Kronach - Es ist kein wirklich guter Tag im Leben des Hellfried Deuerling, aber ein folgenschwerer: Erst fliegt der Aushilfskellner hochkant aus dem Kronacher Gourmettempel "Goldener Hirsch", dann wird er im D-Zug überfallen, verpasst sein Vorstellungsgespräch an der Bamberger Uni, und stolpert auf dem Bahnsteig über einen Sterbenden. Damit gehen die Kalamitäten erst richtig los, denn mit letztem Atem bedrängt der Mann Hellfried, ein offenbar hochbrisantes Päckchen zuzustellen. Der Auftrag birgt unerwartete Risiken und Nebenwirkungen - und stürzt den stellenlosen Archäologen und seine Freundin Louise (ihres Zeichens Spezialistin für forensische Anthropologie) in ein mörderisches Abenteuer.

Die beiden dabei 250 Seiten lang vom Frankenwald via New Jersey bis nach Gouadeloupe - und retour - zu begleiten, ist ein spannendes Vergnügen, sprachgewandt, geistreich und teils witzig angerichtet von Klaus Schwaiger. "Reggae in KC" nennt der 47-Jährige seinen Roman-Erstling, der vor einer Woche im Eigenverlag erschienen ist. Dass er als Autor gerade mit einem Kronach-Krimi debütiert, liegt nahe: Thriller sind die Leib- und Magenlektüre des Hauptschullehrers, und Cranachs Heimat ist auch die seine: "Da kenne ich jeden Stein" versichert der gebürtige Kronacher, der mittlerweile mit seiner Familie in Mitwitz lebt und an der Neustadter Mittelschule am Moos unterrichtet.

Kulturell auffällig wurde Schwaiger bereits in den frühen 90er-Jahren: Einige Werke des Hobby-Filmers gingen in Werner Gutmanns Coburger "Union-Theater" über die Leinwand. Mit Studiumsende zerstreute sich die Cineasten-Truppe, für neue Projekte ließ der Beruf keinen Raum.

Ermutigt von Freunden und Kollegen, die "dutzendweise Bücher schreiben", packte Schwaiger vor einigen Jahren die literarische Ambition: "Ich hab' a weng drauflosgeschrieben", schildert der "Nachwuchsautor" seine eher intuitive Arbeitsweise "ohne Exposé und Fahrplan". Mal erzwang der Alltagsstress mehrmonatige Schreibpausen, dann wieder "hat sich der Stift verselbständigt". Dabei kamen ihm das scharfe Auge des einstigen Filmemachers und sein Fernweh entgegen: Schwaiger erweist sich als hellwacher Beobachter, der Szenen plastisch gestaltet, Schauplätze detailverliebt schildert und Atmosphäre einfängt. Darüber kommt das Innenleben der Charaktere etwas zu kurz.

60-er-Jahre- Kulisse

Die Stationen der Odyssee kennt der reiselustige Pädagoge aus eigener Urlaubs-Anschauung, und so gelingt es ihm, karibisches Flair ebenso anschaulich zu schildern wie fränkische Lebensart und Cranachs Kunst mit faulen Voodoo-Zauber zu verknüpfen. Dabei gewinnt die launig startende Story zusehends an Drive und entwickelt sich stracks zum actiongeladenen Thriller. Um den Zeitgeist präzise zu treffen, musste der 47-Jährige freilich recherchieren, denn seine Geschichte spielt in den 60er-Jahren, als Konrad Adenauer in Bonn regierte und Landrat Edgar Emmert in Kronach, der Interzonenzug durch Franken ratterte und Menschen für fernmündliche Kontakte gelbe Zellen aufsuchen mussten. Mit dem zeithistorischen Kolorit möchte der Autor seinem Regionalkrimi ein eigene Note verleihen - durchaus erfolgreich. Eine Fortsetzung scheint nicht ausgeschlossen, signalisiert Schwaiger: "Ich hätt' schon Lust".

Klaus Schwaiger: Reggae in KC. Erhältlich im Lesezeichen Kronach, bei Stache in Neutadt, in der Mitwitzer Post und der Buchhandlung Rüger.