Kronach - "Beim Geiseldrama. Gangster erschossen. Geiseln-tot. Riesenerfolg", mit diesen Worten beginnt ein Buch, zu dem der Verfasser schmunzelnd anmerkt: "Es ist so kurz. Man hat es schnell durchgelesen, und es spart so eine Menge Lebenszeit." Autor dieses besonderen Werkes, das 107 Seiten umfasst, von denen jede mit genau drei Zeilen bedruckt ist, ist Ingo Cesaro. Der 1941 in Kronach geborene und dort lebende Schriftsteller mag die japanische Form des Gedichteschreibens, das Haiku, und hat Freude am Thema "Verbrechen". Aus dieser Verbindung entstanden ist die Idee, ein "Kriminal-Haiku" mit dem Titel "Eine schöne Leich' " zu schreiben.

Typisch für japanische Haiku sind drei Wortgruppen von fünf, sieben und wieder fünf Lauteinheiten, den sogenannten Moren, die sich durch Cesaros gesamten Kurzkrimi ziehen. Es ist keine durchgängige Handlung, die er präsentiert, sondern eine Sammlung verschiedener "Geschichten", die sich mal grausam und brutal und mal einfach nur witzig und satirisch zeigen. Ein wenig politisches Zeitgeschehen, ein bisschen Beziehungsalltag, gewürzt mit Ironie und Sarkasmus spiegeln ein Bild unserer Gesellschaft. "In Japan ist das Haiku etwas ganz Privates", berichtet er, "in Deutschland war es in den 70er Jahren als Hausfrauenlyrik verpönt." Mittlerweile existiere allerdings in den westlichen Ländern eine abgewandelte Form des Haiku, so der Künstler weiter, das sogenannte Senryu, das auch Emotionen, die im Haiku unerwünscht sind, beinhaltet. "Wichtig ist die Sprache, sie ist einfache Umgangssprache", betont Cesaro.

Doch die "schöne Leich' " ist nicht das einzige Buch, das der Kronacher Künstler, der einen großen Teil des Jahres mit Lese-Tourneen verbringt, in den letzten Monaten geschrieben und mit kleinen Verlagen wie der Bludenzer "Freipresse" herausgebracht hat. Cesaro liefert den Text für die Bücher, die dann mit entsprechenden Grafiken, Linolschnitten und Holzarbeiten verlegt werden. Die Auflage ist meist klein und besteht aus großartigen Kunstwerken. Eines davon ist ein "zerschnipseltes" Buch, das Haiku-Zeilen zeigt, die bewusst zerschnitten wurden und mit denen man 1,2 Millionen Kombiseiten kreieren kann. "Das haben Mathematiker ausgerechnet", schmunzelt Cesaro, damit könne man immer wieder neue Zusammenhänge legen und darüber staunen.

Ein weiteres Liebhaberstück mit philosophischem Hintergrund stellt das japanische Labyrinth-Faltbuch dar. "Man kann es immer wieder drehen und wenden", so der Schriftsteller, der sich selbst trotz mittlerweile über 300 veröffentlichten Büchern als "faulen Schreiber und nicht als Vielschreiber" bezeichnet. Es lässt sich auffalten und zeigt so einen Weg gemäß dem Motto "der Weg ist der Sinn", abgewandelt von dem Sprichwort, "der Weg ist das Ziel", das seiner Meinung nach falsch übersetzt wurde. "Der Weg ist die Frage wäre die richtige Übersetzung", meint der Autor, "damit wären wir auch ganz nahe an westlicher Philosophie."

Das Haiku-Krimi kann direkt beim Autor bestellt werden.

-----

Ingo Cesaro: "Eine schöne Leich' "

Kriminal-Haiku; Preis: 12,90 Euro,

ISBN: 978-3-88081-560-5.

Ich bin ein fauler Schreiber, kein Vielschreiber.

Schriftsteller Ingo Cesaro