Hassberge Ebern macht den Mund auf

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Die Kanzlerin lädt ein, rund 60 Bürgerinnen und Bürger kommen: Der Bürgerdialog, den die VHS Ebern als eine von 50 Volkshochschulen in Deutschland veranstalten darf, bringt neben vielen Ideen vor allem einen konstruktiven Austausch.

 
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Ebern - Am Anfang ist es bei vielen reine Neugierde. "Ich will eigentlich nur mal hören, was die anderen so sagen", gesteht ein junger Mann, der sich zum Bürgerdialog angemeldet hat. Die Volkshochschule Ebern als Veranstalter ist als eine von 50 in ganz Deutschland - unterfrankenweit als einzige - VHS ausgewählt worden, den von Bundeskanzlerin Angela Merkel iniitiierten Zukunftsdialog über die Internetplattform hinaus auch in Bürgergesprächen zu ermöglichen. Eine Chance für Ebern, die viele ergreifen. "Mehr, als ich erwartet habe", staunt VHS-Geschäftsführerin Irmgard Ruhhammer.

Einige kommen sogar mit konkreten Vorschlägen, Realschullehrer Ulrich Offenwanger außerdem mit ein paar Schülern, ebenso Mittelschullehrer Jürgen Kammer. Zügig entscheiden sich die Teilnehmer für ihr heutiges Aufgabengebiet. Die Kanzlerinnen-Frage stellt sich an diesem Abend in der Mensa des Friedrich-Rückert-Gymnasiums nämlich gleich dreifach: Diskutiert wird in kleinen Grüppchen darüber, wie die Deutschen in Zukunft zusammenleben wollen, wovon sie leben und wie sie lernen möchten. Insbesondere zum letzten Punkt ist es zahlreichen Beteiligten ein großes Anliegen, ihren Standpunkt zu erklären und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Die Grundschullehrerin Gabriele Baer und ihr Mann Martin, Lehrer an der Mittelschule, sind beide gekommen, weil ihnen "das Thema auf den Nägeln brennt", wie die Rentweinsdorferin sagt.

Grenzenlose Diskussion

Mit ihnen diskutieren andere Lehrer, Mütter wie Christina Seebach-Künzel, aber auch Studenten wie Stefan Müller, der Ergotherapeut Bernhard Kaufmann, Pfarrer Bernd Grosser oder Bürgermeister Robert Herrmann: In allen Themenbereichen sind es bunte Gruppen, Frauen wie Männer, Senioren wie Jugendliche, Parteivertreter fast aller Couleur. Über dreieinhalb Stunden hinweg erarbeiten sie konkrete Aspekte und Vorschläge, die abschließend ausformuliert von Gymnasiallehrer Dr. Roland Baumann auf die Internetplattform (www.dialog-ueber-deutschland.de) eingestellt und zur allgemeinen Bewertung freigegeben werden.

Oft sind es allgemeine Wünsche, wie ein respektvolles Miteinander oder der sinnvolle Umgang mit Ressourcen, die manchen Teilnehmern auch nicht konkret genug sind. Immerhin aber setzen sie sich mit anderen darüber auseinander, kommen ins Gespräch und lernen andere Sichtweisen kennen und tolerieren - ein Ideal jeder Bürgerversammlung, wie Irmgard Ruhhammer findet. Und nicht nur sie: "So müsste man eigentlich jedes Problem angehen", sagt eine junge Frau, die sich diese Transparenz und "direkte Demokratie", wie sie sagt, auch in der kommunalen Politik wünscht. "Ich hatte eigentlich keine großen Erwartungen", gesteht Isabell Kuhn, die dennoch sehr angetan von der Veranstaltung und dem gesprächigen Miteinander ist. In ihrer Themengruppe "Wovon wollen wir in Zukunft leben?" bespricht man konkrete Vorschläge, beispielsweise "jede zweite Straßenlaterne einfach auszumachen" oder an der Nachtbeleuchtung der Möbelhäuser zu sparen.

Auch wenn nicht alle Geistesblitze und Gesichtspunkte in die letztlich ausformulierten Vorschläge miteinfließen, sollen sie nicht umsonst gewesen sein, finden Irmgard Ruhhammer und Moderator Franz Josef Zeheter, die die Zettel und Plakate gut aufheben. Und wer seine Ideen nirgendwo wiedergefunden hat, ist immer noch eingeladen, sie selbst zu formulieren und ins Netz zu stellen.

Fahrt zur Kanzlerin

Zwei Teilnehmer des Bürgerdialogs der VHS Ebern sind für eine Fahrt nach Berlin ausgelost worden, wo sie ihr Anliegen Kanzlerin Angela Merkel auch persönlich vortragen können: Gabriele Baer (46) aus Rentweinsdorf und Michael Huth (24) aus Ebelsbach.


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