Bayreuth - Dunkle Haare, blaues Hemd, blaues Sakko, blaue Turnschuhe. Aus dem Dunkel des Bühnenhintergrundes tritt Daniel Kehlmann mit wenigen Schritten in den Lichtkegel ans Lesepult, nickt ins Publikum und legt unmittelbar los. Die Lesung mit dem Autor, dessen Name untrennbar mit dem Bestseller "Die Vermessung der Welt" verbunden ist, ist der gelungene Auftakt des derzeit laufenden Literaturfestivals "Leselust" im Zentrum in Bayreuth.

An diesem Abend liest Kehlmann aus seinem Roman "F", der im September erschienen ist. Im Mittelpunkt stehen Martin und seine Zwillingsbrüder Iwan und Eric Friedland. In drei großen Kapiteln, jeweils in der Ich-Perspektive geschrieben, schildert Kehlmann das Leben dieser Brüder, das sich hinter der Fassade als ein Dasein von Betrug und Hochstapelei entpuppt. Iwan als Künstler und Kunstkritiker, Eric als Vermögensberater und Martin als katholischer Priester, dem aber jeglicher Glaube an Gott fehlt.

Der Autor setzt mit seiner Lesung jedoch früher ein. Die drei Brüder besuchen mit ihrem Vater Arthur die Bühnenshow des Hypnotiseurs Lindemann. Ein Erlebnis, das keinen unberührt lässt und eine folgenreiche Wirkung hat. Auf die Frage, wie er selbst zur Hypnose stehe, gibt Daniel Kehlmann später zu, dass er der Einladung eines Freundes zum Besuch eines Bühnen-Hypnotiseurs in Berlin gefolgt sei: "Bei mir tut sich aber nichts."

Der zweite Part der Lesung widmet sich Martin, dem Priester, dessen Leben zwei Leidenschaften dominieren: das Essen und der Rubik-Würfel. Diese Figur war zunächst nicht als Priester konzipiert, erzählt der Autor, doch sie habe sich im Laufe der Zeit so entwickelt. In dem Roman "F", den Kehlmann zunächst komplett mit der Hand geschrieben hat, setzt der Autor seine Idee einer "unkonventionellen Familiengeschichte" um, wobei er zunächst keine feste Vorstellung von den einzelnen Charakteren hatte. "Ich wollte die Geschichte einer Familie erzählen, deren Mitglieder schwarze Schafe, Betrüger sind."

Sein Roman "F" weckt Erinnerungen an "Korrekturen" von Jonathan Franzen. Darauf angesprochen sieht Kehlmann selbst durchaus Parallelen. Mehr noch. Er zählt Franzen zu seinen literarischen Vorbildern und dessen Roman hat ihn nach eigener Aussage sehr beeindruckt: "Für mich waren die ,Korrekturen' ein großes Leseerlebnis."

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Nächste "Leselust"-Veranstaltung: "11 Freunde live", 30. Januar.