Coburg Trauer, Schmerz und Hoffnung

Dr. Peter Müller
Gemeinsam mit dem Bachchor und dem Philharmonischen Orchester brachten die Solisten Roman Payer, Marlene Lichtenberg, Nathalie de Montmollin und Felix Rathgeber (von rechts) Dvoráks Kantate "Stabat Mater" in St. Moriz zu einer hochemotionalen Aufführung. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Eindringliches Wechselbad der Gefühle am Karfreitag: Der Coburger Bachchor und das Philharmonische Orchester beeindruckt in St. Moriz mit Antonin Dvoráks "Stabat Mater".

 
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Coburg - Aus dem stillen Nebel der Erinnerungen stieg am Karfreitag mit warmen Holzbläsern und geheimnisvollem Paukenwirbel der romantische Ausdruck unendlichen Schmerzes in die St. Morizkirche empor, der sich in mächtigen Posaunen- und Trompetenklängen Luft verschaffte. Dieser erste emotionale Ausbruch des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg fasste die Thematik der geistlichen Kantate "Stabat Mater" für Soli, Chor und Orchester op. 58 von Antonin Dvorák in einem überdimensionalen Klangbild zusammen.

Mit diesem ersten Teil wird die Dramaturgie des Textes der mittelalterlichen Marienverehrung ebenso konzentriert zusammengefasst wie die des musikalischen Rahmens. Mit dem ruhigen homophonen Einsatz des Coburger Bachchores verselbständigt sich die musikalische Dramaturgie und entfaltet groß aufblühende Emotionalität, die auf den Querstreben der Orchestrierung ruht. Nach und nach stellten sich die Solisten aus dem Chor heraus im Quartett vor und besangen die Seelenqualen der Schmerzensmutter, die den grausamen Tod ihres Sohne am Kreuz erlebt.

Ohne den tröstlichen Chor entwickelte das Solistenquartett im zweiten Teil die in die seelische Tiefe gehende Qual des Menschen Jesus und seiner Mutter Maria, die sein unaufhaltsames Sterben begleitet. Auf einer breiten Klangebene breiteten die Solisten ihre empathische Schilderung der Trauer in wiegenden Melodien aus. Die folgenden Sätze der lyrischen sinfonischen Dichtung charakterisieren Trauer, Schmerz und Hoffnung auf sehr differenzierte und dynamische Weise, als Trauermarsch, aus dem Spitzen der Qual hochfahren; als böhmisches Tanzlied oder in abgehobenen Sphärenklängen. Mit eindringlicher, offener und geradliniger Stimme besang Bassist Felix Rathgeber die Liebe Jesu, begleitet von sanften Chorklängen und hellen Posaunenstößen. Wiegend und fast tänzerisch leicht verbreitete der Chor die Anteilnahme an Jesu Tod.

Die zarte Schönheit der Melodien führt vom Chor immer wieder zu solistischen Arien, in denen der Tenor Roman Payer, der für den erkrankten Milen Bozhkov eingesprungen war, mit strahlend heller Stimme ebenso brillierte wie - in bereits liebgewordener gewohnter Weise - Nathalie de Montmollin als Sopranistin. Wunderbar fügte sich Marlene Lichtenberg (Mezzosopran) mit ihrer runden Altstimme in das klingende Quartett. KMD Peter Stenglein führte die Solisten, den großen Chor und das romantische Orchester wie immer mit engagiertem Dirigat zu einer harmonischen Einheit mit durchschlagender Wirkung zusammen. Mit der Aussicht auf "des Paradieses Herrlichkeit" endete dieses gewaltige, in weiten Teilen zarte und optimistisch freudige Werk des böhmischen Komponisten, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt.

Nach einer Minute des stillen Gedenkens, musste sich die angesammelte emotionale Anspannung der Kirchenbesucher - verständlicherweise - doch noch in einem Beifallssturm und Standing Ovations lösen.

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