Coburg - "Ich glaube, ich werde dich Fetti nennen, du bist nämlich ziemlich fett, Fetti!" Dieser Satz, knallhart und verletzend, der den Zuhörern direkt ins Herz fährt, fällt in der Aula des Coburger Gymnasiums Casimirianum. Vorgelesen von Astrid Rosenfeld, die auf Einladung des P-Seminars Deutsch unter der Leitung von Oberstudienrätin Margit Schmaderer ihren Roman "Elsa ungeheuer" vorstellte.

Im März diesen Jahres ist sie erschienen, diese Geschichte rund um das Mädchen Elsa und die Brüder Karl und Lorenz Brauer. "Fetti" ist Karl, ein kleiner, hässlicher und wirklich fetter Achtjähriger. Sein zwei Jahre älterer Bruder Lorenz hingegen ist groß, schön und "wie von der Sonne geküsst". Die beiden leben in einem Haus mit 14 Ferienzimmern in einem kleinen Dorf in der Oberpfalz, zunächst noch mit der Mutter Hanna, die psychisch krank ist und Vater Randolph. Doch dann "verschwand vor elf Tagen die grüne Mütze, und Hanna Brauer, geborene van Dohl, zog sich eine rosa Unterhose über den Kopf und sprang vom Balkon."

Ein kurzer Satz, gleich zu Beginn des Romans, der den ersten Stich versetzt. Rosenfeld spielt mit diesen literarischen Mitteln, der Leser oder Zuhörer schluckt und weiß zunächst nicht, ob er nun weinen oder lachen soll. Das Komische, Plötzliche dieser Situation steht dem Erschreckenden gegenüber. Skurril ist die weitere Hauptfigur, das Mädchen Elsa. "Ein kleines Mädchen mit Streichholzarmen, glanzlosem Haar und bunten Bändern an den Beinen." Bänder, die sich als Krawatten entpuppen und die sie sich um die Waden schnürt, "damit sie dünner werden wie bei Adligen." Für "Fetti", alias Karl ist sie vollkommen, doch sie ist nicht das putzige Mädchen, das sie scheinen mag. Sie braucht Geld, übt psychischen Druck aus und besteht fast nur aus eisernem Willen. Hart, unberechenbar und schwer zu durchschauen, so kommt sie einem vor.

Rosenfeld liest mit guter Intonation, laut und klar. Es knistert förmlich vor Spannung in der Aula, als sie weitere Passagen des Romans vorträgt. Gut ausgewählt sind diese Passagen, die nur Puzzleteile bieten und neugierig auf das ganze Buch machen. In diesem geht es noch um viel mehr: Die Brüder Lorenz und Karl werden erwachsen, es kommen Reichtum, Rauschgift, die Kunstszene und die Liebe ins Spiel. Und das alles gleichzeitig skurril, spannend und doch ergreifend und zartfühlend.

Rosenfeld verrät nach dem Vorlesen während einer Fragerunde, dass sie am liebsten auf dem Sofa schreibt: "Eigentlich ist es blau, doch so kaputt, dass ich einen blauen Bezug mit weißen Punkten drüber gelegt habe." Ursprünglich wollte sie Schauspielerin werden, brach das Studium jedoch nach eineinhalb Jahren ab, arbeitet als Casterin beim Film, bis sie "eines Tages einfach anfing zu schreiben. Endlich!". Für sie haben gute Geschichten etwas Zeitloses, "etwas, das bleibt. Zeitgeist interessiert mich nicht." Ein neues Projekt hat sie bereits frisch beim Verlag abgegeben. Viel gibt sie noch nicht preis, es wird auf jeden Fall etwas "ganz Anderes" sein. "Eine Mischung aus echten Bildern, Fiktion, Fotos und Reisen", ganz vielfältig, so wie die Schriftstellerin selbst.

"Wir wollten eine anspruchsvolle Autorin", so Lea vom P-Seminar Deutsch, die zusammen mit Johanna die Moderation des Abends und auch der Schülervorstellung am Vormittag übernahm. Und dies ist wahrlich gelungen.

Die Autorin

Astrid Rosenfeld wurde 1977 in Köln geboren. Nach dem Abitur ging sie für zwei Jahre nach Kalifornien, wo sie erste Berufserfahrungen am Theater sammelte. Danach begann sie eine Schauspielausbildung in Berlin, die sie nach anderthalb Jahren abbrach. Ihr Debütroman "Adams Erbe" erschien 2011 und schaffte es auf Anhieb auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis. Astrid Rosenfeld lebt als freie Autorin in Berlin.