hat mit "Hettie doch" ein facettenreiches, einfühlsames und lebensfrohes Stück über Pubertät, Mut und erste eigene (Liebes-) Erfahrungen geschrieben. Im Mittelpunkt stehen die 14-jährige Hettie und ihre Schwester Lana. Die Autorin ist 1978 in den Niederlanden geboren und aufgewachsen. Sie studierte zunächst Theaterwissenschaft und Journalistik an der Universität Leipzig. Nach der Zwischenprüfung wechselte sie an die Hochschule für Musik und Theater München/Theaterakademie August Everding und studierte Schauspiel. Es folgten Engagements u. a. an den Theatern in Osnabrück, Hof, Regensburg, Coburg, und Innsbruck. Seit 2010 ist Anne Clausen zudem freiberuflich als Schauspieldozentin und Autorin tätig. Anne Clausen lebt mit ihrer Familie in Tirol.

Sowohl für die szenischen Lesungen am Donnerstag, 11. Juni, 19 Uhr, als auch für die Premiere von "Klassenkämpfe" am 12. Juni, 20 Uhr, sind noch Karten erhältlich.