Rothschild-Krimi: Spannung, Glamour, Liebe
München (dpa) - Ein kleines Gemälde wirbelt die internationale Kunstszene durcheinander. Sein Titel: «Die Launenhaftigkeit der Liebe». Und genau so heißt der Erstlingsroman der Britin Hannah Rothschild (Jahrgang 1962). Die Autorin und Filmregisseurin - Spross der berühmten Bankiersfamilie - hat einen interessanten Plot ersonnen, in dem eben jenes (fiktive) Gemälde des (authentischen) französischen Rokokomalers Jean-Antoine Watteau eine Odyssee sondergleichen erlebt. Die Geschichte setzt ein, als die mittellose Londoner Köchin Annie McDee das Bild in einem Trödelladen ersteht - ohne zu wissen, dass es berühmt ist und schon lange weltweit gesucht wird. Annie wird überrumpelt von den folgenden Ereignissen, denn natürlich ist mit dem Verschwinden des Kunstwerkes eine unglaubliche Kriminalgeschichte verbunden, die weit in die deutsche Vergangenheit führt. Ein netter Gag der Autorin: Zwischen den einzelnen Handlungssträngen kommentiert das Bild selbst das Geschehen und gewährt Einblicke in die Kunst- und Gesellschaftshistorie. Für seinen seltsamen Titel hat es natürlich auch eine Erklärung: «Einst war ich der Inbegriff einer großen Liebe, nun wurde ich zum Urbild des gebrochenen Herzens». Dass die Liebe aber auch den entgegengesetzten Weg gehen kann, erfährt die bis dahin glücklose Annie. Eine lesenswerte Mischung aus Herz, Schmerz, Kunst und Krimi.

Spannendes Psychokammerspiel: Bernard Miniers «Wolfsbeute»
München (dpa) - Ein depressiver Polizist erhält ein Päckchen mit einem menschlichen Herzen, eine Radiomoderatorin einen anonymen Brief mit einer Selbstmorddrohung. Für beide beginnt die Welt aus den Fugen zu geraten. Der Thriller «Wolfsbeute» des französischen Autors Bernard Minier («Schwarzer Schmetterling») beginnt mit einem Alptraum, der Ouvertüre. Doch anscheinend hat die mehr mit der Wirklichkeit zu tun, als den Protagonisten lieb ist. Minier hat sein gruseliges Verwirrspiel wie eine Oper komponiert, in dem Opfer und Täter auf eine Finale furioso zusteuern. Mittendrin Polizist Martin, der in ein Hotelzimmer gelockt wird, in dem sich eine Künstlerin das Leben nahm. Moderatorin Christine hingegen erhält von dem anonymen Briefschreiber weitere Botschaften - in ihrer Show und zu Hause, wo er eine CD mit Arien aus Puccinis «Tosca» hinterlässt. Der Stalker bringt Christine derart aus dem Gleichgewicht, dass sie ihren Halt, ihren Job und auch noch ihren Partner verliert. Martin kämpft unterdessen mit den Schrecken der Vergangenheit. Die französische Zeitschrift «Elle» würdigte das Psychokammerspiel als einen der besten Thriller des Jahres.

Neue Thrillerserie: «Eisiges Runengrab»
Köln (dpa) - Tief im grönländischen Eis findet eine Expedition ein Wikingerschiff aus dem frühen 11. Jahrhundert. An Bord sind nicht nur die perfekt konservierten Mumien der Mannschaft, sondern auch eine Runentafel, die womöglich auf das Grab Leif Erikssons verweist, des ersten Europäers, der amerikanischen Boden betrat. Lexy Vaughan wird als Expertin für Runologie hinzugezogen, doch kurz nach ihrer Ankunft werden fast alle Teilnehmer des Unternehmens von einer paramilitärischen Einheit ermordet. Hinter dem Überfall steckt eine geheimnisvolle Organisation, der es um weit mehr geht als um archäologische Grabungen. - Robert J. Mrazek präsentiert mit «Eisiges Runengrab» den soliden Auftakt einer neuen Thrillerserie. Es sind die altbekannten Elemente des Genres der Verschwörungsthriller mit einem Geheimbund, rätselhaften Artefakten und einer taffen Heldin, die natürlich hochattraktiv ist. Wie immer ist die Welt bedroht, kann aber im letzten Moment gerettet werden. Abgesehen vom klischeehaften Plot ist der Roman aber flott erzählt und recht unterhaltsam.

Gelungener Debütroman: «Der Frauensammler»
München (dpa) - Wer friert ein junges Mädchen bei lebendigem Leib ein und taut sie dann wieder auf, um die Tote zu vergewaltigen? Dieser monströsen Frage geht Inspector Charlotte Savage in Plymouth nach. Bald wird eine zweite Leiche gefunden, die auf die gleiche Weise zu Tode kam. Die Polizei findet heraus, dass die Mordopfer jeweils etwa 14 Tage in Gefangenschaft waren, bevor sie getötet wurden. Als schließlich ein weiteres Mädchen spurlos verschwindet, gerät die Polizeibeamtin mit ihrem Team unter großen Druck, denn es besteht die reelle Chance, die Vermisste lebend zu finden. Was Charlotte nicht weiß, ist, dass der Mörder längst ihre eigene Familie im Visier hat. - Mark Sennens Debütroman «Der Frauensammler» ist ein spannender Psychothriller. Ein gut konstruierter Plot mit vielschichtigen Figuren und einem spektakulären Finale machen den Roman zu einem kurzweiligen Lesevergnügen.