Es entspinnt sich ein bedrohlich immer weiter auf den Abgrund zusteuernder Plot, den der versierte "Tatort"-Macher Graf ("Frau Bu lacht", "Aus der Tiefe der Zeit", "Der rote Schatten") eher als "Kammerspiel" denn als Mafia-Film verstanden wissen will: Wie eine Schraube ziehe sich die Situation Zug um Zug für alle Beteiligten zusammen "bis zu einem mörderischen Ende. "Und das obwohl die meisten Beteiligten doch nur das Gute im Sinn haben", sagt er.
Da ist einerseits die unbescholten wirkende deutsch-italienische Familie, in deren Mitte sich der Mafioso Pippo festsetzt und dessen Brutalität und verkorksten Werte alles vergiften. Da sind andererseits Faber und seine Kollegen, die ausfechten müssen, wie weit sie mit eigenmächtigen Ermittlungsstrategien gehen wollen.
Während Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) auf der Bremse steht, glauben Faber und Nora Dalay (Aylin Tezel) einen Weg gefunden zu haben, das seit Jahren keine Fehler machende Drogenkartell auffliegen zu lassen: Als verdeckte Ermittlerin heftet sich Nora an die Fersen von Restaurantbesitzerin und Ehefrau Juliane Modica.
Die Münchner Kollegen machen die Gemengelage noch komplizierter: Ihnen liegt ein Haftbefehl für Pippo vor. Doch ein Zugriff würde die gesamte Mission gefährden.
"Ein großes Drama, klein erzählt. So wollte ich es verfilmen", sagt Dominik Graf. Es ist gelungen: Was hier in Gestalt des vor wenig zurückschreckenden Pippo über eine Familie, die glaubte, sie sei normal, hereinbricht, ist Sinnbild für das weltweit funktionierende kriminelle Mafia-System aus Erpressung, Kontrolle und Gewalt. Faber und Co stehen mit ihren Abhörsendern und Handy-Kameras für eine Polizei auf verlorenem Posten im Kampf gegen dieses System.
So düster und trist die Bilder sind, mit denen Graf diese Geschichte von Ausgeliefertsein erzählt, so fesselnd ist die Handlung, so glaubwürdig und klischeefrei sind die Figuren. Gut, dass das großartige Drehbuch von Bernd Lange zur Feier des 50. "Tatort"-Jubiläums nach dem Ende von Teil 1 noch mal über 90 Minuten tragen wird - unter der Regie von Pia Strietmann folgt am 6. Dezember das nicht minder fesselnde "Rückspiel" in München.
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"Tatort: In der Familie" (Teil eins) an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten