Coburg - Zum Auftakt gehen die Coburger Literaturtage traditionell "in die Vollen": Drei Autoren stellen sich beim Roman-Marathon am Samstag, 20. April, ab 20 Uhr in der Reithalle vor: Franziska Gerstenberg, Martin Horváth und Katharina Hagena.

Roman-Marathon

Franziska Gerstenberg war bereits bei der Erstauflage von "Coburg liest!" im Mai 2004 mit dabei. In ihrem Roman-Debüt "Spiel mit ihr" erzählt sie die Geschichte des 50-jährigen Rechtsanwalts Reinhard, der über das Internet die zehn Jahre jüngere alleinerziehende Mutter Kristine kennenlernt und mit ihr sexuelle Fantasien auslebt. Kristine spielt mit, hofft aber auch, ihr Partner möge Vater für ihre Tochter werden. Franziska Gerstenberg, 1979 in Dresden geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt heute in Berlin.

Martin Horváth erzählt in seinem Debütroman "Mohr im Hemd oder Wie ich auszog, die Welt zu retten" die Geschichte von Ali, einem 15-Jährigen aus Westafrika, der in einem Wiener Asylbewerberheim lebt. Ali spricht nach eigenen Angaben vierzig Sprachen, kann alles, kennt alles und versteht sich als Anwalt der Unterdrückten, der seine Mitinsassen von ihren Ängsten und Albträumen befreien will. Seine Wunderwaffe: das Erzählen. Ali ist ein Erzählverführer, der mit beißendem Spott und subversivem Humor bewaffnet zur täglichen Weltrettung antritt.

Martin Horváth wurde 1967 in Wien geboren, studierte an der dortigen Universität für Musik und darstellende Kunst und lebt seit 1988 als freischaffender Musiker.

Anstelle Nora Bossongs wird Katharina Hagena aus ihrem aktuellen Roman "Vom Schlafen und Verschwinden" lesen. Sie studierte Anglistik und Germanistik, promovierte 1995 mit einer Arbeit über James Joyces "Ulysses", lehrte danach am Trinity College in Dublin sowie an der Universität Hamburg und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrer Familie in Hamburg. "Vom Schlafen und Verschwinden" ist nach "Der Geschmack von Apfelkernen", der 2008 erschienen ist, ihr zweiter Roman. Im Mittelpunkt steht die Schlafforscherin Ellen Feld. Sie erzählt in einer einzigen schlaflosen Nacht von denen, die sie liebte, von dem, was sie verloren hat, und von dem, was nicht geweckt werden darf.

Vortrags-Unikum

"Harry Rowohlt liest und erzählt" ist der Abend überschrieben, mit dem die Coburger Literaturtage am Montag, 22. April, um 20 Uhr im Haus Contakt in der Unteren Realschulstraße 3 fortgesetzt werden. Die Liste der Bücher, die Harry Rowohlt - auch als Kolumnist und Schauspieler bekannt - aus dem Englischen und Amerikanischen ins Deutsche gebracht hat, ist von staunenswerter Länge. Sie reicht von Autoren wie Ernest Hemingway über Flann O´Brian bis zu Kurt Vonnegut - A. A. Milnes "Winnie-der-Pu" sowie eine Vielzahl weiterer Kinderbücher nicht zu vergessen. Von gleichem Rang ist Rowohlts Vortragskunst, die auf zahlreichen Tonträgern zu hören ist und auf Leseabenden besonders lebendig wirkt. Seine Bühnen-Shows sind legendär. Harry Rowohlt, geboren 1945, lebt in Hamburg, und hat für sein Schaffen zahlreiche Preise bekommen, unter anderem 2011 den Ehrenpreis des "Prix Pantheon".

Literatur im Salon

Am Dienstag, 23. April, erklingt zum Welttag des Buches wieder "Literatur in den Häusern unserer Stadt". Zum sechsten Mal öffnen Bürger ihre Wohnungen für Schauspieler aus dem Ensemble des Landestheaters, die nicht nur aus ihren Lieblingsbüchern lesen. Nach den Lesungen treffen sich Zuschauer, Gastgeber und Mitwirkende im Münchner Hofbräu.

Am Mittwoch, 24. Aprilm folgt um 20 Uhr in der Alten Darre des Hofbrauhauses ein Abend mit Friedhelm Rathjen, einem der führenden Übersetzer aus dem Englischen. Am bekanntesten ist seine neue Version von Melvilles "Moby Dick". Auch Mark Twains "Huckleberry Finn" und andere Werke des 19. Jahrhunderts hat er ins Deutsche übertragen. Das Kerngebiet Rathjens ist jedoch die literarische Moderne. Er hat Essays über Arno Schmidt verfasst und ist Herausgeber des "Bargfelder Boten". Essays und biographische Arbeiten begleiten auch seine Beschäftigung mit der irischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Nun liegt eine neue Übertragung des frühen Ro-mans "Porträt des Künstlers als junger Mann" von James Joyce vor. Auszüge aus diesem Frühwerk wird Rathjen vorgetragen. Das anschließende Gespräch soll Einblicke in die Sprach-Werkstatt des Übersetzers geben - und damit auch in die Welt des unerschöpflichen Erzählers James Joyce.

Autoren-Gala

Sten Nadolny ist die Autoren-Gala gewidmet, mit der die Literaturtage am Donnerstag, 25. April, um 20 Uhr im Großen Saal des Gemeindezentrums St. Augustin zu Ende gehen. Nadolnys Romane sind stets Übungen in intensiver Fremd- und Selbstwahrnehmung. Sich Zeit nehmen, um das Wichtige im richtigen Moment zu sagen und zu tun: Dieses Lebensprinzip sucht Sten Nadolny in allen seinen Büchern in die Tat umzusetzen. "Die Entdeckung der Langsamkeit", der große Roman über den Polarforscher John Franklin aus dem Jahr 1983, traf einen Nerv der Zeit.

Eine Zeitreise ist auch Nadolnys jüngster Roman "Weitlings Sommerfrische", aus dem der Autor lesen wird: Ein Richter im Ruhestand fühlt sich, im Verlauf einer Segel-Havarie auf dem Chiemsee, in seine Jugend zurückversetzt - und kehrt verändert in die Gegenwart zurück.

Das Programm im Überblick

Samstag, 20. April:

20 Uhr Theater in der Reithalle:

Roman-Marathon mit Franziska Gerstenberg, Martin Horváth und Katharina Hagena

Montag, 22. April:

20 Uhr Haus Contakt:

Harry Rowohlt liest und erzählt

Dienstag, 23. April:

Literatur in den Häusern unserer Stadt

Mittwoch, 24. April:

20 Uhr Hofbrauhaus, Alte Darre: Ein Abend mit dem Übersetzer Friedhelm Rathjen

Donnerstag, 25. April:

20 Uhr Gemeindezentrum St. Augustin: Autoren-Gala Sven Nadolny

Vorverkauf in der Buchhandlung Riemann (10 Euro für die Abende mit Harry Rowohlt, Friedhelm Rathjen und Sten Nadolny sowie 15 Euro für den Roman-Marathon), Abendkasse 13 bzw. 20 Euro.

Vorverkauf für "Literatur in den Häusern unserer Stadt" nur an der Kasse des Landestheaters (5 Euro, für Schüler 2,50 Euro).

www.coburgliest.de