„Die Schilderung von Polizeiarbeit finde ich ziemlich langweilig. Ich mache lieber den Leser zum Voyeur, der Täter und Opfer sehr gut kennenlernt, ihre Gedanken, Gefühle und Geheimnisse“, so beschreibt die Berliner Krimi-Autorin Sabine Thiesler ihre Herangehensweise. „Hexenkind“ heißt das neue Werk der Bestsellerautorin, die auf Einladung der Thalia-Buchhandlung nach Coburg gekommen war.

Erstaunlicherweise hatten sich nur die örtlichen Pressevertreter sowie Mitarbeiterinnen des Hauses zur Krimi-Lesung eingefunden. Aber so war Gelegenheit zu einem Gespräch mit der Berlinerin, die nach dem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften fand, dass dies alles zu theoretisch sei, die Schauspielschule besuchte und fortan u. a. bei dem Kabarett „Die Stachelschweine“ auf der Bühne stand.

Bei Dreharbeiten zu einer TV-Serie meinte sie nach einem Blick ins Script: „Na, das kann ich auch!“, und schrieb dann 20 Jahre Drehbücher, unter anderem für „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“, und Theaterstücke. Irgendwann war sie dann, so erzählt Sabine Thiesler, so genervt vom Fernsehbetrieb („Es zählt nicht mehr der Stoff, es muss quotentechnisch stimmen“), dass sie 2005 „nur so aus Spaß und nur für mich“ begann, ein Buch zu schreiben. „Der Kindersammler“ heißt es, und es wurde auf Anhieb ein Bestseller. „Das war Balsam für meine gequälte Autorenseele“, bekennt Sabine Thiesler schmunzelnd.

Die Mutter eines erwachsenen Sohnes lebt überwiegend in der Toscana, und dort spielen auch ihre Bücher, deren Haupthandlungsträger immer Deutsche sind, die in diesem italienischen Landstrich leben. Das einzige, was sie persönlich am Leben in der Toscana stört? „Was mir fehlt, ist eine richtig schöne Buchhandlung in Siena. Ich will die Bücher in die Hand nehmen, und sie nicht per Katalog im Internet bestellen“, bekennt die begeisterte Leserin und fügt noch hinzu: „Vor allem dick muss ein Buch für mich sein! 120 Seiten, das ist doch kein Buch, das ist eine Broschüre“, fügt sie lachend hinzu.

„Hexenkind“ bringt es auf 576 Seiten (Heyne Verlag, 9,95 ), „Der Kindersammler“ (Heyne Verlag, 8,95 ) ist 544 Seiten stark. Und das nächste Buch? „Mein neues Buch wird „Die Totengräberin“ heißen“, verrät Sabine Thiesler, „und es wird zur nächsten Leipziger Buchmesse erscheinen.“