Coburg - Wenn jemand Geburtstag hat, erhält er üblicherweise Präsente. Wird jedoch ein Geburtstagskind zum Schenkenden, so ist dies eher die Ausnahme. Der Lions-Club Coburg wird im nächsten Jahr 50 Jahre alt und schenkt aus diesem Anlass dem Landestheater Coburg nicht nur eine Uraufführung, sondern zeichnet zudem Theaterautoren, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen, mit Preisgeldern aus.

"Coburger Forum für junge Autoren" nennt sich das Projekt, und am Freitag präsentierte man der Öffentlichkeit das Ergebnis der Jury-Arbeit, die in den vergangenen Monaten 17 Stücke las, analysierte und bewertete. Intendant Bodo Busse dankte zunächst dem Lions-Club sowie den Jury-Mitgliedern und Landestheatermitarbeitern, die den ambitionierten Wettbewerb organisierten. "Mit diesem Projekt können wir Autoren-Förderung als neues Programm-Segment einführen", freute sich der Intendant, der zudem darauf hinwies, dass es dem Landestheater ein wichtiges Anliegen sei, zeitgenössische Dramatik zu pflegen und Stücke zu präsentieren, die sich kritisch mit unserer Zeit und Gesellschaft auseinander setzen. Mit Ruth Johanna Benrath habe man eine "der wichtigsten Autorinnen für junge Dramatik" ausgewählt, so der Intendant.

"Wir möchten unsere Verbundenheit zu Coburg deutlich machen und die Arbeit des Landestheaters würdigen", betonte Matthias Schmidt, 1. Vorsitzender des Lions-Hilfswerks Coburg. Die Unterstützung der Jugendarbeit sei stets Hauptanliegen des Hilfswerks gewesen, das in den letzten Jahren 250.000 Euro an soziale Projekte ausschüttete. Für das Coburger Forum für junge Autoren stellt man 25.000 Euro zur Verfügung - neben den Preisgeldern für die Autoren finanziert man auch die Produktion der Uraufführung von "Klassenkämpfe": von der Ausstattung über die Gagen bis hin zu den Verlagstantiemen.

"Es ist mein allererstes Stück, und dieser Preis bestärkt mich sehr darin, weiter zu machen", betonte Ruth Johanna Benrath nach der Entgegennahme des mit 6000 Euro dotierten Preises aus den Händen von Rainer Möbus, dem Vertreter des Lions-Clubs im Projektausschuss Autorenforum. In "Klassenkämpfe" flossen auch eigene Erfahrungen ein, so Benrath, denn sie arbeitete mehrere Jahre als Gymnasiallehrerin, bevor sie sich ausschließlich aufs Schreiben konzentrierte. "Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen": diese Sentenz von Karl Marx wird im Stück zitiert und inspirierte auch die Titelgebung - Klassenkämpfe finden eben auch in Klassenzimmern statt.

"Die Uraufführung ist sicher das Leuchtturm-Ereignis, aber wir wollten doch den Charakter eines Forums deutlich werden lassen und haben noch drei weitere Stücke ausgewählt", erklärte Dramaturg Georg Mellert. "Das blaue Gold" von Georgia Doll (1000 Euro Preisgeld) sowie "Hettie doch" von Anne Clausen und "Laila Surana" von Alexandra Helmig (je 500 Euro Preisgeld) werden am 11. Juni 2015 in einer szenischen Lesung präsentiert.

Wir können erstmals einen Beitrag zur Autorenförderung leisten

Bodo Busse, Intendant

Die Preisträgerin

Ruth Johanna Benrath wurde in Heidelberg geboren, wo sie Germanistik, Philosophie und Geschichte studierte und die "Literaturoffensive" gründete. Mehrere Jahre arbeitete sie als Lehrerin, bevor sie sich ganz dem literarischen Schreiben widmete. Sie erarbeitete interdisziplinäre Kunst- und Songprojekte und trat bei Literaturperformances auf. Nach Kurzprosa und Lyrik veröffentlichte sie 2009 ihr Romandebüt "Rosa Gott, wir loben dich", 2011 erschien ihr zweiter Roman "Wimpern aus Gras". Neben Förderpreisen erhielt sie auch zahlreiche Stipendien, so das Stipendium des Deutschen Kindertheaterpreises 2014 für ihr Projekt "Der Junge bei den Fischen", das von der grenzüberschreitenden Verständigung zwischen den Menschen handelt.

Das Stück

Tarek, Alexandra, Beatrice und Marcel sind die Klasse. Günter Fischer unterrichtet seit dreißig Jahren Latein, Geschichte und politische Weltkunde und ist der neue Lehrer an der Schule. Er soll die vier auf

die Abschlussprüfung vorbereiten. Fischers elitäres Bildungsideal geht weit über den Horizont der

meisten Schüler hinaus. Und das Menschenbild des Pädagogen, der von einem Direktor einst zum

"Menschenfischer" geadelt wurde, entspricht schon lange nicht mehr der Lebenswirklichkeit der

Jugendlichen.

Die Jury

Mitglieder der Jury des ersten "Coburger Forums für junge Autoren" waren Rainer Möbus vom Lions-Club Coburg, Intendant Bodo Busse und die Dramaturgen Dirk Olaf Hanke und Georg Mellert vom Landestheater Coburg Als externe Beraterin konnte man Dr. Dagmar Borrmann gewinnen. Sie ist Dramaturgin am Hessischen Staatstheater Wiesbaden und Dozentin an der Goethe-Universität Frankfurt sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt.