Schormann muss die Ausstellung in ruhiges Fahrwasser führen. Zuletzt war die promovierte Germanistin in Doppelfunktion Direktorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der VGH-Stiftung. Sie muss zeigen, dass die Schau ihre künstlerische Freiheit trotz schärferer Beobachtung durch die Politik bewahren kann.
Die Chancen für einen Neuanfang stehen gut: Die vergangene documenta ist nur noch Randthema. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Schormanns Vorvorgängerin und weitere Verantwortliche der documenta 14 wegen angeblich zweckwidriger Verwendung von Geld eingestellt. «Kein strafbewehrtes Verhalten feststellbar», sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Nachwirkungen der documenta 14 könnten der neuen Generaldirektorin bei den Finanzen drohen: Das endgültige Defizit der vergangenen Ausstellung ist noch nicht öffentlich bekannt. Man wolle es erst dem documenta-Aufsichtsrat vorlegen, sagte ein Sprecher der Stadt Kassel. Wann das erfolge, sei unklar.
Der Vorsitzende des Kasseler documenta forums, Jörg Sperling, glaubt dennoch an einen erfolgreichen Start Schormanns. Der Verein, den documenta-Gründer Arnold Bode ins Leben rief, hatte sich zuletzt eher kritisch zu Wort gemeldet. «Bezüglich der neuen documenta ist alles im Fluss», sagt Sperling. Man erwarte, dass Anfang des Jahres ein neuer künstlerischer Leiter vorgestellt werde. Die Krise und die danach folgende Einmischung der Politik schrecke Kandidaten nicht ab. «Wer da angefragt wird, fühlt sich geadelt», erklärt er.