Coburg - "Die Satzung wurde beraten und einstimmig angenommen ... Damit ist der Coburger Literaturkreis gegründet." So prosaisch liest sich das Gründungs-Protokoll des gemeinnützigen Vereins, der am 15. November 1983 aus der Taufe gehoben wurde. Vorausgegangen waren "verschwörerische Treffen im Hinterzimmer der Albrecht'schen Hofbuchhandlung", erinnern sich Oskar Ohler und Johannes Schmidt im Gespräch mit der Neuen Presse. Der Coburger Verleger Oskar Ohler hatte im April 1983 mit den Buchhändlern Werner Aschl und Siegfried Hirsch Kontakt aufgenommen und die Gründung einer literarischen Gesellschaft angeregt. "Brot fürs Ohr" offerierte man launig. Schnell fanden sich einige Mitstreiter, und schon wenige Monate später existierte der Coburger Literaturkreis (CLK).

Gemeinsame Literaturerlebnisse und Autorenlesungen waren und sind das Hauptanliegen. Der erste prominente Gast war am 18. Mai 1984 Ludwig Harig, und schaut man heute in das Gästebuch, das die beiden Vorsitzenden Linde Kunstmann und Alois Schnitzer zum Pressegespräch mitgebracht haben, so liest dieses sich wie ein Schriftsteller- "Who's who". Ob Peter Rühmkorf oder Willi Fährmann, Tankred Dorst oder Rüdiger Safranski, Lew Kopelew oder Martin Walser: "Die Reaktion auf unseren Verein und Coburg war stets: klein aber fein", betont Ehrenvorsitzender Oskar Ohler.

Die meisten Veranstaltungen sind gut besucht, doch gibt es auch Flops, und die Finanzierung ist nicht immer ganz einfach: "Wir gehen seit 30 Jahren pleite", lacht Johannes Schmidt und ergänzt: "Wir haben mit zehn D-Mark Beitrag und 90 D-Mark Zwangsspende angefangen."

Coburg liest!

Ohne die ehrenamtliche Hilfe der 30 Mitglieder, so betont Linde Kunstmann, könnte der Verein vieles gar nicht stemmen: Da werden Plakate geklebt, Büchertische organisiert, die Werbetrommel gerührt. Für letzteres ist seit 20 Jahren der 2. Vorsitzende Alois Schnitzer zuständig. Der Medienprofi weiß, dass man mit der Zeit gehen muss: Die Website des Vereins wird gegenwärtig aktualisiert und Alois Schnitzer überlegt, auch Facebook als Plattform für Ankündigungen zu nutzen.

Neben Lesungen erfreuen sich auch Vorträge, Podiumsdiskussionen oder Chanson- und Liederabende großer Beliebtheit. Zudem ist der CLK Mitveranstalter der Reihe "Coburg liest!", die seit zehn Jahren stattfindet. "Wir haben uns von Anfang an stark gemacht für Coburg liest", betont Oskar Ohler. Ob Romanciers, Lyriker oder Sachbuchautoren: im April geben sich bekannte und (noch) unbekannte Schriftsteller in Coburg ein Stelldichein, und der CLK als Mitveranstalter hat bei der Programmauswahl ein gewichtiges Wort mitzureden.

Die Konstante im CLK sind die monatlichen Treffen, die "Literarischen Tafelrunden" im Münchner Hofbräu, bei denen das Motto des Vereins "Lesen und lesen lassen" mit intensivem Leben erfüllt wird.

Freiheitserlebnis

"Wie einfach es ist, einen schönen Abend zu haben", schwärmt Linde Kunstmann, und Oskar Ohler fügt hinzu: "Für mich ist es ein Freiheitserlebnis: dann weitet sich die Welt." In Referaten werden Neuerscheinungen vorgestellt oder auch allgemeine Themen (wie zum Beispiel "Was ist Literatur?") erörtert. Gemeinsam erarbeitet man Autorenporträts, und nach den Sommerferien bespricht man die "Literarischen Tauchfahrten und Höhenflügen" der Urlaubslektüre.

Oftmals wird beim CLK heftig und leidenschaftlich diskutiert: Jeder liest anders, und was dem einen gefällt, muss noch lange nicht die Zustimmung der anderen finden. "Wir sind keine Expertenrunde, keiner muss gescheiter sein als der andere", betont Linde Kunstmann.

Coburger Literaturkreis

Informationen über den Verein finden sich (nach der Aktualisierung) auf der Website: www.coburger-literaturkreis.de

Anfragen per E-Mail an:

coburger-literaturkreis@gmx.de Gäste sind - auch bei den "Literarischen Tafelrunden" - willkommen, ebenso wie neue Mitglieder.

Die nächsten Veranstaltungen:

Am 5. November liest Monika Maron um 20 Uhr in der Aula des Gymnasiums Casimirianum aus ihrem neuen Roman "Zwischenspiel". Zum 200. Geburtstag von Friedrich Hebbel referiert Linde Kunstmann am 20. November um 20 Uhr im Kunstverein zu dem Thema: "Schon vergessen? Friedrich Hebbel".