Rödental - Es ist eine fragile, eine spröde Welt: Ebensolchen Eigengesetzlichkeiten folgend wie der Werkstoff Glas ist die Welt der Beziehungen und der Wirtschaft, die der Autor Ernst-Wilhelm Händler in seinem Roman "Welt aus Glas" entwirft. Zur Buchvorstellung hatte der Coburger Literaturkreis in Kooperation mit den Kunstsammlungen der Veste Coburg themengerecht ins Europäische Museum für Modernes Glas in der Rosenau eingeladen. Literaturfreunde, die von dem attraktiven Rahmen angelockt wurden, genossen sichtlich die Führung durch das Museum durch Kunsthistorikerin Dr. Astrid Arnold. Die Kunst jedoch sollte an diesem Abend der Star bleiben. Mit seiner Lesung konnte der Autor aus Regensburg nicht bei allen Zuhörer/innen punkten.

Ernst-Wilhelm Händler (geb. 1953) ist Geschäftsführer eines familieneigenen metallverarbeitenden Betriebs und kennt so die Wirtschaft aus dem "FF". Seine Erfahrungen mit dem Kapitalismus lässt der promovierte Betriebswirt und Philosoph in seinen Romanen nicht nur in Geschichte und Charaktere fließen, sie bieten ihm auch Anlass zu philosophischen Erörterungen.

In dem neusten Roman "Welt aus Glas" erzählt Händler von Jillian und Jacob Armacost, die mit ihrer großen Glasgalerie in New York vor der Pleite stehen. Um Geld aufzubringen, reist sie kurzerhand nach Italien, wo das lukrative Geschäft mit einer Glassammlung winkt. Er indessen reist mit einer reichen Kundin an die Grenze Mexikos, wo er der (tatsächlich eine zeitlang diskutierten) Idee nachgeht, die geplante Mauer gegen illegale mexikanische Einwanderer aus Glas bauen zu lassen. Während Jillian "piante grasse", also gläserne Pflanzen, für den Verkauf vorbereitet, wird Jacob in Mexiko entführt.

Mit einer filmreifen Verfolgungsjagd am Beginn des Buches ködert Ernst-Wilhelm Händler den Leser an. Doch ergeht er sich im Verlauf des Buches zu oft in trivialen, langatmigen Beschreibungen von Figuren. Dann wieder kontrastiert er die immer zwischen Mexiko und Italien hin- und herpendelnden Szenen mit tief schürfenden Gedankengängen, die so sperrig sind, dass man sich nur schwer darauf einlassen mag.

Auch bei seiner Lesung in Rödental stellte Händler eine solche Sequenz vor: das wie ein Totentanzstück arrangierte Aufeinandertreffen von Geld, Tod und Mädchen. Dass er damit durchaus sein Publikum erreicht, zeigte sich an den positiven Reaktionen. Nicht alle jedoch verließen den Abend glücklich. Die Schwierigkeiten mit Leselautstärke und Mikrophon sowie das nuschelnde Geleier des Lesenden vertrieb einige Zuhörer schon vor der Zeit. Schade um den Abend.

Ernst-Wilhelm Händler: "Welt aus Glas", Frankfurter Verlagsanstalt, 608 S., ISBN-13: 9783627000271, 25 .