Nach der Veröffentlichung eines Enthüllungsbuchs über den französischen Schriftsteller Gabriel Matzneff hat sich die Justiz eingeschaltet. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete am Freitag eine Untersuchung wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen ein, wie Chefermittler Rémy Heitz mitteilte. Die Verlegerin Vanessa Springora hatte zuvor in dem Buch „Le Consentment“ (dt. „Die Einwilligung“) über ihre Beziehung mit Matzneff als Jugendliche geschrieben. Man bemühe sich nun, weitere mögliche Opfer zu finden, so die Staatsanwaltschaft.

Der heute 83-jährige Matzneff hatte in der Vergangenheit bereits über das Thema geschrieben. „Was mich fesselt, ist weniger ein bestimmtes Geschlecht als vielmehr die extreme Jugend, also die extreme Jugend vom 10. bis zum 16. Lebensjahr, die mir (. . .) das wahre dritte Geschlecht zu sein scheint“, heißt es etwa in einem 1974 erschienenen Text. Matzneff gilt in Frankreich als angesehener Autor. Er hat zahlreiche Preise gewonnen, so etwa den wichtigen Literaturpreis Prix Renaudot.

Springora schreibt in ihrem Buch über eine Beziehung mit Matzneff, die sie in den 1980er Jahren hatte. Damals war sie um die 14 Jahre alt. Matzneff warf Springora daraufhin in einem Brief an die Zeitung „L’Express“ vor, ein „verunglimpfendes“ und „feindseliges“ Porträt von ihm zu zeichnen. Das Buch habe den Zweck, ihn in einen Kessel mit den Filmemachern Woody Allen oder Roman Polanski zu werfen: „Sie versucht, aus mir einen Perversen, einen Manipulator, ein Raubtier, einen Dreckskerl zu machen.“

Springora sagte im Interview der Zeitung „Le Parisien“ über Matzneff: „Das ist jemand, in den ich mich leidenschaftlich verliebt habe, und es hat lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass mit seiner Liebe etwas nicht stimmt.“ Eine Liebesaffäre zwischen einem 14-jährigen Mädchen und einem 50-jährigen Mann könne passieren. Das Problem sei aber die systematische und pathologische Natur.