Entsprechend kompliziert gestaltete sich die monatelange Konstruktion des Spielplans für eine Spielzeit, die nun doch von September bis Juli dauern wird und zwar kein Motto, so doch eine neue Handschrift trägt: Musiktheater des 20. Jahrhunderts liegt Dr. Bernhard F. Loges besonders am Herzen. "In der ganzen Bandbreite der Musiksprachen", wie er vorsorglich betont. Und die reicht von Benjamin Brittens erster Oper "Peter Grimes" (mit dem Coburger Parsifal Roman Payer in der Titelrolle) über Paul Hindemiths satirische Oper "Neues vom Tage" (mit Koloraturarie in der Badewanne) bis zu Eduard Künnekes bissiger Operette "Der Vetter aus Dingsda".
Gerahmt wird die "Indoor"-Saison von zwei Bühnen-Klassikern: Mozarts "Zauberflöte" eröffnet den Premierenreigen Ende September, Bizets "Carmen" rundet ihn im Juni ab. Kora Pavelic singt hier die Titelpartie - und wird erstmals auch im Musical zu erleben sein: in "Into The Wood" von Stephen Sondheim. Inszenieren wird dieses moderne Märchen der international gefragte Regisseur Joan Anton Rechi, der neben dem gleichermaßen reputierten Alexander Müller-Elmau (der "Carmen" inszeniert) eine "Regie-Konstante" in den nächsten Jahren werden soll. Daneben setzt Loges auch auf junge Regie-Entdeckungen wie Philipp Westerbarkei, der im Team mit Ausstatterin Tatjana Ivschina eine poetische "Zauberflöte" erwarten lasse.
Inhaltlich betont Loges die künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen und Konflikten. So ist das erste Schauspiel der Spielzeit eine Parabel auf die Verrohung der Gesellschaft in Zeiten wirtschaftlicher Not: "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" nach dem Buch von Horace McCoy. Matthias Straub setzt in seiner Inszenierung einmal mehr auf den bühnenerfahrenen Coburger Chor "Unerhört", der unter Antoinetta Bafas' Leitung nicht nur die Bühnenmusik beisteuern wird. Die Perversionen des Kapitalismus zeigt das Schauspiel "Masse Mensch Macht", das der Autor Stephan Kaluza aus seinen beiden Stücken "30 Keller" und "3D" zu einer "Coburger Fassung" vereint hat, die er selbst inszeniert. Eine gebürtige Coburgerin wird mit Anton Tschechows "Drei Schwestern" ihre Regie-Debüt in der Heimat geben: Karin Drechsel, freie Regisseurin und Dozentin u.a. am Mozarteum Salzburg, wird das tragikomische Gesellschaftsporträt womöglich mit lokalen Bezügen versehen, deutet Straub an.
Den viel vernommenen Herzenswunsch nach einem "richtigen Weihnachtsmärchen" erfüllt der Schauspieldirektor mit "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" nach dem überaus beliebten Märchenfilm - auf dessen Melodien die Fans nicht verzichten müssen.
An das junge Publikum wendet sich auch das Tanztheaterstück "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor" nach dem preisgekrönten Bilderbuch von Martin Baltscheid, mit dem das Ballettdirektor Mark McClain in der Reithalle ein Thema aufgreift, das Menschen aller Generationen berührt: Demenz.
Der erste große Ballettabend der Spielzeit trägt "Drei Farben", sprich die Handschriften dreier Choreographen: Mark McClain, Tara Yipp und Niko Ilias König, der lange Jahre in der Coburger Compagnie tanzte.
Auf einschneidende personelle Wechsel müssen sich weder Ballettnoch Schauspielfans einrichten. Etliche neue Gesichter und Stimmen gibt es jedoch im Musiktheater: Lediglich Kora Pavelic, Michael Lion und dirk Mestmacher bleiben. Neu ins Solisten-Ensemble kommen Laura Verena Incko (Sopran), Dimitra Kotidou (Sopran), Emiliy Lorini (Mezzo), Francesca Paratone (Sopran), Olga Shurshina (Sopran), Peter Aisher (Tenor), Bartosz Araszkiewicz (Bass) und Marvin Jonathan Zobel (Bariton).
Stabil bleiben, wie Fritz Frömming anmerkte, die Eintrittspreise - und zur Freude des kaufmännischen Direktors auch die Sponsoren: Die Brose GmbH und die VR-Bank unterstützen weiterhin das Coburger Landestheater.
Ein vermeintlicher Knüller zum Prinz-Albert-Jubiläum wird übrigens nicht ganz so groß ausfallen, wie es aus der Gerüchteküche verlautete: Ein Gastspielaustausch mit dem Royal Philharmonic Orchestra ist laut Loges keineswegs im Gespräch ("die kriegen wir gar nicht unter"). Doch gemeinsame Konzerte mit der Royal Choral Society, einem bedeutenden Londoner Amateurchor, durchaus. Der 8. Juli 2019 in St. Moriz ist schon vorgemerkt.