Kulturpessimisten schlagen Alarm. Eine der segensreichsten Errungenschaften der Mediengeschichte sei vom Aussterben bedroht, so heißt es: das Sommerloch. Jahrzehnte lang klaffte es bräsig zwischen Jahresmitte und Ferienende, verlässlich und wetterunabhängig verschaffte es uns eine geistige Auszeit und bot all jenen Halt und Hoffnung, die ansonsten in der Newsflut untergingen: politische Hinterbänkler, vergessene D-Promis und lichtscheue Seeungeheuer.
Insbesondere profitierte von der jährlichen Nachrichtenflaute das liebliche, inmitten von Weinbergen gelegene 500-Seelen-Örtchen Sommerloch. Heutzutage strahlt uns nur noch selten das Ortsschild der rheinland-pfälzischen Gemeinde von bunten Seiten der Gazetten entgegen. Und auch die gute alte "Saure-Gurken-Zeit" ist reif fürs
Lexikon der bedrohten Worte.