Coburg - Ein neuer Fall für die SOKO Franken, ein neuer Fall für Charly Herrmann und seine Kollegen. Mit "Todesfessel" legt der Coburger Krimi-Autor Volker Backert nun sein zweites Buch vor - und soviel sei schon verraten: Es geht wieder blutrünstig-brutal-gruselig zu. Die Handlung bettet Backert in bewährter Manier in seine (ober-)fränkische Heimat und lässt auch einen Schuss Münchner Ministeriumspolitik mit einfließen. Doch "Todesfesssel" funktioniert auch ohne das pralle Lokalkolorit: außerhalb des Bratwurst-Dunstkreises, unabhängig von der Veste-Silhouette. Man muss auch nicht wissen, welche Villen am Festungsberg stehen oder dass man den unverwechselbaren Duft der Bamberger Kaffeerösterei auf der A 73 erschnuppern kann, um sich von der überaus spannenden Handlung vereinnahmen zu lassen. Denn auch erfahrene Krimi-Leser kommen erst sehr spät auf die Lösung des Falles: sie sind eben auch nicht schlauer als Charly Herrmann.

Mord an einer Tänzerin

In "Todesfessel" hat es jemand auf schöne Ballett-Tänzerinnen abgesehen, und so wird nicht nur die Zahl der Coburger Compagnie dezimiert, sondern der Täter schlägt auch in Schweinfurt zu, dort allerdings nicht mit tödlichem Ausgang. Volker Backert erweist sich als Prophet, denn in seinem neuesten Krimi ist das Landestheater bereits saniert, die Crème der bayerischen Politik wird zur festlichen Wiedereröffnung erwartet. Da findet man in der Garderobe eine schrecklich zugerichtete und kunstvoll gefesselte Tänzerin. Nun schlägt die Stunde für Kommissar Charly Herrmann und seine Mitstreiter.

Volker Backerts Buch spielt auf mehreren Ebenen: der Leser begleitet die Ermittler, andererseits wird er Beobachter des Täters, der sich bald als Mann in Frauenkleidern, in riesigen Pumps und mit grässlichem Make-up entpuppt. Bis zur Lösung des komplizierten Falls gibt es jedoch für die SOKO Franken viel zu tun: teils wird in minutiöser Kleinarbeit ermittelt, teils gibt die aus der Landeshauptstadt angereiste Profilerin Dr. Barbara Antlkofer wichtige Tipps. Klar, dass auch ein paar Alleingänge des bewährten Coburger Helden Charly Herrmann nicht fehlen dürfen. Auch an seinem (meist unbefriedigenden und unbefriedigten) Liebesleben partizipiert der Leser, und man erfährt auch so einiges aus seiner Biografie. Dass man ständig darüber unterrichtet wird, welche Musik Charly gerade hört: ob dies dem Gang der Handlung immer unbedingt zuträglich ist, sei dahingestellt. Offenbar aber ist es Anliegen des Autors.

Bis Charly den Fall lösen kann, muss er jedenfalls noch die Entführung der 16jährigen Ballett-Schülerin Ann-Sophie aus Coburg klären. Im Zuge seiner Ermittlungen bekommt er es denn auch mit der gestrengen Coburger Chefchoreographin Nora Henderson zu tun und mit deren Lebensgefährten, dem schrägen Professor Henze. Zu den Verdächtigen zählen außerdem ein undurchsichtiger Spieler der Brose Baskets und ein schillernder Paradiesvogel aus der Coburger Society.

Ein wirklich spannender Krimi ist Volker Backert hier wiederum gelungen. Die detaillierten Schilderungen vom Quälen, Foltern, Töten sind wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack. Aber wer gerne einen Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche wirft, wird sicher gefesselt sein von "Todesfessel". Und besonders der Coburger Leser erfreut sich natürlich am Wiedererkennungseffekt. Es ist eben schon toll, wenn man sich am Tatort so gut auskennt, dass man mit in die Rolle des Ermittlers schlüpfen kann.

Volker Backert: "Todesfessel.,, 208 Seiten. Emons Verlag Köln, 9,90 Euro.

Lesung bei Riemann

Volker Backert wurde 1962 in Coburg geboren. Er studierte in München und Bayreuth. In Coburg arbeitet er im Ordnungsamt als Abteilungsleiter für Öffentliche Sicherheit seit Jahren eng mit der Polizei zusammen. "Todesfessel" ist der zweite Krimi des Michelauer Familienvaters rund um die SOKO Franken. Backert wird sein neues Buch am 18. September um 20 Uhr in der Buchhandlung Riemann am Coburger Markt vorstellen. Karten im Vorverkauf kosten 7 Euro, an der Abendkasse 10 Euro.