Coburg - "Nein, mein Mann ist nicht verloren gegangen, die Handlung in meinem Buch ist rein fiktiv!" Die Coburger Autorin Heidi Fischer lacht herzlich, als sie auf den Titel ihres soeben erschienenen Romans angesprochen wird. Weniger fiktiv in ihrem Werk "Der verlorene Mann" ist allerdings die Liebe zu dem Land Nepal, die auf jeder Seite durchschimmert und den Leser eintauchen lässt in die Welt des Himalayastaats, der im April vor einem Jahr von einem heftigen Erdbeben zerstört wurde. Und in die Welt des buddhistischen Glaubens, die Fischers Hauptfigur Elisabeth Wagner kennenlernt.

Kulturschock

Mitten in der Nacht wird diese aus dem Schlaf geschreckt und erfährt telefonisch in englischer Sprache, dass ihr Mann "verloren" sei. Und zwar in Nepal, dem Land, das er auf seinen zahlreichen Reisen immer wieder besuchte und das er so liebte. Reisen, deren Faszination Elisabeth Wagner nicht immer nachvollziehen konnte und die vielleicht auch zum Bruch in ihrer Ehe führten. Das Paar lebt getrennt, doch auf Drängen von Tochter Lena lässt Elisabeth Wagner das gemütliche, bequeme und perfekt durchstrukturierte Leben in Erding hinter sich und begibt sich auf die Suche nach ihrem Mann.

Groß ist der Schock, als sie im Kloster Karuna hoch über Kathmandu ankommt: Das Doppelzimmer muss sie sich mit einer Unbekannten teilen, es gibt keine Kleiderbügel, einfaches Essen, Zigarettenverbot und ihr Handy liegt auch zu Hause. Doch das verwöhnte, zickige und bequeme Luxusweibchen beginnt nach und nach auch anderes in diesen starken Gemäuern zu entdecken: Die Gelassenheit der Mönche und die Herzlichkeit der Menschen.

Auszeit im Kloster

Genau diese Herzlichkeit und unglaubliche Gastfreundschaft schätzt auch die Autorin in ihrem Lieblingsland. Drei Mal hat Heidi Fischer Nepal bis jetzt bereist und auch zwei Wochen in einem buddhistischen Kloster verbracht. "Aus Neugierde", berichtet sie, "der Buddhismus hat etwas Faszinierendes, aber ich habe meine Wurzeln hier in der evangelischen Religion."

Zwei Jahre hat sie sich für ihren zweiten Roman nach "Laufmaschen im Strickstrumpf" Zeit genommen und schrieb ihn dann doch noch einmal um: "Er war letztes Jahr im April fertig und genau dann kam das schlimme Erdbeben. Ich wollte aktuellen Bezug nehmen." So marschiert Elisabeth Wagner über die Trümmer, die das Beben hinterlassen hat und versucht, den Spuren ihres Mannes zu folgen. Doch am Ende lernt sie nicht nur, ihn zu verstehen, sondern auch sich selbst.

Heidi Fischers Roman lebt sowohl von lebendiger Sprache und detaillierten Schilderungen der Landschaft und Kultur Nepals als auch dem Wandel, den die Hauptfigur im Laufe des Buches durchmacht. Spannend beschreibt die Schriftstellerin und ehemalige Lehrerin den Weg der kleinbürgerlichen, spießigen Frau, die zufrieden mit Apfelspalten und Nougatschokolade vor dem Fernseher sitzt hin zu dem Menschen, der sich kritisch hinterfragt und dabei Wege zu sich selbst entdeckt.

Ein Buch, das zum Nachdenken und Reflektieren anregt und vorsichtig an das Ego anklopft, um die eigene Wichtigkeit einmal zu überdenken, dabei jedoch nie ins Kitschige oder Esoterische abgleitet.

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Am Donnerstag, 7. April um 20 Uhr stellt Heidi Fischer ihren Roman in der Buchhandlung Riemann vor.

Heidi Fischer: "Der verlorene Mann", Der Kleine Buch Verlag

ISBN: 978-3-7650-9117-9, 14,90 Euro.

Hilfe für Nepal

Die Autorin unterstützt den Freundeskreis Nepalhilfe e.V. und bittet um Spenden für die vom Erdbeben betroffene Bevölkerung:

Freundeskreis Nepalhilfe e.V.

VR Bank Biedenkopf-Gladenbach IBAN: DE73 5176 2434 0069 5697 06 SWIFT/BIC: GENODE51BIK.