Hassberge 100 Jahre Krankenhaus Ebern

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100 Jahre wird das Krankenhaus in Ebern alt. Heute gehört das Haus zu den Haßbergkliniken. Am Sonntag gibt es zum Jubiläum einen Festakt.

 
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Ebern - Der Patient ist in die Jahre gekommen, aber trotz des hohen Alters immer noch wohlauf: Das Eberner Krankenhaus darf in diesem Jahr einen stolzen 100. Geburtstag feiern. Begangen wird das Jubiläum am Sonntag mit einem Festakt, in dem Dr. Gottfried Hofmann die Festrede halten wird. Dabei wird er die Zuhörer vor allem auf eine Reise in die lange Geschichte der Einrichtung mitnehmen: "Deshalb darf ich gar noch nicht zuviel verraten", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Haßbergkliniken, Stephan Kolck, im Gespräch mit der Neuen Presse. Nur so viel: Es geht zurück in eine völlig andere Zeit, in der die Menschen vor allem praktisch dachten und die Verwaltung noch nicht allzu viel Raum eingenommen hatte.

Und eine Petition in München noch von Erfolg gekrönt war: Die Eberner forderten dort nämlich nachdrücklich ein eigenes Krankenhaus. "Aus einer Notlage heraus", wie Stephan Kolck erklärt, und insbesondere für die schwersten Fälle. "Wichtige Persönlichkeiten Eberns haben sich damals in München gemeldet", plaudert der Vorstandsvorsitzende aus dem Nähkästchen und der seinerzeit noch königlich-bayerisch regierten Zeit: "Die haben nicht locker gelassen, bis ein Krankenhaus da war." 1910 ging es dann schon in Betrieb, mit zwei Ordensschwestern aus Würzburg, wie Kolck recherchiert hatte, - und noch auf einer regelrechten Baustelle. Das sogenannte "Seuchenhaus" war dann der Abschluss der Baumaßnahmen, die 1912 fertiggestellt werden konnten.

Die Ärzte waren weiterhin niedergelassen und besuchten ihre Patienten an den seinerzeit 40 Krankenhausbetten. Angestellt waren - bis etwa um die Zeit des Krieges - nur die Schwestern; die hatten übrigens neben dem Haus einen Acker, auf dem sie Obst und Gemüse anpflanzten. "Aus den 1930er-Jahren haben wir Einweckgläser auf dem Dachboden gefunden", berichtet Stephan Kolck.

Kolck hat eigens die alten Bauakten aus dem Staatsarchiv angefordert, die auch kleine Kostbarkeiten bereithielten: eine Tuschezeichnung von 1906 etwa, auf der erste Vorstellungen festgehalten worden waren. Sie wird genauso in der Ausstellung am Sonntag zu sehen sein wie eine historische Röntgenkugel oder das alte Krankenhausfahrrad, mit dem die Herren Doktoren einst herumgefahren waren.

Es hat sich also einiges geändert in dem alten Haus, das ursprünglich für die Distrikte Baunach und Ebern gedacht war. Die waren damit sehr zeitig medizinisch versorgt - eine Laune der Geschichte, dass es den Ebernern damals besser ging als den Haßfurtern, die zu dieser Zeit ihre Kranken noch "mit dem Viehwagen nach Schweinfurt" transportieren mussten, wie Stephan Kolck schmunzelt.

Das Krankenhaus in Haßfurt wurde ursprünglich erst am Nikolaustag 1945 in Betrieb genommen, vorher gab es wohl, so Kolck, eine Art "Gesellenspital" für die Dienstboten. Nur das Haus Hofheim, das dritte im Bunde nach der Umwandlung im Jahr 2004 ins Kommunalunternehmen "Haßberg-Kliniken", ist noch älter und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Auch sonst ist heute in Ebern alles sehr modern: Mit Endoskopie etwa "war man in Ebern verhältnismäßig früh dran", bescheinigt Stephan Kolck, Spezialisten vertreten aktuell unter anderem die Wirbelsäulenchirurgie und zentrale Schmerztherapie, orthopädische Chirurgie und Endoprothetik, Gefäßchirurgie und arterielle Gefäßchirurgie.

Und doch sei es letztlich bei der Grundversorgung geblieben: "Patienten, die mit ihrer Krankheit nicht nach Hause können", so Kolck, aber keine ausgefeilte Spitzenmedizin benötigen: "Also rund 85 bis 90 Prozent der Patienten." Die Gynäkologie von früher gibt es nicht mehr - und somit leider auch kaum noch wirklich "gebürtige" Eberner.

Kontinuierliche Verbesserungen, An- und Umbauten führten im Laufe der Jahre von den ursprünglich 40 Betten zur Ausweitung der Kapazität auf 100; im Rahmen der Strukturveränderungen im Gesundheitswesen wurde die Planbettenzahl zuletzt aber auf 70 Betten festgelegt. "Die Patienten bleiben nicht mehr so lange bei uns wie früher", erklärt Kolck.

Die ärztliche Versorgung erfolgt durch die Chefärzte der chirurgischen und internistischen Abteilung, durch Belegärzte und konsiliarisch wirkende niedergelassene Spezialisten. Die 70 Planbetten der Klinik verteilen sich auf 46 Betten der Inneren Medizin - inklusive drei Betten für die neue Palliativstation - , 20 Betten für die Chirurgie und vier Betten in der Intensivüberwachungsstation.

Eine Generalsanierung und ein Neubau haben das ehemalige Kreiskrankenhaus Ebern 1998 zu einer modernen stationären Einrichtung gemacht. Ganz neu ist am Eberner Krankenhaus die Palliativstation, die schwerstkranken Menschen ein würdiges und schmerzfreies Leben bis zuletzt ermöglicht.

Und genau damit ist man im Grunde wieder bei den Wurzeln angelangt: "In den ersten Jahren haben die Schwestern insbesondere die Fälle gepflegt, bei denen klar war, dass sie nicht wieder gesund nach Hause gehen werden", sagt Stephan Kolck und wird ein wenig nachdenklich. "Es war ein Geschenk, dass man in Ebern Schwestern hatte, die das als Vision hatten." Ein Geschenk, das man auch nach 100 Jahren noch zu schätzen wissen sollte.

Vom Seuchenhaus zum Klinikum


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