Coburg - Wenn Irmgard Clausen in ihre Buchhandlung am Coburger Marktplatz einlädt, darf man immer etwas Besonderes erwarten. Am vergangenen Freitag gab es etwas ganz Besonderes: die ambitionierte Druckwerkstatt "édition noir" aus Lich (Hessen) stellte einige ihrer Kostbarkeiten vor.

Die Ausstellung wird gemeinsam mit der Coburger Galerie Späth veranstaltet: bis zum 24. März sind die Bücher und Grafiken in der Innenstadt zu sehen, dann wandern sie in die "Galerie in der Remise" in der Wiesenstraße, wo sie bis zum 28. April bewundert - und gekauft - werden können.

Vor nunmehr fast 20 Jahren gründete Birgit Klös ihren Verlag, der sich seitdem der Herstellung von Buchkunst widmet und auf den Messen in Frankfurt und Leipzig jedes Mal wieder das Herz seiner bibliophilen Anhänger höher schlagen lässt. Drei Preziosen hatte Birgit Klös mit in die Vestestadt gebracht: Lorenzo Mattottis Venedig-Impressionen "Eingegraben in Wasser", eine Mappe mit Illustrationen zu Textzitaten von Robert Louis Stevenson und ein umfangreiches Konvolut mit 33 Autoporträts von Tomi Ungerer, ergänzt von 33 Aphorismen.

In ihrer Einführung betonte Birgit Klös, dass die handwerkliche Arbeit, der Spaß und die Freude am Büchermachen immer zunächst im Mittelpunkt stehen: "Der Verkaufserfolg ist erstmal Nebensache". Wenn er sich dann einstellt, ist man umso erfreuter: von den 100 Exemplaren der Ungerer-Ausgabe erschienen sind nur 30 noch zu haben, zum Preis von 1200 Euro.

Bleisatz statt Computer

Im September 2009 stellte man "Künstler, Tod und Königsklopfen" offiziell in Paris vor. Bis es soweit war, hatte man einen langen Weg zu gehen, den Birgit Klös in ihrem launigen Werkstatt-Bericht humorvoll schilderte. Das Projekt hatte zwei Jahre vorher seinen Ausgang genommen, als sich in einem "mausgrauen Umschlag" 100 unveröffentlichte Zeichnungen von Tomi Ungerer fanden. 33 davon wurden ausgewählt, mit Aphorismen aus dem reichen Werk des international renommierten Illustrators und Schriftstellers kombiniert.

Man suchte Papier und Schrift aus, überlegte sich Format, Layout und Bindung. Birgit Klös' Sohn Paul, der als Druckermeister die "Bessinger Handpresse" betreibt, entschied sich gegen den Computer und für die alte Technik des Bleisatzes. Für die Buchbindearbeiten zeichnete Ingrid Trommer aus Chemnitz verantwortlich. Und so wurden immer wieder Muster und Proben hin und her geschickt zwischen Hessen (Verlag), Sachsen (Buchbinderei), Frankreich und Irland (wo Tomi Ungerer abwechselnd lebt).

Umringt von den Gästen der Vernissage erläuterte Paul Klös sein Hand-Werk: 12 000 Druckdurchläufe von Hand, über 5000 Bögen von Hand gefalzt.

Kein Wunder, dass Irmgard Clausen Birgit Klös begeistert gratulierte: "Toll, dass solche Leute solche Kinder kriegen!"