Nürnberg - "Beim Schreiben kann man eigene Welten erschaffen und gleichzeitig Erlebtes weitergeben. Es ist toll, wenn es einem gelingt, Menschen mit Worten zu berühren, oder ihnen Mut zu schenken", erzählt Autor Gunnar Schuberth besonnen. Er schätzt es, Anerkennung gefunden zu haben.

Früher sah das allerdings anders aus: Als Jugendlicher schrieb er ab und an Gedichte, jedoch sollte sie kein anderer zu Gesicht bekommen. "Anfangs wirkten die Gedichte fremd auf mich", erinnert sich Gunnar Schuberth. Und das, obwohl die Texte eine Menge von seiner Person Preis gaben. Diese, ihm bisher unbekannte, Seite seiner Selbst musste er aber erst allmählich kennen lernen.

Anfänge im Galeriehaus

Mit siebzehn Jahren trat der gebürtige Hofer mit seinen Texten in die Öffentlichkeit. Die erste Lesung fand im "Galeriehaus" statt. Da einer seiner Freunde Gitarrist war, kam die Idee zustande, Literatur und Musik zu verbinden. "Teils haben wir die Stücke gemeinsam erarbeitet, teils wurden meine Gedichte auch nur mit der Musik untermalt", berichtet Schuberth. Es entstand das Programm "Lyrik und Gitarre", das auf diversen deutschen Kleinkunstbühnen zu sehen war.

"Irgendwann verspürte ich den Drang, etwas Neues auszuprobieren", erzählt der Autor. Er begann, an einem Krimi zu schreiben, kam aber nicht weit. So legte er das Manuskript erst einmal zur Seite und widmete sich der Dramaturgie. In Nürnberg wurde ihm ein Stipendium angeboten. Daraufhin begann er, an einem Theaterstück zu arbeiten: "Lenk oder die Regeln des Kampfes" erlebte seine Uraufführung 1993 im Theater Hof. Eine Weiterbildung zum Drehbuchautoren absolvierte er in der Münchner Drehbuchwerkstatt. "Mein Ziel war es, einmal vom Schreiben leben zu können. Deswegen wollte ich verschiedene Genres beherrschen", erklärt Schuberth einleuchtend.

Nach Fertigstellung seines Kriminalromans, sendete er ihn an viele Verlage. Jedoch war die Konkurrenz groß. "In eine Medienstadt wie Berlin oder Hamburg wollte ich nicht ziehen. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich aus Hof raus und etwas anderes sehen muss", schildert er. So landete er in Nürnberg, wo er bis heute wohnt.

Oft seien der Figurentypus, verschiedene Parameter oder das Ende einer Geschichte schon vorgegeben, wenn man mit größeren Verlagen zusammenarbeitet. Doch Gunnar Schuberth möchte frei in seiner Ideenfindung und Geschichtenentwicklung sein. Sich in ein striktes Schema einspannen zu lassen, kommt für ihn nicht in Frage. Es sei wichtig, die Figuren interessant und authentisch wirken zu lassen, betont er. Man gebe zwar Erlebtes weiter und sei von eigenen Eindrücken beeinflusst; trotz alledem solle man jedoch versuchen, Distanz zu wahren: "Man muss die Eigenschaften der Protagonisten in sich selbst suchen, um zu verstehen, wie die Person mit bestimmten Situationen umgeht." Eigene Erlebnisse geschickt zu verpacken, sei die Kunst. In Gedichten stecke immer sehr viel mehr vom Selbst, als in einem prosaischen Text.

Heute widmet sich Schuberth eher der Prosa, schreibt aber hin und wieder "Gelegenheitsgedichte". Figuren und Handlungsverlauf entwickeln sich meist erst beim Schreiben. Darum fertigt er mehrere Fassungen an und bündelt am Ende die besten Ideen.

Sein neuestes Werk "Todesfinal", ein Heimatkrimi, beschäftigt sich mit dem Thema "Geo-Caching", einer Art Schnitzeljagd durch Angabe von GPS-Koordinaten. Auf das Thema sei er zufällig gestoßen, berichtet Schuberth. Es habe allerdings sofort sein Interesse geweckt.

Selbst liest er zurzeit am liebsten Romane von Haruki Murakami: "Sein Schreibstil beeindruckt mich sehr." Früher habe er sich durchaus an anderen Autoren orientiert. Inzwischen habe er aber seine eigene Art zu schreiben entwickelt. "Dialoge konnte ich mir schon immer schnell merken", erzählt der Nürnberger Autor. So fließen Wortwechsel, die er gelesen hat, zum Teil in sein Geschichtenkonzept mit ein.

Gunnar Schuberth hat sich dazu entschieden, Lokalkrimis zu schreiben, und ist bei dem kleineren Verlag Sutton untergekommen. Zudem ist er Dozent für Deutsch an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg, programmiert PCs und entwickelt eine Lernsoftware für "Deutsch als Fremdsprache". Es gefällt ihm, gleich mehreren Berufen nachzugehen. "Die Abwechslung tut mir gut", sagt er. Jedoch arbeitet er oft von zu Hause aus. Da sei es wichtig, eine geregelte Tagesstruktur beizubehalten. Jeden Morgen beginnt er mit dem Schreiben; täglich setzt er sich ein bestimmtes Pensum.

Freie Zeit widmet er am liebsten seiner Familie und dem Sport. Außerdem geht er gerne ins Kino oder liest. Denn, wer viel liest, kann sich bekanntlich besser ausdrücken. Das würde er auch allen Nachwuchsautoren ans Herz legen: "Gerne zu lesen und Spaß am Schreiben zu haben, ist essenziell. Dazu sollte man natürlich ein gewisses Handwerk beherrschen." Wer diese Aspekte erfüllt, den könne er nur ermutigen:"Das Schreiben ist meine Leidenschaft, und ich möchte es nicht missen."

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Mehr von Gunnar Schuberth gibt es auf seinem Autorenblog im Internet: www.gunnar-schuberth.de.

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