Hassberge Die Konkurrenz schläft nicht

Von Sven Lindner und
Beim Tanken lohnt sich der Vergleich selten. Die großen Mineralölkonzerne beobachten die Preise der Konkurrenz und reagieren. Nur bei den freien Tankstellen lassen sich noch ein paar Cent pro Liter sparen. Foto: Rosenbusch

Mineralölkonzerne überprüfen, was der Sprit bei der Konkurrenz kostet und passen ihre Preise ständig an. Die Pächter der Tankstellen haben darauf keinen Einfluss. Freie Tankstellen dagegen können ihre Preise nach der Kalkulation ihres Einkaufs richten.

 
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Ebern - "Es muss ja irgendwas sein", sagt ein Tankstellenpächter in der Region, als er auf mögliche Preisabsprachen zwischen den großen Mineralölkonzernen angesprochen wird. Legale Preisbeobachtungen finden jedenfalls statt: "Ich habe die Pflicht gegenüber der Ölgesellschaft, die Preise der Konkurrenten zweimal am Tag zu melden", sagt der Pächter. So erfährt die Konzernzentrale die Preise der anderen Tankstellen in der Umgebung - und zieht nach: "Sind andere günstiger, wird reagiert."

Deswegen die häufigen Preisänderungen. Der Pächter einer Tankstelle habe bei der Preisgestaltung für das Benzin "keinerlei Mitspracherecht". Mit Blick auf den Spritpreis hebt er den Wert der freien Tankstellen hervor, die nicht von einem Konzern abhängig sind: "Freie Tankstellen bewegen etwas und sorgen dafür, dass der Preis sinkt."

Vom österreichischen Modell, wo der Benzinpreis nur einmal täglich angehoben werden darf, hält der Tankstellenpächter nichts: "Wenn der Preis zu ändern ist, dann soll man ihn ändern." Zwar bliebe der Preis 24 Stunden stabil, aber eben stabil hoch. Was der Tankwart nicht versteht, sind die regionalen Unterschiede: Da kann das Benzin in Coburg schon mal zehn Cent teurer sein als in Ebern. Von den höheren Preisen profitiert der Pächter nicht: "Wir verdienen einen Cent plus Mehrwertsteuer pro verkauftem Liter, egal was das Benzin kostet." Im Gegenteil: Durch den hohen Preis bleiben die Kunden aus oder tanken weniger. Dabei bevorzugen die Autofahrer, trotz des höheren Preises, das altbewährte Superbenzin. Das neue, günstigere E10 wird nicht akzeptiert: "Auf jeden Liter E10, den ich verkaufe, kommen fünf Liter klassisches Superbenzin", berichtet der Pächter. Auch deshalb glaubt er nicht, dass Benzin bald günstiger wird. Schließlich drohen den Mineralölkonzernen wegen der geringen Menge des verkauften neuen Benzins Strafzahlungen. Es könne gut sein, dass diese auf den Kunden umgelegt werden.

Nicht an den Kunden weitergeben will Heinz Dietz, Betreiber einer freien Tankstelle in Ebern, die "Preisspielchen" der Großkonzerne. "Wir machen das nicht mit", sagt der Eberner. Sein Betrieb muss sich nach den eigenen Einkaufszahlen richten, um die Preise festzulegen. "Da sind selbstverständlich auch gewisse Margen drin", erklärt Dietz. Doch wenn er, wie an diesem Tag, zwei, drei Züge günstig einkauft, hält er den Verkaufspreis auch so lange entsprechend günstig, bis sie leer sind.

Wenn dann zur gleichen Zeit die Pächter-Tankstellen ihre Preise abrupt in die Höhe schnellen lassen, merken Heinz Dietz und sein Team das am verstärkten Kundenansturm. "Die Kundschaft ist schon sehr preissensibel geworden", bemerkt Dietz. Die Autofahrer geben heute mehr acht darauf, wo es sich derzeit am günstigsten tanken lässt. Viele verschieben die Tankfüllung, wenn es der Benzinstand zulässt, falls es einmal extrem teuer ist und man ein paar Tage später mit günstigerem Kraftstoff rechnen kann. Vor Wochenenden und natürlich zu Ferienbeginn sind übrigens alle Tankstellen immer ein bisschen teurer als sonst- das liegt einfach am simplen Prinzip von Angebot und Nachfrage. "Wenn's die Marktlage hergibt", so auch die freien Tankstellenbetreiber, lässt sich eben auch einmal nach oben korrigieren.

Generell geht Heinz Dietz aber übrigens davon aus, dass das Benzin bald wieder - zumindest ein bisschen - billiger wird. Die extrem teueren Preise führt der Fachmann auf den strengen Winter zurück. Als Beispiel führt er die erhöhte Aufwendung in der Logistik an, da die Schifffahrt etwa mit zugefrorenen Wasserwegen zu kämpfen hatte. Die erhöhte Nachfrage nach Heizöl an den kalten Tagen wiederum beeinflusste den Marktpreis von Diesel erheblich. Davon abgesehen aber gehe der größte Teil am Benzinpreis aber ohnehin in einen anderen Geldbeutel: Der Staat verdient am Kraftstoff nämlich kräftig mit. Zum einen mit den fixen Abgaben - Mineralölsteuer, Ökosteuer und Erdölbevorratungsbeitrag - die pro Liter berechnet werden, zum anderen durch die Mehrwertsteuer , die im Verkaufspreis an den Tankstellen enthalten ist.

Niedertouriges Fahren hilft beim Sparen

Wenn die Benzin- und Dieselpreise steigen, zahlt es sich umso mehr aus, Sprit zu sparen. Den meisten Autofahrern ist bekannt, dass niedertouriges Fahren sparsamer ist. Aber auch Leichtlaufreifen und -öle können den Verbrauch merklich senken. Wer auf diese drei Punkte achtet, verbraucht bis zu 20 Prozent weniger Kraftstoff und spart so jede fünfte Tankfüllung. Eine Alternative sind auch Erdgasfahrzeuge. Diese verursachen für die gleiche Fahrleistung nur halb so viel Kraftstoffkosten wie ein Benziner und ein Drittel weniger als ein Diesel. Beim Neukauf ist es heute wichtiger denn je, auf die Verbrauchswerte zu achten. Mit dem vor wenigen Monaten eingeführten Pkw-Label lassen sich der Verbrauch, die CO2-Effizienz und die Energiekosten verschiedener Neuwagenmodelle auch im Handel leicht vergleichen. Diesel verbrauchen weniger, sind allerdings auch teurer. Hier kommt es also genau darauf an, wie viele Kilometer man im Jahr fährt.


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