Der ehemalige Soldat zitierte aus einem Feldpostbrief seines Vaters vom 29.12.1944, der seine Eindrücke im Kessel von Stalingrad schilderte und trotz der unsagbaren Strapazen von einem schönen Weihnachten berichtete. "Vielleicht konnten Sie sich jetzt etwas in diese Zeit zurückversetzen", sagte Bertram.
Bedauerlich sei es, dass es auch heute Kriege gebe, und wieder Briefe, wenn auch oft per Mails, an die Angehörigen geschrieben werden. "Ja, es gibt wieder Menschen in unserem Land, die zittern und beten, dass die Soldaten wieder gesund nach Hause zurück kommen." Auch heute würden wieder Soldaten fern der Heimat Leib und Leben für ihr Land riskieren. Posttraumatische Belastungsstörungen gingen mit den Einsätzen einher, Beziehungen gingen hierdurch kaputt, weil oft ein normales Leben nach traumatischen Erlebnissen nur schwer möglich sei. "Deshalb wollen wir auch gerade heute an die denken, die für uns im Auftrag unseres Bundestages ihr Leben fern der Heimat einsetzen: Ihnen gebührt Anerkennung und Mitgefühl", schloss Klaus Bertram seine Rede.
Auch Pater Rudolf Theiler befand, dass es für junge Leute mitunter problematisch sei, sich am Volkstrauertag an dessen Sinn zu erinnern. Der Geistliche stellte die Frage, ob Trauern nach so langer Zeit sinnvoll sei, oder ob es nicht besser wäre, zu vergessen. "Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorne", sage ein Sprichwort. Deshalb halte er es für wichtig, den schweigenden Toten eine Stimme zu geben und an ihrer Stelle die Erinnerung wach zu halten. Theiler stellte in seinen Worten einen aktuellen Bezug zu der Entwicklung in Israel und Gaza her, wo es gegenwärtig Krieg gebe. "Eine verfehlte und egoistische Politik bringt auch heute noch Menschen an den Todesrand", so Theiler. Wenn Tote reden könnten, würden sie wohl sagen, dass sie hätten viel Gutes tun können. "Welch ein Verlust durch diese Gewalt, sucht den Frieden und jagt ihm nach", forderte Theiler. Frieden könne im Kleinen, in der Familie, in Nachbarschaft und in der Gemeinde beginnen, wo Menschen bereit seien, sich zuzuhören, wo die Menschenwürde unantastbar bleibt. Pfarrer Bernd Grosser sprach ein Gebet aus dem Senegal. Während das Blasorchester Ebern den "Alten Kameraden" spielte, legten Bürgermeister Robert Herrmann und Vertreter zahlreicher Verbände und Vereine aus dem Stadtgebiet Ebern im Ossarium Kränze nieder und gedachten dort kurz der Toten. Damit endete die ansprechend gestaltete Gedenkfeier zum Volkstrauertag.