Hassberge Ein Chinese namens Toni

Von Helmut Will

In China lernt der 16 Jahre alte Felix Habermann eine völlig andere Kultur kennen. Gemeinsam mit seinen Schulkameraden vom Eberner Gymnasium ist er für zwei Wochen zu Gast in Ningbo.

 
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Ebern - Knapp 8000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Nürnberg und Peking, der Hauptstadt der Volksrepublik China. Der 16-jährige Felix Habermann aus Unterpreppach war mit einer Schülergruppe des Friedrich-Rückert-Gymnasium Ebern in den Herbstferien 2010 vierzehn Tage beinahe am anderen Ende der Welt - nämlich in China zum Schüleraustausch.

Felix ist beeindruckt von diesem asiatischen Land auf der anderen Seite des Globus: Als er gehört habe, dass er mit der Schule nach China dürfe, habe er sich erst einmal gefreut. "Schnell kamen dann bei mir aber auch mulmige Gefühle auf, so weit weg zu fahren, in ein Land mit einer anderen Kultur, einer anderen Staatsform. Man weiß ja nie, was einen erwartet", erzählt Felix Habermann.

Als er allerdings im Flugzeug saß, und der Flieger abhob, war alles wie "verflogen": "Ab diesem Zeitpunkt habe ich unsere Reise einfach nur genossen, vom ersten Augenblick bis zu unserer Rückkehr", sagt der 16-jährige mit strahlenden Augen, während er auf seinem Laptop viele Fotos zeigt, die Erinnerungen in ihm wecken, die ihn begeistert erzählen lassen.

Nach einem etwa zehnstündigen Flug und rund 9000 Flugkilometern setzte der Jet am Flughafen Shanghai-Pudong auf. Schon beim Auschecken wurde Asien spürbar. Erstes Etappenziel war die Stadt Ningbo, wo sich die Partnerschule des FRG Ebern befindet. "Mit etwa sechs Millionen Einwohnern ist das für chinesische Verhältnisse eine mittelgroße Stadt", sagt Felix. Der Platz ist in den Städten Chinas recht knapp, weshalb die Gebäude stark in die Höhe wachsen. Der 16-jährige Unterpreppacher war bei Gasteltern, die eine Wohnung in einem Hochhaus haben, für acht Tage untergebracht.

"Meine Gasteltern zählten zu den etwas wohlhabenden Familien in China. In der Stadt Ningbo ist etwa ein Zehntel der Bevölkerung reich, der Rest ist meist sehr arm."

Wenn Felix von dem Gastschüler spricht, der im Sommer bei ihm in Unterpreppach zu Besuch gewesen war, spricht er von "seinem Chinesen." Dessen Name ist Juming Shen, aber "ich habe ihn 'Toni' genannt", schmunzelt Felix, "die chinesischen Namen sind ja nicht immer leicht und richtig auszusprechen!"

Da fällt ihm der erste Satz ein, den "Toni" bei seinem Besuch in Deutschland sagte: "Es gibt hier so viele Pflanzen." Außerdem habe "der Toni" gesagt, dass er in Deutschland zum ersten Mal Sterne am Abend- oder Nachthimmel gesehen habe. Der Blick zum Himmel, das weiß Felix nun aus eigener Erfahrung, ist in Peking nämlich ständig vom Smog verdeckt. Viele Menschen würden Atemschutzmasken tragen, und "Sterne siehst du dort nicht".

Positiv hat Felix Habermann in Erinnerung, dass er und seine Schülergruppe sehr freundlich von den dortigen Schülern empfangen wurden. Angenehm ist ihm auch die gute Gemeinschaft in der Partnerschule in Ningbo aufgefallen. "Schüler, die weit entfernt wohnen, leben in der Schule", sagt er. Dort ginge es sehr streng zu, und der Lerndruck sei enorm hoch.

Felix und seine Mitschüler waren stets begehrte Fotoobjekte. "Hellhaarige Menschen sind in China eher selten zu sehen, und so wurden wir sehr oft fotografiert." Viele Sehenswürdigkeiten machten den Aufenthalt in Ningbo kurzweilig. Beeindruckt hat ihn auch das Tai-Chi, chinesisches Schattenboxen. Ein Erlebnis war die Nachtfahrt mit dem Zug über 1400 Kilometer von Shanghai nach Peking. "Das war ein Arbeiterzug, und wir wurden dort wie Wesen von einem anderen Stern bestaunt", erinnert sich Felix Habermann. In seinem Abteil, wo alles sehr eng und nicht sehr sauber war, wollte eine Frau immer Chinesisch mit ihm sprechen. "Sie hat wohl nicht kapiert, dass ich das nicht kann, oder sie konnte sich nicht vorstellen, dass in diesem Zug jemand fährt, der nicht Chinesisch spricht."

Mit der chinesischen Küche kam er gut zurecht. Ein Reiseführer sagte folgendes: "Chinesen essen alles was fliegt, außer Flugzeuge und Hubschrauber, und alles was vier Beine hat, außer Tisch und Stuhl." Geschockt hat den Schüler allerdings, als er sah, wie Frösche die zum Verkauf angeboten waren vor seinen Augen geschlachtet wurden.

Der Abschied fiel dann nach zwei Wochen nicht leicht. Die anfängliche Skepsis war verflogen, viele fremdartige und interessante Eindrücke ließen kein Heimweh aufkommen, so Felix: "Es war einfach toll was ich erlebt und gesehen habe, alles ist in China anders als bei uns."

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