Lichtenfels - Kunst lebt von Menschen und Institutionen, die neue Wege gehen, die Konventionen sprengen, sich Experimentierfreude und Wagemut auf ihre Fahnen geschrieben haben, die Kreativität alltäglich werden lassen. Ohne sie gäbe es auch den mit 10 000 Euro dotierten Friedrich-Baur-Preis nicht, der am Samstag im Lichtenfelser Stadtschloss von der Münchner Akademie der schönen Künste und der Friedrich-Baur-Stiftung an Persönlichkeiten und Einrichtungen verliehen wurde, die aus diesem Holz geschnitzt sind. Preisträger sind in diesem Jahr das Nürnberger Forum für Angewandte Kunst, der Schriftsteller Benno Hurt aus Regensburg, der Bamberger Komponist Horst Lohse, das Stadttheater Fürth und mit dem in Bayreuth aufgewachsenen Uwe Brandner erstmals auch ein Filmemacher.

Laudatoren, die in einer engen freundschaftlichen oder beruflichen Beziehung zu den Preisträgern standen, verliehen der Veranstaltung eine menschliche Note. Der mit dem prominentesten Namen war verhindert: Heribert Prantl, Leiter des Ressorts Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung. Dieter Borchmeier, Präsident der Bayerischen Akademie der Schöne Künste, blieb es vorbehalten, dessen überschwängliche Lobeshymnen auf eine Persönlichkeit vorzutragen, die im Hauptberuf Richter und im Nebenberuf Schriftsteller war. In den Augen Prantls spiegelt sich darin eine ganz besondere Symbiose: "Benno Hurt, dessen Werk ein Epos der deutschen Nachkriegsgeschichte ist, war ein wunderbarer Richter, weil er schon damals ein Literat war. Einer, der die Dinge hinter den Dingen sehen kann, mit ihnen ringt und hadert."

Mit Hilfe Prantls schlug Borchmeier die Brücke zum Veranstaltungsort Lichtenfels, das nicht gerade als Kunstmetropole bekannt ist. "Provinz ist, wo Zusammenhänge überschaubar sind. Sie ist der Raum, in dem die Menschen sich kennen. Die Welt muss provinziell werden, dann wird sie menschlich." Worte, die die Gäste im Saal gerne vernahmen.

Die Ideen abseits eines normalen Theaterabends sind es, die für den Fürther Kritiker Bernd Noack das Stadttheater Fürth auszeichnungswürdig machen. Eine davon ist das von ihm zitierte "Brückenbau-Programm", in dem Menschen ihre ganz persönlichen Empfindungen und Erinnerungen auf die Bühne bringen können, zum Beispiel in dem Doku-Drama über die Quelle-Insolvenz, in dem Betroffene "wütend und packend von ihrem Schicksal berichteten", wie es der Experte wörtlich formulierte.

Der Nürnberger Librettist Michael Herrschel geriet beim Namen des Komponisten Horst Lohse ins Schwärmen. Was schätzt er an dem gebürtigen Kulmbacher, der Mitbegründer des Vereins "Neue Musik in Bamberg" und der Tage der Neuen Musik in Bamberg" ist? "Seine Bereitschaft, unbekanntes Terrain zu betreten. Ob Bühnenwerk, Klavier- oder Kammermusik - jedes seiner Werke ist ein Abenteuer."

"Dem Kunsthandwerk dieselbe Wertschätzung zukommen zu lassen wie ihrer großen Schwester, der bildenden Kunst - dieses Anliegen verfolgt der Verein seit seiner Gründung im Jahre 1996." Mit diesen Worten stellte Petra Krutisch, Kuratorin am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, das Forum für Angewandte Kunst in Nürnberg vor. Die Rednerin rühmte die kleinen und großen Kostbarkeiten aus Schmuck und Glas, die von den Kunsthandwerkern erschaffen werden.

Mit Uwe Brandner, einem Urgestein aus den Anfangstagen des Neuen Deutschen Films, ist nun auch diese Kunstgattung im Reigen der Preisträger vertreten. Für Michael Krüger, Chef des Carl-Hanser-Verlages, gehört Brandner zu den großen deutschen Filmpersönlichkeiten. wie Rainer-Werner Fassbinder, Werner Herzog oder Wim Wenders.

Friedrich-Baur-Preis

Der mit jeweils 10 000 Euro dotierte Friedrich-Baur-Preis ist 1990 zum 100. Geburtstag des Firmengründers und Stifters Friedrich Baur erstmals von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Friedrich-Baur-Stiftung verliehen worden. Vergeben wird er im zweijährigen Rhythmus. Die Preise sind für Künstler oder künstlerische Institutionen bestimmt, die aus dem nord- oder ostbayerischen Raum stammen oder dort tätig sind. Insgesamt werden fünf Preise überreicht: für Bildende Kunst, Literatur, Musik, Darstellende Kunst sowie Film- und Medienkunst - analog den Abteilungen der Münchner Akademie der Bildenden Künste, aus deren Reihen die Juroren stammen.