Hassberge Abschied in Würde

Von Carsten Höllein

Der palliativmedizinische Dienst im Krankenhaus Ebern nimmt seinen Dienst auf. Das Personal gibt unheilbar kranken Patienten ärztliche Betreuung und menschliche Fürsorge.

 
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Ebern - Der Tod gehört zum Leben. So banal diese Tatsache auch klingen mag, im Alltag gelten Krankheit und Sterben eher zu den Tabuthemen. Vom Rand in die Mitte der Gesellschaft rückt eine neue Einrichtung im Haus Ebern der Haßberg-Kliniken das Schicksal von Menschen, die auf absehbare Zeit mit ihrem Ableben rechnen müssen: Am Wochenende feierte das Krankenhaus Ebern die Einweihung des palliativmedizinischen Dienstes.

"Der Umgang mit Sterbenden ist eine Herausforderung für uns alle als Individuen, aber auch als Gesellschaft", sagte Landrat Rudolf Handwerker, der auch Vorsitzender des Haßberg-Kliniken-Verwaltungsrates ist, in seiner Begrüßung. Der palliativmedizinische Dienst hat es sich zur Aufgabe gemacht, unheilbare Kranke so zu betreuen und zu versorgen, dass diese die verbleibende Zeit in Würde und lebenswert verbringen können. Die Abteilung in Ebern hat sich selbst das Motto "lindern, begleiten, leben" gegeben. Mit dem palliativmedizinischen Dienst in Ebern könne der Landkreis Haßberge ab sofort eine heimatnahe Versorgung anbieten. Landrat Handwerker würdigte das Engagement der Kreisrätin Rita Stäblein (Bündnis 90/Die Grünen), die sich für das Anliegen der Palliativmedizin eingesetzt habe. Eine Arbeitsgruppe ermittelte nach deren Anstoß schließlich den Bedarf für den Landkreis Haßberge.

Der Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken, Stephan Kolck, nannte es einen "glücklichen Zufall", dass zeitgleich Ärzte am Haus Ebern über Erfahrungen mit der Palliativversorgung verfügt und Interesse gezeigt hätten, diesen noch jungen Zweig der Medizin in der Region zu etablieren. Gesagt, getan: Ein Projektgruppe aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialdienst, Seelsorgern und ehrenamtlichen Hospizhelfern entwickelte ein Konzept, mit dem die Haßberg-Kliniken beim Freistaat Bayern um Anerkennung geworben haben. Die hohen Ansprüche habe der palliativmedizinische Dienst in Ebern erfüllt. "Wir unterliegen hohen Qualitätsstandards", teilte Kolck mit. So nahm der Freistaat das Haus Ebern im laufenden Jahr in seinen Krankenhausplan auf.

Der Leiter des palliativmedizinischen Dienstes, Oberarzt Dr. Andreas Engelhardt, machte bei der Einweihung deutlich, worauf es ankommt: "Wir beschränken uns nicht nur auf medizinische Versorgung." Medikamentöse Therapie sei nur ein Teil der Palliativmedizin. "Selbstverständlich ist unser Ziel, körperliche Leiden zu lindern, aber wir richten den Blick besonders auf die menschliche Fürsorge." Oberarzt Dr. Jakob Perzl, für Anästhesie und Schmerztherapie im Krankenhaus Ebern zuständig, hob die hohe Bedeutung von schmerzlindernden Behandlungen in der Palliativmedizin hervor. Sie machten es möglich, dass ein unheilbar Kranker seine letzten Tage und Wochen lebenswert verbringen kann.

Pfarrer Stefan Köttig und Diakon Griebel segneten die Räume. Danach hatten die Besucher die Möglichkeit, sich von der angenehmen Atmosphäre der Abteilung zu überzeugen. Der Bürgermeister der Stadt Ebern, Robert Herrmann, der Chefarzt und stellvertretende leitende Krankenhausarzt der Haßberg-Kliniken, Ants Lohmus, und Personalratsvorsitzender Volker Utzmann betonten den hohen Wert des palliativmedizinischen Dienstes.

50 000 Euro haben die Haßberg-Kliniken nach Angaben von Stephan Kolck in die Hand genommen, um die Einrichtung in Ebern zu schaffen. Ein Großteil der Kosten ist in die Aus- und Fortbildung des Versorgungsteams, deren Mitglieder aus verschiedenen Fachgebieten kommen, geflossen. Die Räume für die Patienten und das Angehörigenzimmer sind hell und freundlich gestaltet. "Wir haben uns dabei auf die Vorschläge und Anregungen der Mitarbeiter verlassen." Der Dienst verfolgt bei der Betreuung der Kranken einen ganzeinheitlichen Ansatz, neben Ärzten und Pflegepersonal nehmen auch Seelsorger, der Sozialdienst und Therapeuten wichtige Aufgaben wahr. Stolz ist Klinik-Chef Stephan Kolck auf die ehrenamtlichen Helfer, die der Malteser-Hospizverein Ebern anleitet und bei ihrer Arbeit unterstützt.

Der palliativmedizinische Dienst sieht im Haus Ebern zunächst drei Plätze vor. "Wir haben aber bereits fünf Anmeldungen", gab Kolck bekannt. Eine erste Patienten sei schon in Ebern eingezogen, aber noch in einer anderen Abteilung. Offizieller Beginn ist Dienstag, 1. Mai

Der Umgang mit Sterbenden ist eine Herausforderung für uns alle.

Landrat Rudolf Handwerker


Palliativversorgung

Die Palliativversorgung geht auf die Hospizbewegung zurück. Ihr Ziel ist es, Menschen mit einer fortgeschrittenen unheilbaren Krankheit, zum Beispiel Aids oder ALS, über medizinische, pflegerische und andere Maßnahmen eine weitgehende Linderung der Symptome zu verschaffen, so dass die Betroffenen die verbleibende Lebenszeit mit einer möglichst hohen Lebensqualität verbringen können. Sollte eine Entlassung nicht mehr möglich sein, stellt die Palliativstation dem Sterbenden angemessenen Raum und Begleitung zur Verfügung.


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