Coburg - Konzentrationsfähigkeit und Aufnahmevermögen waren gefragt, als Winfried Klose am Donnerstagabend in der Stadtbücherei Coburg sein neues Buch "Die angelehnte Tür" vorstellte. Die Lesung wurde gemeinsam mit der Landesbib-liothek Coburg veranstaltet, im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche "Deutschland liest: Treffpunkt Bibliothek".

Büchereileiterin Brigitte Maisch verwies in ihrer Begrüßung darauf, dass Winfried Klose 1960 am Coburger Casimirianum sein Abitur ablegte. Die Coburger Jahre waren Gegenstand seines ersten Romans "Ohne Fluchtpunkt. Eine Jugend in den 50er Jahren", der 2004 erschien.

Ein großer Sprung ist es nun zum neuen Werk von Klose: Nach einer Herzoperation hat der Protagonist psychische wie physische Probleme, sucht nach Auswegen aus Resignation und Altersdepression.

Mit ethischen, philosophischen und politischen Denkansätzen versucht dieser Gregor Glas diesem Dilemma zu entfliehen. Liebesbeziehungen, Landschaftsbetrachtungen, Reisen - alle Fluchten scheitern, bis schließlich die besinnungslose Suche verebbt und er wieder zu sich kommt.

"Ein altmodisches Buch" habe er geschrieben, so Winfried Klose, es sei auf Innerlichkeit ausgerichtet, nicht das Narrative stehe im Vordergrund. Den Protagonisten treiben viele Ängste um: vor Krankheit und Demenz, davor sich selbst zu verlieren, aber auch davor, dass ihm sein gepanzertes Ich zu eng wird. Er fühlt die "Löcher in der Seele", versucht Achtsamkeit und Gelassenheit einzuüben. In seinem inneren Monolog berichtet der Protagonist von der "Stille draußen und in mir". Die titelgebende "angelehnte Tür" soll zu einem anderen Bewusstsein führen, doch Gregor Glas schafft es nicht, diese Tür aufzustoßen. Das Scheitern des Helden wird deutlich und ist doch nur angedeutet.

Mit viel Kritik und Unverständnis reagierte das Publikum im anschließenden Gespräch mit dem Autor auf die Lesung. Da vermisste man den Zugang zum Protagonisten, man fühlte sich nicht angesprochen oder angeregt. Doch es gab auch durchaus Zustimmung bei den Zuhörern, die das Einfühlungsvermögen des Autors und die Intensität des Textes lobten. So auch Dr. Silvia Pfister, Leiterin der mitveranstaltenden Landesbibliothek, die in ihrem Schlusswort dem Autor für sein Kommen dankte.

Bleibt anzumerken, dass "Die angelehnte Tür" sich eher nicht für eine Lesung eignet: Der Text ist viel zu komplex und auch kompliziert, um nur durch Zuhören aufgenommen und erfasst werden zu können. Erschwerend kam hinzu, dass der Autor äußerst monoton und schnell las. "Die angelehnte Tür" also ein sicherlich lesens-, aber kein hörenswertes Buch.

Winfried Klose: "Die angelehnte Tür". 148 Seiten. Sardes Verlag Erlangen 2009, 12,80 Euro. ISBN: 978-3-941025-05-9.