Coburg Kubanische Lebenslust

Bernd Schellhorn
Mit Marialy Pacheco ist das Leben schön und die Welt lebt auf in den zauberhaften Geheimnissen des Jazz. Nie war das IT’Z Jazz-Festival lebendiger und intelligenter. Foto: Bernd Schellhorn

Die Pianistin Marialy Pacheco und die Streicher des Orchesters schließen das IT’Z Jazz-Festival sinnlich-virtuos ab. Das Publikum im Landestheater trampelt und ruft begeistert Bravo.

 
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Coburg - Es ist bezaubernd, Marialy Pacheco bei ihrer Arbeit zu zusehen und die Freude mitzuerleben, welche sie bei ihrem virtuosen Klavierspiel empfindet. Ihren gekonnten Einsatz der Jazz-Spieltechniken zu hören, der bei aller abenteuerlichen Fingerfertigkeit doch immer das Melodische und den kunstvollen Wohlklang für den Zuhörer in den Vordergrund stellt. Und natürlich ihre Farben, ihre Natürlichkeit, ihre Intelligenz und ihren Witz während des Musizierens zu genießen.

Mit den ersten perlenden Klängen hat sie ihr Publikum im Coburger Landestheater von sich überzeugt. Und nach einer Stunde Programm und zwei Zugaben hat sie ihren Fans gezeigt, wie intellektuell-schön und eingängig zugleich Jazz sein kann. Wenn man sich, wie sie es tut, vorher intensive Gedanken gemacht hat, was man sagen will im Spiel.

Marialy Pacheco nennt ihren Abend im Großen Haus "Danzon Cubano". Sie hat für ihre zauberhaften Arrangements im Latin-Stil die Streicher des Philharmonischen Orchester Landestheater Coburg an ihrer Seite, Roland Fister hat die musikalische Leitung inne. Das Zusammenspiel gelingt wundervoll, die Streicher legen satte Teppiche und singen sinnliche Kantilenen, die Pianistin webt darüber die flirrenden Farben der Jazz-Harmonien.

Aus einer ätherischen Weite tupfen sich die Skalen, strömen aus dem Parlando auf uns zu, glitzern und sinken in das Bett der komplexen Pattern, die den groovenden Grund formen. Oder machen im kantigen Gerüst des Blues urplötzlich eine Wendung in romantische Harmonien, weich und sanglich. Marialy Pacheco interpretiert mit großer Demut und voller Freude die Standards ihrer Vorbilder Chick Corea oder Keith Jarrett. Aber hauptsächlich bezaubert sie mit der kubanischen und lateinamerikanischen Folklore, die sie in ihren Bearbeitungen auseinander legt und spannend und neu wieder zusammen setzt.

Sie hat sogar eine Komposition für Streichorchester mitgebracht, die als Uraufführung im Großen Haus erklingt und ihren Ideenreichtum und ihr kompositorisches Können demonstriert. Mit geschlossenen Augen sitzt sie am Flügel und hört den Musikern unter Roland Fister zu, ab und zu dirigieren ihre Hände dabei unbewusst mit. Ihren Spass am gemeinsamen Auftritt mit den hochpräzis-agierenden Streichern merkt man ihr an.

Zwischendurch erzählt sie witzig von ihrer Zeit nach dem Studium, als sie als diplomierte Pianistin für Groschen auf Hochzeiten spielte, bis sie als erste Frau den Solo-Wettbewerb in Montreux gewann und bekannt wurde. "Wir dürfen auch in diesen Zeiten keine Angst haben", ruft sie ihrem dankbaren Publikum zu, "die Pracht der Musik darf nicht sterben." Dann setzt sie sich wieder und zaubert, unterlegt von der tiefen Sehnsucht der Streicher, die kubanische Lebensfreude in unsere Welt. Ein großer Abend voller inniger Leidenschaft endet mit begeisterten Bravos.

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