Coburg - Auch der Coburger Literaturkreis kommt im Jahr des Reformations-Jubiläums nicht an Martin Luther vorbei. Als Medienprofi stellt ihn Professor Dr. Klaus Kocks am Montag, 26. Juni in der Morizkirche vor: Unter dem griffigen Motto "Doktor Martin Luther als Content Provider der Gutenberg-Galaxis" untersucht Kocks den Zusammenhang von Buchdruck und Reformation aus der Perspektive der Internet-Generation. Kocks ist einer der renommiertesten Kommunikationsberater Deutschlands und war unter anderem mehrere Jahre Mitglied des Volkswagen-Vorstandes.

Die Gemeinschaftsveranstaltung mit dem evangelischen Bildungswerk zählt zu den Höhepunkten des Jahresprogramms, das der Coburger Literaturkreis auf seiner Mitgliederversammlung vorgestellt hat.

Den Auftakt macht am Donnerstag, 16. Februar, um 19 Uhr eine Lesung mit der aus Coburg stammenden Autorin Annette Pussert, die ihren Debütroman "Nord Nord Ost" vorstellen wird. Die Lesung ist eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Stadtbücherei, wo die Lesung auch stattfinden wird.

Ein Höhepunkt im literarischen Leben der Stadt wird erneut "Coburg liest!" sein. Die Coburger Literaturtage finden vom 25. bis zum 29. April zum 14. Mal statt. Maßgeblicher Mitorganisator ist - neben der Volkshochschule Coburg, der Buchhandlung Riemann und dem Landestheater Coburg - wiederum der Coburger Literaturkreis.

In der zweiten Maihälfte wird Roland Schimmelpfennig, der meistgespielte Gegenwartsdramatiker Deutschlands, seinen ersten Roman "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts" vorstellen. Das Buch stand 2016 auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises.

Am 19. Oktober steht ein musikalisch-literarischer Abend auf dem Programm. Unter dem Titel "Susanna - Ich bin ein Kontinent" bieten die Schauspielerin Martina Roth und der Gitarrist Johannes Conen einen Bewegtbild-Abend nach der Erzählung "Susanna" der deutsch-jüdischen Lyrikerin Gertrud Kolmar.

Wie jedes Jahr beschlossen die Mitglieder neben den öffentlichen Veranstaltungen eine Reihe von Vorträgen und Diskussionsthemen für ihre regelmäßigen Treffen, die unter dem Titel "literarische Tafelrunden" weiterhin im Münchner Hofbräu jeweils an einem Donnerstag stattfinden. Der Beginn wurde generell von 20 Uhr auf 19.30 Uhr vorverlegt, Gäste sind willkommen. Den Auftakt macht am 16. März eine Begegnung mit Mitgliedern der Coburger "Schreibwerkstatt", die eigene Texte vorstellen wollen. Am 22. Juni werden sich die Mitglieder mit der Inszenierung des Schauspiels mit Ballett nach dem Roman "1984" von George Orwell beschäftigen, das am Landestheater am 10. Juni Premiere hat. Eine ähnliche Diskussion über die "Wallenstein"-Inszenierung ist im Juli vorgesehen. Dazu sollen jeweils Vertreter des Landestheaters eingeladen werden. Nach den Sommerferien werden sich die Mitglieder am 21. September wie jedes Jahr unter dem Motto "Literarische Tauchfahrten und Höhenflüge" über ihre Urlaubslektüre austauschen. Am 12. Oktober steht unter dem Titel "Wiederbegegnung" eine Diskussion über frühere Lektüre an, die man noch einmal neu gelesen hat. Den Abschluss bildet am 16. November ein gemeinsames Autorenporträt von Christoph Ransmayr.

In seinem Jahresrückblick erinnerte der 1. Vorsitzende Alois Schnitzer u. a. an den großen Publikumserfolg der Lesung mit Dr. Wolfgang Weyers aus seiner Friedrich-Rückert-Biografie "Der große Zauberer". Bei den Neuwahlen wurde Christine Wagner zur neuen 2. Vorsitzenden gewählt. 1. Vorsitzender bleibt Alois Schnitzer, auch Schatzmeisterin Christiane Seel-Kirchner und Schriftführer Dr. Hilmar Kormann wurden in ihren Ämtern bestätigt. as/np

Annette Pusserts Debüt-Roman

Von Verdrängen und Vergebung erzählt die gebürtige Coburgerin Annette Pussert in ihrem Prosadebüt "Nord Nord Ost". Im Mittelpunkt steht Hanna, die das Scheitern ihrer Beziehung und der Tod ihrer Großmutter Auguste aus der Bahn werfen. Die Sehnsucht nach einer konstanten Koordinate führt sie ins einstige Westpreußen. Dort spürt sie ihren Wurzeln nach, fahndet wie Auguste drei Jahrzehnte zuvor nach etwas Unverändertem und Unvergänglichem. In präziser und poetischer Sprache sind in "Nord Nord Ost" zwei Erzählebenen und die lebendige Beschreibung biblischer Motive des Malers Caravaggio, die die Frage nach Gut und Böse akzentuieren, miteinander verwoben. Annette Pussert gelingt es, ein packendes Band zwischen diesen Ebenen und zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu knüpfen. Und zeigt - gerade auch im Kontext aktueller Debatten - warum Geschehenes nicht vergessen werden darf, Schweigen gebrochen werden muss.

Geboren 1972 in Coburg, studierte Annette Pussert Germanistik und Geschichte in Konstanz, Berlin und Rom. Sie lebt als freie Autorin und Online-Redakteurin in Berlin.